Nach den Sommerferien kann am Spital in Flawil wieder operiert werden. Nicht so aber in Rorschach. Das gibt der Verwaltungsrat der St.Galler Spitalverbunde bekannt. Grund seien «die Unsicherheiten in Bezug auf die Entwicklung der Covid-19-Pandemie». Und es dürfte nicht besser werden.
Das Coronavirus hat die Spitaldebatte im Kanton St.Gallen verdrängt. Es gab eine Verschnaufpause für die heftige Debatte um das neue Modell für die Gesundheitslandschaft. Gleichzeitig hat die Pandemie aber die Lage der Spitäler noch verschärft. In Erwartung einer möglichen Flut von Patienten wurde an Eingriffen nur noch terminiert, was absolut unausweichlich war. Die Folge: Leere Spitalbetten statt der befürchteten übervollen Stationen. Gut aus gesundheitlicher Sicht, schlecht für die Bilanz.
Nun hat sich Verwaltungsrat der Spitalverbunde zu einer Klausur getroffen, angeregt durch die Geschäftsleitung des Kantonsspitals St.Gallen. Dort sind die beiden Standorte Flawil und Rorschach aufgrund der aktuellen Situation besondere Sorgenkinder. Die Frage war: Wie weiter verfahren mit dem Operationsbetrieb an diesen Häusern? Die Covid-19-Pandemie war dabei ein Faktor, die allgemeine Situation rund um Personal und Infrastruktur ein weiterer. Das medizinische Personal von Flawil und Rorschach - vor allem dasjenige aus dem Anästhesie und dem OP-Bereich - war im Frühjahr am Standort St.Gallen konzentriert worden. Die Frage war: Was geschieht nun, nachdem das Ärgste ausgestanden zu sein scheint?
Der Verwaltungsrat teilt mit, man habe entschieden, nach den Sommerferien den Operationsbetrieb in Flawil wieder aufzunehmen. «In Rorschach wird jedoch aufgrund der Unsicherheiten in Bezug auf die Entwicklung der Covid-19-Pandemie sowie aufgrund der personellen und infrastrukturellen Ausgangslage und der geografischen Nähe zum Standort St.Gallen auf eine Wiederaufnahme des OP-Betriebs verzichtet», heisst es in einer Mitteilung weiter.
Die Massnahmen zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie hätten an diesen Standorten «die seit Jahren fortschreitende negative Entwicklung in Bezug auf Auslastung und Ertragslage noch einmal stark beschleunigt und zu schwierigen personellen Verhältnissen geführt», so der Verwaltungsrat der Spitalverbunde. Nachdem an den Standorten Flawil und Rorschach die Entwicklung schon seit Jahren negativ sei, habe sich die Situation rund um Auslastung und Ertragslage durch Corona noch weiter verschlechtert. Die stationären und ambulanten Fallzahlen nahmen weiter rapide ab, es sei schwieriger geworden, einen ordentlichen Spitalbetrieb «im bisherigen Angebotsumfang» aufrechtzuerhalten.
Laut dem Verwaltungsrat der Spitalverbunde führt das zu schwierigen personellen Verhältnissen vor Ort, insbesondere für einen sicheren 24/7 Dienst- und Notfallbetrieb. Weiter heisst es: «Unter diesen Umständen wird es auch zusehends schwieriger, das Personal für den Einsatz an den Standorten Rorschach und Flawil zu motivieren und Personalabgänge abzuwenden oder Personal zu ersetzen.»
Dennoch will man am Operationsbereich festhalten - allerdings nur in Flawil. Dort soll es nach den Sommerferien wieder Eingriffe geben. In reduziertem Umfang. Nicht so in Rorschach. Man habe das der Regierung vorgelegt und mache die geplante «Transformation» von deren Entscheid abhängig. Ziel sei es, «das medizinische Angebot in Rorschach und Flawil den aktuellen Herausforderungen anzupassen und den Dienst- und Notfallbetrieb an den beiden Standorten sicherzustellen.»
Gut möglich also, dass in Rorschach gar nie wieder operiert werden wird. Denn dort ist nach dem vorgesehenen «4plus5»-Modell ein reines Gesundheits- und Notfallzentrum vorgesehen, das allerdings von der Politik noch abgesegnet werden muss. Davon wäre dann auch Flawil betroffen, das aber immerhin nach den Sommerferien die Lichter in den Operationssälen noch einmal anwerfen kann.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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