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Gastkommentar

Unser Christbaum – ein Konsumgut zwischen Tradition, Energielieferant und CO2-Speicher

Unser Christbaum hat noch heute in vielen Wohnräumen der Schweizerinnen und Schweizer eine grosse Bedeutung. Aber können wir heute noch mit gutem Gewissen eine echte Tanne für unseren Christbaum nehmen? Wie ist der Christbaum ökologisch- und energietechnisch einzuordnen?

Sandra Stadler am 16. Dezember 2022

Unser Wald könnte uns junge Tannen und Fichten für die gute Stube liefern. Leider ist es aber so, dass die Qualität der Jungenbäume, welche «wild» gewachsen sind, nicht den Vorstellungen von Frau und Herr Schweizer entsprechen. Die unförmigen Tannenbäume haben meist einen grossen Abstand von Ast zu Ast. Weiter sind die Äste auch zu schwach, um den ebenso traditionellen Baumschmuck, bestehend aus vielen Kerzen und Kugeln zu tragen.

«Mama, woher kommen Christbäume?»

Mit dieser Frage steht das kleine Mädchen umgeben von prachtvollen Christbäumen vor ihrer Mutter. «Aus dem Wald.», antwortet die Mutter. So rasch, einfach und selbstverständlich kommt diese Antwort. Doch stimmt das auch?

Nein, nicht ganz. Denn heute wird unser Christbaum in Kulturen auf Landwirtschaftsland produziert. Und ja, die Bäume auf Schweizer Landwirtschaftsböden werden teilweise gedüngt. Im Vergleich zum Ausland aber bedeutend weniger, weil die Schweizer Kulturen meist sehr kleinflächig und oftmals für die landwirtschaftliche Nutzung an unproduktiven Orten angelegt werden, wo dann auch ein beschränkter Einsatz von Dünger und Pflanzenschutz zulässig ist. Im Wald hingegen ist das Düngen und der Einsatz von Pflanzenschutz gänzlich verboten. Dies ist auch der Grund, weshalb der «Christbaum aus dem Wald» nicht den Vorstellungen von Familie Schweizer entsprechen würde.

Bäume aus lokaler Produktion stehen für echte Nachhaltigkeit

Einheimische Bäume sind gleich aus mehreren Gründen besser für unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen. Einerseits entfallen lange Transportdistanzen aus dem Ausland. Die Bäume werden frisch geschlagen und müssen auch nicht in Kühlhäusern zwischengelagert werden, was ebenfalls unnötige CO2 Emissionen generiert.

Vergessen dürfen wir in diesem Zusammenhang auch den tollen Speichereffekt von CO2 im Holz nicht. Ein ausgewachsener Christbaum nimmt im ganzen Leben von etwa zehn Jahren ungefähr 18 kg CO2 auf. Bei der Verbrennung oder Kompostierung wird nicht mehr CO2 frei, als sie während des Wachstums gebunden haben. Auch im Vergleich zu Plastiktannen stehen unsere heimischen Tannenbäume viel besser da, denn der Speichereffekt suchen sie da leider vergeblich.

Und jetzt haben wir noch den Topfbaum

Wenn der Christbaum nach Weihnachten im eigenen Garten den Sommer verbringen darf und gut gepflegt wird, so mag dieser ökologischer sein als der Einjahres-Christbaum. Wenn er aber wieder zurück zum Produzenten geht, verursacht dieser auch wieder CO2. Beim Produzenten muss der Baum wieder gepflegt werden im ähnlichen Stil wie ein normaler Baum. Im schlimmsten Fall steht er zur Akklimatisation noch in einem Treibhaus. Die CO2 Bilanz ist daher kaum besser als bei einem traditionellen Schweizer Christbaum.

Die Tradition von Christbäumen in der warmen Stube darf somit mit gutem Gewissen beibehalten werden. Lieber ein echter Baum von einem Schweizer Produzenten, als ein Importbaum, der zum raschen Wachsen überdüngt wurde und einen weiten Transportweg hinter sich hat. Wie bei so vielen anderen Sachen in unserem Leben entscheiden wir als Konsumentinnen und Konsumenten, was produziert wird. Dazu gehört auch der Einsatz von Schweizer Holz im Bau oder in der Energiegewinnung. Lokale Produkte aus der Land- und Forstwirtschaft bestmöglich nutzen, bedeutet nachhaltig Handeln!

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Autor/in
Sandra Stadler

Sandra Stadler (*1977) aus Güttingen ist Fachlehrerin an einer Sonderschule, Kantonsrätin und Präsidentin von «Die Mitte Thurgau».

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