Die Publikation «Die Freien» will eine Alternative bieten: Die Macher sind überzeugt, dass viele alternative Medien nicht besser sind als die Mainstream-Medien. Im Gespräch mit Initiatorin Prisca Würgler und Redaktionsmitarbeiter Christian Schmid.
Corona brachte für die Thurgauerin Prisca Würgler das Fass zum Überlaufen. Schon früh gehörte sie zu den Massnahmenkritikerinnen, schon früh schenkte sie gewissen Berichterstattungen keinen Glauben mehr. Die gelernte Primarlehrerin wollte aber nicht nur die Faust im Sack machen, sondern eine «Alternative» kreieren. So entstand die Idee einer eigenen Publikation mit dem Namen «Die Freien». Zusammen mit Redaktionsmitarbeiter Christian Schmid spricht sie im Podcast über die Spaltung der Gesellschaft, über das verlorengegangene Vertrauen gegenüber gewissen Medien und den Begriff «Verschwörungstheoretiker».
Angst und Schuld
Hat hier eine 43-jährige Frau aus Frust kurzerhand eine neue Publikation gegründet? Die Antwort sei nicht so einfach, erklärt sie. «Natürlich war ein gewisser Frust vorhanden. Aber ich wollte nicht in dem verharren. Ich wollte nicht nur kritisieren, sondern es besser machen.» Und mit diesem Ansatz habe sich rasch Mitbegeisterte gefunden. So unter anderem auch Christian Schmid, der vorher vor allem in der Kulturszene unterwegs war und die Massnahmen schmerzhaft gespürt hat. Für ihn steht fest: «In den Medien wird viel mit Angst und Schuld operiert. Damit kann man einen Menschen fertig machen. Wir aber wollen ihn frei machen.»
Nicht nur schlechte Nachrichten
Man wolle ein Medium sein, das sich der Wahrheit verpflichtet, das kritisch, aber auch konstruktiv ist. Entsprechend findet man auf der Webseite der Publikation den Satz «Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, mit sinnstiftenden Anregungen fürs eigene Leben zu inspirieren, statt zu demotivieren.» Und in diesem Punkt kritisieren Würgler und Schmid sowohl die alternativen als auch die Mainstream-Medien. «Viele alternative Medien sind nicht besser als die Mainstream-Medien. Sie machen ebenso den Fehler, dass sie auf die ‘bad news’ setzen und damit quasi eine gewisse Sucht befriedigen. Unser Ansatz ist es, den Leser in die Selbstermächtigung zu begleiten», so Schmid.
Der anderen Seite eine Plattform bieten
Natürlich sei man aus der massnahmenkritischen Szene entstanden – und natürlich kenne man sie auch deshalb. Nun aber wolle man die verlorengegangene Debattenkultur wieder pflegen. Und das kommt nicht immer gut an, wie Würgler zugibt. So kommt es schon mal vor, dass es kritische Reaktionen aus der Leserschaft gibt, wenn man jemandem von der «Gegenseite» eine Plattform gibt.
Der Umgang mit den Mächtigen
An Kritik an den Mainstream-Medien spart insbesondere Schmid nicht. Gemäss seiner Ansicht werden sie durch Geld manipuliert. Er geht zwar nicht so weit, sie als «gekauft» zu bezeichnen, führt aber aus, dass sie bei diversen Themen den Mächtigen nicht auf die Füsse treten würden.
Ist Schmid also ein Verschwörungstheoretiker? Im Gespräch sagt er dazu unter anderem: «Was ist eine Verschwörungstheorie anderes als ein starker Verdacht?»
Über solche Begriffe können die beiden durchaus auch lachen. So fällt bei der inhaltlichen Planung einer Magazinausgabe nicht selten der Satz: «Wir ‘schwurbeln’ jetzt mal wieder etwas.»
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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