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Teilnahmeverbot für Hochschulen gefordert

Überspitzt gesagt: Wer an der Pride mitläuft, wurde indoktriniert, finden die Ostschweizer Jungparteien der SVP

Die Jung-SVPler ringen um ihre Fassung: Die PHSG und der HSG-Verein Unigay laufen an der ersten St.Galler Pride mit, die am 12. August stattfindet. Das sei politisch nicht neutral, finden die bürgerlichen Jungpolitiker. Das Pride-OK spricht von «Stimmungsmache auf Kosten von Minderheiten».

Michel Bossart am 03. August 2023

Die Ostschweizer Jungparteien der SVP haben ein Indoktrinationsproblem: In einer gemeinsamen Stellungnahme haben heute die Parteipräsidenten von Graubünden, Thurgau, St.Gallen und Säntis eine Medienmitteilung verschickt, in der sie von den zwei staatlichen Hochschulen – der Pädagogischen Hochschule St.Gallen und der HSG - fordern, nicht an der ersten St.Galler Pride, die am 12. August stattfindet, teilzunehmen.

Zwar begrüsse die JSVP, dass sich junge Menschen für ihre Werte starkmachen, aber bitte schön nicht so. Die PHSG bilde nämlich künftige Lehrpersonen für «unsere» Kinder aus und Bildung beziehungsweise die Volksschule «muss in jedem Fall politisch neutral sein und darf die Kinder, die Lernenden und Studierenden weder in die eine noch in die andere Richtung beeinflussen.»

Nun ist es aber so, dass nicht die HSG, sondern die Studierendenvereinigung «Unigay» ihre Teilnahme angekündigt hat. Ein Verein queerer Studierender, der Mitstudierende – so heisst es in der Mitteilung – aufgefordert haben soll, aus Solidarität mit der LGBT-Community ebenfalls mitzumarschieren. Auch die PHSG habe einen solchen Aufruf abgesetzt.

Das gehe gar nicht, finden die Jungpräsidenten der Schweizerischen Volkspartei. Denn es werde ein politisches Programm geben und das habe nichts mehr mit einer neutralen Lehrpersonenausbildung zu tun. Sie schreiben: «Wir finden den Entscheid, nicht als Privatpersonen, sondern als PHSG und Verein Unigay an der Pride teilzunehmen, absolut inakzeptabel.»

Denn oft seien es dann eben diese Minderheiten, die der Mehrheit dann verböten, «noch normal zu denken und handeln», steht da tatsächlich in der Mitteilung. Wer sich also für seine Rechte einsetzt oder sich mit der LGBT-Community solidarisch zeigt, handelt nicht normal, sondern indoktriniert und schreibt der «normalen» Mehrheit dann vor, was sie zu tun und zu lassen habe. Es scheint bei der JSVP noch nicht angekommen zu sein, dass queere Menschen Teil der ganz normalen Gesellschaft sind und dass künftige Lehrkräfte davor nicht geschützt werden müssen, egal ob sie selbst lesbisch, schwul oder hetero sind.

Der Co-Präsident der St.Galler Pride, Andi Giger, sieht das ähnlich. Er sagt: «An der Pride geht es darum, für Menschenrechte einzustehen. Das hat wenig mit politischer Indoktrination zu tun.» Für sie sei es wichtig, dass sich alle für die Sichtbarkeit und Rechte von queeren Menschen einsetzten. «Gerade in der Bildung ist es begrüssenswert, wenn sich Institutionen aber auch Lehrpersonen mit dem Thema auseinandersetzen. Was die junge SVP hier macht, ist Stimmungsmache und Wahlkampf auf Kosten von Minderheiten.»

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Autor/in
Michel Bossart

Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).

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