Positive Rückmeldungen zur laufenden Vernehmlassung zur neuen St.Galler Spitalstrategie sind dünn gesät. Die FDP Toggenburg reiht sich bei den Kritikern ein und stellt eine Reihe von Anträgen.
Vorweg: Dass aus dem Toggenburg befürwortende Stimmen zur Strategie «4plus5» kommen, ist kaum zu erwarten. Denn das Spital Wattwil gehört zu den fünf Standorten, die unter die Räder kommen und zu einem Gesundheits- und Notfallzentrum degradiert werden.
Die FDP Toggenburg macht da keine Ausnahme. Wie die meisten Kritiker des Vorschlags hält sie fest, dass etwas geschehen müsse in der Spitallandschaft. Was die konkrete Umsetzung angeht, ist die Partei aber mit der Stossrichtung nicht einverstanden, wie sie in einer Antwort in der Vernehmlassung schreibt. Und das aus diversen Gründen.
Zum einen moniert die FDP, dass in der Vorlage Finanzkennzahlen zu den einzelnen Standorten fehlen. Das könne dazu führen, dass Dienstleistungen, welche die Spitalverbunde vom Kantonsspital St.Gallen beziehen, «das Bild massiv verfälschen und beispielsweise das Spital Wattwil finanziell schlechter dastehen lässt, als die Lage tatsächlich ist.» Auch ^Qualitätszahlen pro Standort gebe es nicht. Deshalb lasse sich die Situation nicht wirklich beurteilen. Dieses Material fordert die FDP Toggenburg ein.
Der zweite Punkt ist die Begrenzung auf den Kanton, ein altes Thema. Es mangle an der Zusammenarbeit mit Nachbarkantonen und an einem Denken in funktionalen Räumen. Diesbezüglich scheint es derzeit eine sanfte Annäherung zwischen St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden zu geben, auch in Innerrhoden müsste man wohl diesen Weg beschreiten. Die neue Spitalstrategie spricht aber noch nicht davon. Die FDP fordert, dass die Standortplanung überkantonal anhand einer Bedarfsplanung erfolgt. Denn man könne auch in Frage stellen, ob am Kantonsspital St.Gallen ein «Angebot auf universitärem Niveau betrieben werden muss.» Prestigedenken wie beispielsweise die Herzchirurgie dürfte nicht vor der Grundversorgung stehen,
Weiter stört sich die Partei daran, dass in Wattwil hohe Investitionen abgeschrieben und ein neu gebauter Operationssaal nie wirklich genutzt werde, während man in Wil hohe Investitionen plane. Für die FDP Toggenburg ein Vorzeichen, dass das Spital Wattwil schlussendlich geschlossen werden soll. Eine Vollkostenrechnung solle zeigen, welche von drei Varianten die Beste wäre: Nur Wil, nur Wattwil oder doch beide.
Zudem seien die geplanten Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) «in der vorgelegten Form untauglich», heisst es weiter. Sie seien sowohl betriebswirtschaftlich wie auch medizinisch nicht vertretbar. Mit ihnen werde die regionale Gesundheitsversorgung in Frage gestellt. Die FDP Toggenburg weiter: «Dies ist insbesondere für das Toggenburg dramatisch, da die Region eine unterdurchschnittliche Dichte an Haus- und Fachärzten und das Fehlen von Privatkliniken ausweist.» Solche unterschiedlichen regionalen Ausgangslagen müssten in der Strategie ebenfalls mitberücksichtigt werden. Die FDP schlägt vor, statt des GNZ ein ambulantes und stationäres Basisangebot in Wattwil vorzusehen, ergänzt mit regionalspezifischen Zusatzangeboten wie Psychosomatik und Akutgeriatrie, verbunden mit der inneren Medizin, und unter dem Einbezug der regionalen Ärzte. Damit bezieht sich die FDP auf Vorschläge, die bereits vom Gemeinderat Wattwil gemacht wurden.
Und schliesslich thematisiert die Regionalpartei auch «die problematische Mehrfachrolle des Kantons als Spitalplaner, Leistungseinkäufer, Finanzierer, Aufsichtsverantwortlicher, Tarifgenehmiger und Spitalbetreiber.» Sie sei zu diskutieren und zu entschärfen.
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