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KMU Mittelstandstudie: Der Optimismus schwindet

Verbesserung der Beziehungen zur EU, Bürokratie-Abbau und Sicherung des Fachkräftebedarfs sind die Hauptforderungen an die Politik

Die von Kearney gemeinsam mit Raiffeisen, swiss export und Angst+Pfister AG zum sechsten Mal publizierte KMU Mittelstandstudie gibt einen Einblick in die aktuelle Lage, Herausforderungen und Chancen für kleine und mittelgrosse Schweizer Unternehmen (KMU).

Die Ostschweiz am 16. September 2023

Das Stimmungsbild zeigt, wie sich die Unternehmen angesichts aktueller geopolitischer und makroökonomischer Herausforderungen positionieren und auf die Zukunft vorbereiten.

Dieses Jahr wurde in der Befragung der Fokus auf die Widerstandsfähigkeit der Unternehmen im aktuell immer noch herausfordernden Umfeld gelegt. Den befragten Unternehmen bereiten vor allem steigende Rohstoff- und Energiepreise, deren Verknappung auf der Angebotsseite sowie der Fachkräftemangel Sorgen. Dennoch sehen sich die KMU mehrheitlich als ausreichend widerstandsfähig gegenüber Krisen.

Nach der sehr optimistischen Einschätzung der KMU in der letztjährigen Studie, schwindet dieser Optimismus zunehmend. 2021 rechneten noch 76 Prozent der befragten Unternehmen mit einer guten oder sehr guten Entwicklung über die nächsten drei Jahre, 2022 waren es noch 67 Prozent, in diesem Jahr noch 62 Prozent. Die Skepsis der KMU zeigt sich unter anderem in den finanziellen Erwartungen. Nur noch die Hälfte der befragten Unternehmen gehen für dieses Jahr von steigenden Umsätzen aus, in den Vorjahren waren es noch 63 Prozent (2022) beziehungsweise 69 Prozent (2021).

Roger Reist, Leiter Firmenkunden, Treasury & Markets und Mitglied der Geschäftsleitung bei Raiffeisen Schweiz, sieht aktuell spürbaren Gegenwind für KMU: «Der durch die Pandemie entstandene Güternachfrage-Boom ist abgeflacht und die Konsumentinnen und Konsumenten geben stattdessen wieder mehr für Dienstleistungen aus. Gleichzeitig wird die Industrienachfrage durch die insbesondere im Ausland hartnäckig hohe Inflation und den Zinsanstieg belastet. Dennoch bestätigt die Studie, dass sich ein Grossteil der Schweizer KMU robust zeigt.»

Prozessanpassungen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit

Die Studie hat zudem untersucht, wie die KMU auf Krisensituationen und komplexe Herausforderungen reagieren, um die Auswirkungen auf ihr Geschäft zu mindern, zu verhindern oder sogar davon zu profitieren. Für die KMU sind zufriedene Kundinnen und Kunden und Mitarbeitende die entscheidenden Messwerte, an denen die eigene Widerstandsfähigkeit bemessen wird. Erst danach folgen finanzielle Kennzahlen. Bei den konkreten Herausforderungen standen im Befragungszeitraum die Kosten für Rohstoffe, Energie, Transport und Logistik an erster Stelle. Mit Blick auf die kommenden Jahre erwarten die KMU aber insbesondere beim Zugang zu Fachkräften grössere Schwierigkeiten. Nur 19 Prozent fühlen sich in Sachen Fachkräftemangel gut vorbereitet.

Gemäss den Studienergebnissen haben die befragten KMU zahlreiche Massnahmen ergriffen, um sich gegen Herausforderungen und Krisen zu wappnen. An erster Stelle rangieren Prozessanpassungen, allen voran die Digitalisierung von Prozessen. Dahinter folgen Investitionen in Innovation und die Anpassung von Kunden- und Preisstrategien.

Claudia Moerker, Geschäftsleiterin des Verbands swiss export stellt fest, dass viele Unternehmen ihre Lieferketten optimiert haben und die Lagerhaltung möglichst geringhielten, um Kosten zu sparen: «Diese Strategie hat die Unternehmen verwundbar gemacht. Um die Systeme zu entlasten, sollten Unternehmen auf langfristige Massnahmen setzen. Eine Regionalisierung der Zuliefererbasis sowie der Einsatz von digitalen Technologien und Künstlicher Intelligenz sind Schlüsselfaktoren, um die Krisenfestigkeit zu erhöhen und nachhaltiger zu werden».

An konjunkturellen Risiken arbeiten

Die Anzahl Unternehmen, die von einer guten bis sehr guten Entwicklung des eigenen Unternehmens in den kommenden drei Jahren ausgehen, ist seit 2021 deutlich gesunken. Die innerhalb weniger Jahre aufeinanderfolgenden Krisen und Herausforderungen haben also ihre Spuren bei den KMU hinterlassen. Zwar bezeichnen sich auch heute noch viele Unternehmen als gut auf Krisen vorbereitet, gleichzeitig ist aber ein grosser Teil der Unternehmen von den jüngsten ökonomischen und geopolitischen Verwerfungen betroffen.

Als grösste Risiken innerhalb der nächsten zwölf Monate identifizieren die befragten KMU wie bereits im Vorjahr neben hohen Energie- und Rohstoffpreisen, den Zugang zu Fachkräften und Personal sowie einmal mehr die unklaren bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU.

Seit dem Scheitern des Rahmenabkommens mit der EU haben sich die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU kaum bewegt. Deshalb fordert rund die Hälfte der befragten Unternehmen von der Politik, in der EU-Frage eine Lösung zu finden. Die Studie zeigt auch auf, dass die Wichtigkeit dieses Anliegens mit der Grösse des Unternehmens steigt.

Angesichts des sich zuspitzenden Fachkräftemangels nimmt zudem auch die Forderung nach einer Sicherung des Fachkräftebedarfs und der Sicherstellung attraktiver Rahmenbedingungen und weiterer Standortförderung im Vergleich zu den Vorjahren zu. Der bereits jetzt je nach Branche stark ausgeprägte Fachkräftemangel unterstreicht, dass diesbezüglich umfangreiche Anstrengungen sowohl seitens der Politik als auch auf Unternehmerseite erforderlich sind.

Die seit 2018 durchgeführte «KMU Mittelstandstudie» stellt eine jährliche Lagebeurteilung der Schweizer KMU dar. An der diesjährigen Befragung im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Juli 2023 haben 382 Vertreterinnen und Vertreter von Schweizer KMU teilgenommen.

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«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.

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