Die Silvesternacht bedeutet Hochbetrieb für Taxifahrer. Auch für Samuel Holenstein, Geschäftsführer der Herold Taxi AG, der in der Zentrale die Fäden zusammenhält. In keiner anderen Nacht wird in der Stadt St.Gallen so oft ein Taxi gerufen.
Sie haben an Weihnachten gearbeitet und müssen an Silvester und Neujahr arbeiten. Machen Sie das eigentlich gerne?
Mir ist es egal, ob ich an einem Feiertag arbeite oder nicht. Im Gegenteil: Eigentlich finde ich es ganz schön. Man kann einiges erledigen, denn es kommen keine E-Mails rein. Handkehrum ist es ja auch schön, dann freizuhaben, wenn nicht alle andern ebenfalls freihaben…
Trotzdem: Arbeiten, wenn andere feiern. Ist das manchmal nicht etwas frustrierend?
Man kann sich das gut organisieren. Wichtig ist, dass das Umfeld ebenfalls flexibel ist und Verständnis dafür aufbringt. Ist das gegeben, dann geht das sehr gut.
Wie gut läuft das Taxi-Geschäft an solchen Feiertagen im Vergleich zu «normalen» Wochentagen?
Die Neujahrsnacht ist die umsatzstärkste Nacht im Jahr. Alle zwischen 1 und 9o Jahren sind unterwegs – fast niemand feiert allein oder zu zweit zu Hause. Wir merken: Da wird ausserordentliche Mobilität gebraucht und auch gefordert.
Ist Nez Rouge eine Konkurrenz für Sie?
Jain. Natürlich können solche – oft kostenlosen – Angebote von Freiwilligen das Gewerbe konkurrieren. Aber wir arbeiten auch mit Nez Rouge – oder Tixi Taxi – zusammen und dürfen manchmal Aufträge für sie erledigen.
Wie viele Fahrer und Fahrerinnen stehen in der Silvesternacht in der Stadt St.Gallen jeweils im Einsatz?
Gut 50. Und es braucht sie alle!
Ist es schwierig, Mitarbeitende für diese Feiertagsschichten zu begeistern?
Nein, eigentlich nicht. Unsere Chauffeure haben einen Umsatzanteil und da arbeitet man halt gerne, wenn viel los ist.
Stimmt es, dass es an Feiertagen besonders viel Trinkgeld für die Fahrer und Fahrerinnen gibt?
Wahrscheinlich ist es nicht mehr Trinkgeld pro gefahrene Person als sonst. Aber man hat halt einfach viel mehr Fahrten. Taxifahrer arbeiten viereinhalb Stunden am Stück, bevor sie eine halbstündige Pause einlegen. Wenn man in diesen viereinhalb Stunden durchgehend Fahrten und gar keine Wartezeiten hat, kann schon einiges an Trinkgeld zusammenkommen.
Wie feiern Sie persönlich Neujahr?
Silvester und Neujahr gibt’s für mich nicht. Ich arbeite. Um Mitternacht stossen wir in der Zentrale mit Rimuss an, dann rufe ich meine Freundin an und um fünf nach zwölf, wenn die Ersten wieder nach Hause wollen, geht’s dann richtig los und bis 5 oder 6 Uhr morgens herrscht hier Vollbetrieb.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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