Die Innerrhoder Standeskommission stellt sich gegen einen Windpark in Oberegg. Umgehend kommen die üblichen Mauschelei-Vorwürfe.
Das Verdikt im Rahmen des sogenannten «Einwendungsverfahrens» war deutlich: 60 Eingaben sprachen sich für die Nutzung von Windenergie im Bezirk Oberegg im Bereich Honegg-Oberfeld aus, 500 dagegen. Wie gut diese begründet waren, ist nicht bekannt. Wohl aber, dass sich auch die Nachbarkantone bis hin zum Land Vorarlberg negativ äusserten.
Aber nun soll etwas ganz anderes für die ablehnende Haltung der Innerrhoder Regierung verantwortlich sein: Ihr früheres Mitglied Melchior Looser. Der ehemalige Landesfähnrich wohnt in Oberegg und war eine der führenden Stimmen gegen den geplanten Windpark. Zusammen mit anderen Anwohnern wehrte er sich gegen das Projekt - und er präsidiert die Interessengemeinschaft Pro Landschaft AR/AI, die die Opposition koordinierte.
Bei der «Appenzeller Zeitung» löst diese Konstellation Verschwörungstheorien aus. Die Rede ist von «Mauscheleien im Hintergrund», weil die Regierung gegen ein Projekt ist, das von einem Ex-Regierungsmitglied ebenfalls bekämpft wurde.
Zu erwähnen ist, dass Looser schon einige Jahre nicht mehr der Standeskommission angehört und seine Aktivität gegen den Windpark lange bekannt war. Wäre eine «Mauschelei» geplant gewesen, hätte das Vorgehen wohl anders aussehen müssen: Looser wäre diskret im Hintergrund geblieben und kaum an die Spitze der Gegner getreten. Eine Geheimaktion sieht jedenfalls anders aus,
Dazu kommt, dass die 500 ablehnenden Stellungnahmen im Vorverfahren vermutlich mehr Gewicht haben als ein früheres Mitglied der Standeskommission und dessen Beziehung zu den Ex-Kollegen - von denen auch keiner weiss, wie gut sie sind.
Alles in allem: Ein laues Lüftchen rund um den Windpark. Aber es scheint, als stünde bei manchen Medien alles, was in Appenzell Innerrhoden passiert, unter Generalverdacht.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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