Tiefere Löhne führen zu weniger Steuern. Kann eine Bildungs-Digitalisierungs- Offensive helfen?
Eine Studie der Hochschule Luzern zeigt, dass die Produktivität der Ostschweizer Wirtschaft sich im Vergleich zu anderen Regionen am besten entwickelt, die Wertschöpfung und die Einkommen hingegen unterdurchschnittlich sind. Landwirtschaft, traditionelle Industrie und Bauwesen sind stark vertreten; Unternehmensdienstleistungen, Finanzbranche sowie Information und Kommunikation jedoch nicht. Die Ostschweiz hat sich zu einem technologiestarken und innovativen Industriecluster entwickelt, das erfolgreich aber nicht ertragsstark ist.
Geplante IT-Bildungsoffensive
Der Industrie und Handelskammer (IHK) gebührt Dank, dass sie eine Digitalisierungs-Offensive initiiert hat und der Kanton St. Gallen nun gestützt darauf tatsächlich eine IT-Bildungsoffensive starten und dafür einen 75-Millionen- Kredit sprechen will. Die letzte Hürde ist aber noch nicht genommen: 2019 ist eine Volksabstimmung vorgesehen.
Digitalisierungsoffensive darf nicht nur bei Bildung ansetzen
Wenn in Bildung investiert wird, geht es viele Jahre, bis die ausgebildeten Personen auch wirklich in den Arbeitsmarkt eintreten und die Firmenkultur entsprechend mit ihrem neuen Know-how prägen können. Daher braucht es auch kurz- und mittelfristige Massnahmen. Bildung ist aber sicher ein Schlüssel für die langfristige Entwicklung und für eine gesunde Wirtschaft. Damit meine ich aber nicht, eine zu hohe Maturitätsquote anzustreben, sondern gezielt Fachkräfte auszubilden, die benötigt werden.
Gezieltes Standortmarketing statt Bildungsgiesskanne
Ein Landwirtschafts- und Industriekanton wird nicht von heute auf morgen zum Digitalisierungskanton. Das muss er auch nicht. Mir schwebt ein sektor- oder branchenspezifisches Standortmarketing à la Crypto-Valley in Zug vor. Nebst der Investition in Bildung, muss die IT mit Landwirtschaft und Industrie kombiniert und als Standortvorteil gefördert werden. Da sich das Toggenburg von Sargans und dem Rheintal stark unterscheidet, ist es sinnvoll, auf die lokalen Eigenheiten speziell zu reagieren und nicht flächendeckend über den ganzen Kanton.
Stärke der Landwirtschaft mit digitaler Innovation kombinieren
St. Gallen hat keine ETH wie Zürich und würde bei einem Vergleich im IT-Bereich den Kürzeren ziehen. Wäre eine Zusammenarbeit nicht denkbar? IT-Security, Industrie 4.0 und andere Themen hätten Potential. Es gibt sehr innovative Bauern, die sich digital auskennen. Die Ernte lässt sich steigern, wenn eine App dem Bauern sagt, wann er zu düngen hat. Farmy.ch ist ein anderes Beispiel. Warum kann man die Stärke in der Landwirtschaft nicht mit Innovation kombinieren?
Marcel Dobler (*1980) ist Nationalrat (FDP) für den Kanton St.Gallen. Er war einer der drei Gründer des Onlineshops digitec, der später an die Migros verkauft wurde. Dobler wohnt in Kempraten bei Rapperswil.
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