Seit dem 1. Juni präsidiert Hermann Lei die SVP-Fraktion im Thurgauer Grossen Rat. Andere Mandate hat er nicht im Visier. Ein Gespräch über eine «Schweiz in Schieflage», die Zuwanderung und unfreie Politiker.
Im Grossen Rat politisiert Hermann Lei schon seit 2007. Seitdem er dort die SVP-Fraktion präsidiert, geht er etwas diplomatischer ans Werk. Aber auch dann wählt der 51-Jährige noch deutliche Worte. Da er weder National- noch Bundesrat werden wolle – sich gewisse Ämter selber auch nicht zutraue –, müsse er keine Rücksicht nehmen. «Mich interessiert einzig, dass wir in diesem Land vernünftig leben können», sagt Lei, der in Frauenfeld eine Anwaltskanzlei betreibt.
Eine Gefahr stellt für ihn die Zuwanderung dar. Inzwischen sehe auch im Thurgau schon fast jede Gemeinde aus wie eine Kleinstadt. Man habe mit einer steigenden Kriminalität zu kämpfen und Menschen würden sich nachts nicht mehr sicher fühlen. «Dagegen müssen wir kämpfen. Und die SVP tut das. Wir wollen nicht, dass die Schweiz dereinst so aussieht wie Mexico City.»
Auf die Frage, ob er hier nicht mehr als Regierungsrat bewirken könnte, sagt Lei deutlich: «Nein. Das ist für mich kein Thema. Das Amt wird wohl frei, aber die Person, die es letztlich besetzt, ist alles andere als frei.»
Weiter geht Lei auch auf den Sieg der SVP bei den Eidgenössischen Wahlen ein. Gejubelt habe er nicht. Denn: «Immer, wenn man gut abschneidet, wird es gefährlich, dass man faul wird. Die SVP muss nun unbedingt die anderen Parteien in die Pflicht nehmen, endlich ebenfalls gewisse Themen anzugehen.» Es genüge nicht, wenn einzig die SVP die Finger auf die wunden Punkte lege.
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Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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