Der Wolfhaldner Söldner Johannes Rohner wurde 1794 nach Tunis verschleppt und zehn Jahre lang als Sklave gehalten. Der Thurgauer Pascal Michel hat die eindrückliche Geschichte nun aufgeschrieben und als Buch im Appenzeller Verlag herausgegeben.
Klappentext:
Neujahrstag 1794: Die Mutter will ihrem Sohn ausreden, sich als Söldner anwerben zu lassen. Doch der sechzehnjährige Johannes Rohner lässt sich nicht umstimmen - zu gross sind die Verlockungen der Fremde. Der Entscheid gibt dem Leben des Appenzellers eine folgenschwere Wendung, denn er gerät auf dem Mittelmeer in die Hände muslimischer Korsaren. Sie bringen ihn nach Tunis, wo ihn der dortige Herrscher als Haussklave gefangen nimmt. Erst nach zehn Jahren kommt Rohner frei. Über sein Schicksal legt er in autobiografischen Schriften eindrücklich Zeugnis ab. Doch die Texte geraten bald in Vergessenheit. Pascal Michel hat die Quellen nun erstmals aufgearbeitet und präsentiert ein fundiertes historisches Sachbuch, das sich wie ein Thriller liest. Es zeigt, wie die Appenzeller Behörden um das Lösegeld feilschten, wie die Eltern um ihren Sohn bangten und wie Johannes Rohner seine Lebensgeschichte nutzte, um sich wieder in der Heimat zu integrieren.
Das schreibt der Verlag zum Buch:
Drei Jahrhunderte lang machten nordafrikanische Piraten im Mittelmeer Jagd auf Menschen – auch auf Eidgenossen. Historiker und Journalist Pascal Michel hat in seinem fundierten Sachbuch eine exemplarische Lebensgeschichte aufgearbeitet: die von Johannes Rohner. «Ich bin unglücklich, aber ich habe mein Geschick verdient», schrieb Rohner im Dezember 1804 den Eltern in Wolfhalden. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits acht Jahre vergangen, seit er als neapolitanischer Söldner auf dem Mittelmeer von tunesischen Korsaren gefangen genommen und als Haussklave nach Tunis verschifft worden war. Trotz einer Spendensammlung in Ausserrhoden blieb der Weg nach Hause versperrt. Zu hoch waren die Lösegelder, die der Bey für die Freilassung forderte. Die Heimreise konnte Rohner erst zwei Jahre später antreten, als sich der Bruder Napoleons für den Appenzeller einsetzte.
Unmittelbar nach der Rückkehr veröffentlichte er – wie viele Sklaven – seine Lebensgeschichte. Sie wurde zu einem Medienereignis, ging aber bald vergessen. Pascal Michel hat die autobiografischen Schriften und bisher kaum beachtete Quellen ausgewertet. Sein Buch zeigt, wie der Söldner ins Unglück geriet, wie der Kanton um das Lösegeld feilschte, und warum es für den Protestanten so wichtig war, nach der Rückkehr seine Version der Geschichte zu verbreiten.
Über den Autor:
Pascal Michel, geboren 1991, ist in Frauenfeld aufgewachsen und hat Journalismus sowie Geschichte studiert. Er arbeitet als Journalist bei CH Media.
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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