«Der amerikanische Botschafter ist eine sehr wichtige Persönlichkeit und es ist eine grosse Ehre, wenn er uns besucht», sagt Stiftsbibliothekar Cornel Dora kurz vor dem Eintreffen von Scott Miller. Seit dem 11. Januar 2022 ist er Botschafter der Vereinigten Staaten für die Schweiz und Liechtenstein.

Nebst der üblichen Präsentation der Bibliothek und einer Einführung in die aktuelle Ausstellung hat Cornel Dora seinem aussergewöhnlichen Gast zwei spezielle Handschriften präsentiert. Zum einen eine von einer Frau um 800 gezeichnete Weltkarte mit einem frühmittelalterlichen Schema der Erde. Die drei damals bekannten Kontinente – Asien, Europa und Afrika – werden darauf schematisch dargestellt und vom Ozean umflutet. Die zweite gezeigte Handschrift aus der Zeit um 850/870 war der «Sterbesang» von Beda Venerabilis. «Es ist eines der frühesten und authentischsten Zeugnisse der englischen Sprache», so Cornel Dora gegenüber dem US-Botschafter.

«It's so beautiful»

Scott Miller zeigte sich nicht nur von den alten Werken begeistert, sondern auch vom Bibliothekssaal. «It's amazing, it's so beautiful» sagte er mehrmals. Dabei zückte er immer wieder sein Mobilephone, um Fotos zu machen. Und im goldenen Gästebuch hielt er fest, dass für ihn mit diesem Besuch und dem Einblick in die historischen Publikationen ein Traum wahr geworden sei. Cornel Dora machte seinen Gast überdies auf die Sammlung irischer Handschriften aufmerksam – dies auch im Wissen um die irische Herkunft des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden. «Sollte er wiedergewählt werden und dann einmal die Schweiz besuchen, wäre dies bestimmt ein gutes Argument dafür, dass er selbst der Stiftsbibliothek einen Besuch abstattet», so Dora augenzwinkernd.

Der US-Botschafter Scott Miller ist ein früherer Unternehmensberater, Eventplaner und UBS-Vermögensverwalter aus Denver im US-Staat Colorado. Er wie auch sein Mann unterstützten die Karrieren und die Arbeit von demokratischen Toppolitikern wie Barack Obama, Hillary Clinton und Joe Biden.