An der Universität St.Gallen werden Unregelmässigkeiten bei Spesenabrechnungen untersucht. In den sozialen Medien geht es aber nicht um allfällige Täter, sondern um die Rolle der HSG.
Viele Details zum Fall gibt es noch nicht. Offenbar kam es in einem Fall mit bis zu drei beteiligten Personen an der Universität zu Spesenbezügen, die nicht dem Reglement entsprechen. Laut dem St.Galler Tagblatt ist der Rechtsanwalt und FDP-Kantonsrat Walter Locher mit der Untersuchung der Vorfälle betraut worden.
Auf entsprechende Medienberichte hin äussern sich online viele Leser zur Sache. Allerdings nicht direkt zur mutmasslichen Spesenaffäre. Sie nehmen die Universität St.Gallen aufs Korn. Der Grundtenor: Die HSG sei eine «asoziale Hochschule», an der man das Abzocken anderer Leute gewissermassen erlerne. Entsprechend sei der Vorfall nicht weiter erstaunlich.
Einige Kostproben aus der Onlineausgabe von «20 Minuten» zeigen, wie weit verbreitet das negative Bild der Universität St.Gallen offenbar ist. «Die nächste Genaration von Korrupten muss es ja irgendwo erlernen wie es geht....» heisst es da beispielsweise. Oder: «Wenn Wohlhabende, Manager oder angehende Akademiker fremdes Geld veruntreuen, ist es ein Kavaliersdelikt. Wenn das Sozialhilfeempfänger tun, ist es ein Verbrechen.»
Ein anderer Leser übersetzt das Kürzel HSG so: «Haben Statt Geben». Und eine Leserin findet, der oder die mutmasslichen Spesenbetrüger hätten nur folgerichtig gehandelt: «Gerade die HSG sollte wissen, dass das kein Betrug war, sondern Hausaufgaben erledigen.» Tiefe Vorurteile scheinen auch bei diesem Kommentator verwurzelt zu sein: «Das überrascht mich nun überhaupt nicht. Im realen Leben als Manager mit dem Stahlbesen durch die Betriebe und selber keinen Deut besser.»
Leserkommentare, in denen auf den mögliche Vorfall an sich eingegangen wird und das Ganze nicht auf die Universität umgemünzt wird, sucht man vergeblich. Mitleid darf die HSG offenbar von der Öffentlichkeit nicht erwarten. Interessant ist auch die Tatsache, dass der mutmassliche Vorfall proaktiv öffentlich gemacht wurde. Das deutet auf eine gewisse Tragweite hin - und nicht etwa eine falsch verrechnete Tankladung oder dergleichen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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