Lösungsvorschläge statt Kahlschlag: Das fordern die Gemeinden, die von der vorgesehenen Spitalstrategie im Kanton St.Gallen enttäuscht sind. Konkret wollen sie möglichst schnell klare Aussagen zur Standortfrage. Und das tun sie erstmals nicht einzeln, sondern gemeinsam.
Es ist nicht ganz einfach, noch die Übersicht zu behalten. Rund um die Spitalpolitik wirken die Spitalverbunde des Kantons St.Gallen und deren Lenkungsausschuss, die Standortgemeinden melden sich zu Wort - und nun gibt es auch noch eine «Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden».
Neu ist sie nicht. Die Spitalkonferenz hat sich bereits im letzten Juni formiert. Allerdings herrschte seither gegen aussen Stille rund um die Gruppierung.
Der Name ist ein wenig trügerisch. Gemeint ist nicht, dass alle St.Galler Gemeinden nun eine Konferenz rund um das Spitalwesen gegründet haben. Die Spitalkonferenz ist nichts anderes als ein Zusammenschluss der Gemeinden, die von Spitalschliessungen oder -umwandlungen betroffen wären: Altstätten, Walenstadt, Wattwil, Flawil und Rorschach. Präsidiert wird die Konferenz vom Altstätter Gemeindepräsidenten Ruedi Mattle.
Neu ist, dass nicht mehr nur jedes derSpitäler auf eigene Faust versucht, mit einem neuen Konzept eine Schliessung zu umgehen, sondern dass die Standorte vereint marschieren. Das tun sie in einem ersten Schritt mit einer Stellungnahme, die sich an den Lenkungsausschuss richtet, der die neue Spitalstrategie formen soll.
Man stehe den bisherigen Bemühungen «skeptisch und kritisch» gegenüber, schreibt die Spitalkonferenz der St.Galler Gemeinden. Der Ansatz, die Spitalplanung im Kanton zielgerichtet weiterzuentwickeln, wird begrüsst. Das dürfe aber kein Lippenbekenntnis bleiben.
Deshalb fordern die Gemeindepräsidenten gemeinsam, dass der Lenkungsausschuss die diversen eingereichten Ideen, Vorschläge und Konzepte der einzelnen Standorte so schnell wie möglich vertieft prüft. Zur Erinnerung: Wattwil und Altstätten hatten jeder für sich ein grobes Konzept vorgelegt, in welche Richtung sich das Spital bewegen könnte, in Flawil wurden Gespräche mit einem privaten Anbieter im Gesundheitsbereich geführt.
Dabei bleibt es aber nicht. Was die Spitalkonferenz darüber hinaus fordert, erinnert an frühere Zeiten, als bereits einmal Spitäler von der Schliessung bedroht waren. «Der Lenkungsausschuss wird aufgefordert, die bedrohten Spitalstandorte mit einer medizinischen Angebotspalette unwiderruflich zu erhalten», heisst es weiter. Dabei wird unter anderem auf die gut besuchten Bevölkerungsgespräche hingewiesen, bei denen diese Forderung - wenig erstaunlich - auch laut geworden war.
Man sei bereit, bei der Ausarbeitung neuer Konzepte und Lösungen «konstruktiv-kritisch mit dem Lenkungsausschuss zusammenzuarbeiten», heisst es weiter. Gleichzeitig erwarte man eine unvoreingenommene Prüfung der Vorschläge der Standorte «und baldmöglichst positive Signale».
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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