Die Gesundheitskosten schnellen laufend in die Höhe. Gleichzeitig macht der Wettbewerb im Gesundheitswesen einige Investoren reich.
Die Ökonomisierung im Gesundheitswesen heizt Fehlanreize und unnötige Behandlungen an und verteuert die Gesundheitskosten. Damit das neoliberale Credo von «Wettbewerb und Markt» spielt, braucht es mehr medizinische Behandlungsangebote als Nachfragen. Zeichen dafür sind in unserer Region St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden die hohe Spitaldichte sowie die Tatsache, dass in den vergangenen Jahren Untersuchungsangebote mit modernsten Geräten der Computertomographie und der sehr teuren Magnetresonanztomographie (MRI) wie Pilze aus dem Boden schossen.
Die Zusammenarbeit in Versorgungsregionen – auch über Kantonsgrenzen hinweg – wirkt diesem Trend entgegen und bringt Chancen. Denn eine verbesserte Koordination der Angebote vermeidet Überkapazitäten medizinischer Behandlungen und spart Gesundheitskosten. Dieses gemeinsame Vorgehen schafft für die Kantone auch Möglichkeiten, die Entscheidungshoheit im Gesundheitswesen aufrecht zu erhalten. Denn ungebremstes Kostenwachstum provoziert Interventionen des Bundes.
Die Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden haben die Gelegenheit, mit der Gründung einer «Versorgungsregion Säntis» im Gesundheitswesen ein Pilotprojekt zu lancieren. Die drei Kantone rund um den Säntis können ihre medizinischen Angebote koordinieren und gemeinsam eine Vorreiterrolle zur Eindämmung des Kostenwachstums einnehmen.
Der Bundesrat verleiht diesem Pilotprojekt zusätzlich Auftrieb. Er hat entschieden, Massnahmen zur Eindämmung der Kosten und Mengenentwicklung im Gesundheitswesen zu verstärken. Dabei stützt er sich auf den Expertenbericht des Bundesamts für Gesundheit (BAG) vom Herbst 2017. So soll unter anderem im ersten Massnahmenpaket die Einführung eines «Experimentierartikels» kostendämpfende innovative Projekte ausserhalb des Krankenversicherungsgesetzes (KGV) ermöglichen. Die Gründung der «Versorgungsregion Säntis bietet dazu eine gute Chance.
Martin Pfister (*1954) ist schulischer Sozialarbeiter und wohnt in Appenzell. Er präsidiert die SP Appenzell Innerrhoden und ist Mitglied der Geschäftsleitung der SP Schweiz.
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