logo

Kommentar

Ungleiche Gesprächsführung

Das Medienpaket beschädigt die Unabhängigkeit privater Medien. Kein Hund beisst die Hand, die ihn füttert. Der Arena-Moderator Sandro Brotz ist dafür der lebende Beweis.

Kurt Weigelt am 23. Januar 2022

Für einmal ist es einfach, für Transparenz zu sorgen. Mein Bruder Peter Weigelt ist der Präsident des Referendumskomitee gegen das Medienpaket. Er hat meine vorbehaltlose Unterstützung. Im Jahre 2018 engagierte ich mich an vorderster Front für die No-Billag-Initiative. Nach meiner Ansicht fehlt staatlich finanzierten Medien die notwendige Distanz zu den Mächtigen.

Diese Erfahrung hat uns die Arena-Diskussion zum Medienpaket einmal mehr glasklar vor Augen geführt. Vordergründig wird Gleichbehandlung garantiert. Den Befürwortern steht die gleiche Zahl an Gegnern gegenüber. Die Redezeit wird gleichmässig verteilt.

Geht es dann aber um das Thema, zeigen sich gravierende Unterschiede. Vor allem im direkten Gespräch (1:1). Bundesrätin Sommaruga wurde von Sandro Brotz zur Sache befragt. Der Moderator spielte ihr zahlreiche Steilpässe zu, damit diese ihre Fake Facts von einer Vorlage zu Gunsten regionaler Medien runterbeten konnte.

Ganz anders das Zweigespräch mit meinem Bruder Peter Weigelt. Hier spielte Brotz auf die Person. Angesprochen wurde er als Jäger - für viele eine wenig sympathische Leidenschaft - und als Medienunternehmer mit angeblich eigenen wirtschaftlichen Interessen. Das Ziel war offensichtlich. Die Glaubwürdigkeit des Referendumsführers und damit des Referendums sollte beschädigt werden.

Nun kann man die ungleiche Gesprächsführung von Brotz als eine weitere Fehlleistung eines selbstverliebten SRG-Linken abhacken. Man gewöhnt sich ja an (fast) alles. In Tat und Wahrheit aber liegen die Ursachen tiefer. Als Medienministerin garantiert Bundesrätin Sommaruga die feudale Ausstattung der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten und damit in letzter Konsequenz auch die Prominenz und das Einkommen von Brotz. Dass unter diesen Umständen Höflichkeit und Sachlichkeit und nicht Angriffe auf die Person angesagt sind, versteht sich von selbst. Kein Hund beisst die Hand, die ihn füttert.

Damit sind wir beim grundlegenden Problem des Medienpakets. Dieses beschädigt die Unabhängigkeit der privaten Medien. Selbstverständlich wird auch bei einer Annahme der Vorlage keine Zeitung den Tagesbefehl im Bundeshaus abholen. Die subventionierten Journalistinnen und Journalisten haben aber alles Interesse daran, dass die Subventionen in sieben Jahren weitergeführt und wenn möglich ausgebaut werden. Bekanntlich kommt der Appetit mit dem Essen.

Dieses Ziel erreicht man nicht mit harter Kritik an den Mächtigen und ihrer Interessenpolitik. Weit erfolgsversprechender ist es, die Regierungen mit Samthandschuhen anzufassen und deren Gegner auf der persönlichen Ebene anzugreifen. Brotz macht es vor. Auf der Strecke bleibt die ehrliche politische Auseinandersetzung. Das Medienpaket beschädigt die Demokratie. Und ist deshalb abzulehnen. Ohne Wenn und Aber.

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Kurt Weigelt

Kurt Weigelt, geboren 1955 in St. Gallen, studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bern. Seine Dissertation verfasste er zu den Möglichkeiten einer staatlichen Parteienfinanzierung. Einzelhandels-Unternehmer und von 2007 bis 2018 Direktor der IHK St.Gallen-Appenzell. Für Kurt Weigelt ist die Forderung nach Entstaatlichung die Antwort auf die politischen Herausforderungen der digitalen Gesellschaft.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.