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Gastbeitrag

Unterschätze nicht die Nationalbank

Der Franken hat in den letzten sechs Monaten gegenüber allen wichtigen Währungen an Wert zugelegt. Der Euro verlor in dieser Zeit fast 4%, der USDollar fast 6%. Rohstoffwährungen wie der Australische Dollar sind 10% billiger. 

Thomas Stucki am 04. September 2023

Einzig das Britische Pfund konnte die Abwertung mit 1.5% in einem engeren Rahmen halten. Handelsgewichtet wurde der Franken seit Anfang März um 5% teurer, ohne dass seine Funktion als sicherer Hafen gefragt war. Die Argumente für die Franken-Stärke sind die im Vergleich zu den anderen Währungsräumen tiefere Inflation und die stattlichen Verkäufe von Fremdwährungen durch die SNB.

Nun häufen sich die Kommentare, vor allem aus dem angelsächsischen Raum, die ein Ende der Franken-Hausse prognostizieren. Bei den CHF/USD-Futures an der Chicago Mercantile Exchange haben die Nicht-Kommerziellen-Akteure grosse Short-Positionen gegen den Franken aufgebaut und gemäss Daten von State Street sind die Short-Positionen von Institutionellen Investoren im Franken so gross wie nie in den letzten fünf Jahren.

Schweizer Besonderheiten

Als Argument dient wiederum die tiefe Inflation in der Schweiz und ein damit verbundenes Ende der Zinserhöhungen durch die SNB. Vergessen wird dabei jenseits des Atlantiks, dass die Inflationsberechnung in der Schweiz ein paar Sonderheiten beinhaltet. Das Gewicht der Energiepreise ist im Vergleich zu anderen Ländern geringer, was im letzten Jahr geholfen hat. Aufgrund der höheren Mieten und den administrierten Preisen wie dem Strompreis wird die Inflationsrate bis im Januar wieder einen Sprung nach oben machen.

Wichtiger für die Nationalbank ist jedoch, dass die Binnenteuerung zwar sinkt, aber mit 2.2% immer noch zu hoch ist. Konsumnahe Bereiche wie der Detailhandel oder das Gastgewerbe können die höheren Kosten verbreitet an die Konsumenten weitergeben und tun dies auch. Eine letzte Zinserhöhung der SNB im September auf 2.00% ist daher angebracht. Im Gegensatz zu den USA werden danach Zinssenkungen in der Schweiz zumindest bis Ende 2024 kein Thema sein. Von der Zinsseite droht dem Franken somit kein Gegenwind.

SNB bleibt aktiv

Das zweite Argument ist ein Stopp der Devisenverkäufe durch die SNB als Reaktion auf die schwächeren Konjunkturindikatoren. Obschon der Anstieg des Frankens durch die im Vergleich zum Ausland tiefere Inflation und weniger starken Lohnsteigerungen teilweise kompensiert wird, ist er eine Belastung für die exportorientieren Unternehmen. Deren Klagen über den Franken nehmen entsprechend zu. 

Die SNB tut aber gut daran, das ruhige Fenster an den Finanzmärkten für die weitere Reduktion ihrer Bilanz zu nutzen. Nur so kann sie die überschüssige Liquidität im Schweizer Wirtschaftssystem dauerhaft abbauen.

Die anderen Hilfsmassnahmen wie die Ausgabe von SNB-Bills oder die Verzinsung von Bankguthaben können nur temporäre Lösungen sein, um den Geldmarktzins auf dem gewünschten Niveau zu halten. Die Nachfrage nach Franken durch die SNB wird deshalb anhalten. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass der Franken nicht zur Schwäche neigen wird und die Short-Seller mit ihren Positionen nicht glücklich werden. In den USA gibt es die Regel «Don’t fight the Fed». Für die SNB gilt das Gleiche: Unterschätze nicht die Nationalbank.

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Autor/in
Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Er hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Stucki führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 35 Mitarbeitenden und ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von 7,5 Milliarden Franken. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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