Das Historische und Völkerkundemuseum St.Gallen wird 2023 zum «Kulturmuseum St.Gallen» umbenannt.
Der neue Name verbindet die drei Kerndisziplinen des Museums: Archäologie, Geschichte und Ethnologie. Im Zentrum steht der Mensch als Kulturwesen in unterschiedlichen Zeiten, Gesellschaften und
Der Name leitet sich aus den historischen Wurzeln des Hauses ab und steht sinnbildlich für den inneren Gehalt des Museums. Mit der klaren thematischen Ausrichtung auf die philosophische Anthropologie mit ihren Fragen nach dem Wirken des Menschen in der Welt zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Realitäten, darf das Haus den Anspruch erheben, sich als Zentrum für Kulturgeschichte in St. Gallen zu etablieren.
Ein Blick in die Geschichte
Die Aufteilung der städtischen Sammlungen in die drei grossen Museen – Kunst-, Natur- und Kulturmuseum – ist aus historischer Sicht kein Zufall. Kunst, Geschichte, Archäologie und Ethnologie betreffen die Kultur, die Natur wird dieser traditionsgemäss entgegengesetzt. Die Kernbereiche des Kulturmuseums – Geschichte, Archäologie und Ethnologie – untersuchen als wissenschaftliche Disziplinen kulturelle Eigenschaften und Prozesse. Die Nachbarschaft zum Kunstmuseum ist passend, die beiden Institutionen ergänzen sich zu Kunst und Kultur im Stadtpark.
So wie sich das Kunstmuseum und das Naturmuseum schon vor längerer Zeit von den älteren Bezeichnungen «Kunsthistorisches Museum» und «Naturhistorisches Museum» abgewandt und für die modernere Variante entschieden haben, versteht sich auch das Kulturmuseum als Abkürzung von «Kulturhistorisches Museum».
Die philosophische Anthropologie
Die Kulturgeschichte ist auch ein Spiegel zur Selbstbetrachtung: Die Beschäftigung mit dem kulturellen Erbe aus verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Regionen lässt nicht nur vergangene und fremde Realitäten erschliessen, sondern macht in diesem Kontrast die eigene kulturelle Situation erkennbar. Wo könnte das besser gemacht werden als in einem Museum für Archäologie, Geschichte und Ethnologie?
Zum Auftakt ein neuer Ausstellungssaal
Sich selbst zu erkennen und in ausgewählten Kulturerzeugnissen wiederzufinden, wird auch Thema des neuen Hauptsaals im ersten Stock sein. Die Architektur des 100-jährigen Museums im Stadtpark führt die Gäste vom repräsentativen Foyer über die Prunktreppe zum grosszügigen Hauptsaal. Hier steht neu das grosse Stadtmodell, Herzstück der historischen Sammlung. Es zeigt St.Gallen um 1642 und stellt eine Verbindung zur Stadtgeschichte her. Flankiert wird es von einigen der ältesten archäologischen Fundstücke des Kantons St.Gallen einerseits und einem der wertvollsten Beispiele aus der ethnologischen Sammlung andererseits, eine Figur aus Nordchina, gleichzeitig Zeichen der kulturellen Vernetzung von Ost und West über die alte Seidenstrasse. Diese ausgewählten Stücke aus den drei Abteilungen werden ergänzt von einer spätgotischen Uhr als Symbol der Zeit und Vergänglichkeit sowie zwei Globen. Die Erd- und Himmelsgloben aus der Frühneuzeit wie das Stadtmodell sind die ältesten Hinweise auf die Sammlungsgeschichte; sie zierten einst als Prunkstücke die Bibliothek der freien Reichsstadt St.Gallen, Vorgängerin der städtischen Museen.
Ausstellung zu Jost Bürgi (1552–1632)
Der geniale Uhrmacher, Mathematiker und Astronom steht für die Umbrüche im Weltbild der Frühen Neuzeit. Als Könner seiner Handwerkskunst gelangte Bürgi zu höchsten Ehren unter Fürsten und am Kaiserhof. Diesem unterschätzten Genie ist die erste grosse kulturgeschichtliche Ausstellung gewidmet, die im Zeichen der Neuausrichtung steht – gleichzeitig ein Hinweis auf die Verbundenheit des neuen Kulturmuseums mit der Geschichte des Kantons und in diesem Fall speziell des Toggenburgs. Denn Lichtensteig ist der Geburtsort von Jost Bürgi. Die Eröffnung dieser Sonderausstellung ist am 15. September 2023.
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