Nach dem vom Bundesrat angeordneten Verbot sämtlicher Konzert- und Theatervorstellungen bis Ende April ist das Theater St.Gallen intensiv damit beschäftigt, den Abschluss der Spielzeit neu zu planen.
Weil auch der Probenbetrieb bis mindestens zum 19. April ruht, sei es nicht zu vermeiden, dass Produktionen gestrichen werden müssen.
Abgesagt sind die Oper Lessons in Love and Violence und das Schauspielprojekt Letschti Rundi im Grossen Haus sowie die Tanzproduktion Colossus und das Projekt SANDKoRN der Theatertanzschule in der Lokremise.
Die Händel-Oper Giulio Cesare in Egitto sowie die Schauspiele Die Orestie und Die Gastfremden sollen jedoch noch in dieser Spielzeit aufgeführt werden. Daneben sei es das Ziel, möglichst viele Nachholtermine für abgesagte Vorstellungen zu finden.
Die Geschäftsleitung von Konzert und Theater ist zuversichtlich, dass der Vorstellungsbetrieb im Mai wieder aufgenommen werden kann. Dennoch steht bereits fest, dass der Betriebsunterbruch auch Auswirkungen auf die 15. St.Galler Festspiele hat, die vom 26. Juni bis 10. Juli dauern.
Mit grösstem Bedauern sieht sich das Theater St.Gallen gezwungen, die als Open-Air-Produktion vorgesehene Verdi-Oper Stiffelio statt auf dem Klosterhof im Theater zur Aufführung zu bringen. Das sei umso bedauerlicher, als dieses Werk dem Festspiel-Gedanken ideal entspreche und so präzise auf den sakralen Rahmen des Stiftsbezirks zugeschnitten sei, als wäre es für diesen Ort geschrieben worden: Stiffelio erzählt von einem protestantischen Pastor, der im Konflikt zwischen persönlicher Eifersucht und geistlicher Pflicht steht. Seine Frau hat ihn betrogen, er wird fast zum Mörder und schlägt ihr schliesslich die Scheidung vor.
Der Entscheid, der die St.Galler Festspiele mitten ins Herz trifft, sei den Verantwortlichen schwer gefallen. Er war jedoch unumgänglich und aus planerischen und künstlerischen Gründen bereits zum jetzigen Zeitpunkt notwendig. «Auch wenn die Corona-Krise Ende Juni hoffentlich der Vergangenheit angehört, bleibt unklar, wann der Probenbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Es ist dem Theater St.Gallen ein grosses Anliegen, dem Publikum die packende Geschichte des in St.Gallen noch nie gespielten Stiffelio in einer der Festspiele würdigen szenischen Inszenierung zeigen zu können und nicht nur in einer aus der Not geborenen und künstlerisch unbefriedigenden konzertanten Version», schreiben die Theater-Verantwortlichen in einer Mitteilung. Im Interesse der Sicherstellung der 15. St.Galler Festspiele sei man gezwungen worden, bereits jetzt zu handeln. Das weitere Programm mit dem Tanzstück Gegen den Strom und den Konzerten ist von dieser Massnahme nicht tangiert.
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