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Ein vertiefter Blick auf das Wetter

Von Juni bis August entladen sich über der Ostschweiz am meisten Gewitter

Im Juli haben wir durchschnittlich jeden vierten Tag ein oder mehrere Gewitter zu erwarten. Die jährlichen Gewittertage liegen im östlichen Mittelland mit 28 Tagen im schweizerischen Mittelfeld. Auf dem Säntis sind es doppelt so viele. Vorsicht ist geboten, wenn ein Gewitter aus Osten aufzieht.

Christoph Frauenfelder am 10. Juli 2023

Von Mitte Juli bis Mitte August ist die heisseste und gewitterreichste Zeit des Jahres. Die schwülwarme Witterung ist der beste Nährboden für kräftige Gewitter. Während es im Sommer oftmals die lokalen Hitzegewitter sind, so sind es im Winter die eher seltenen Frontgewitter. Diese sind ausnahmslos mit einem Kaltlufteinbruch verbunden und ihre Blitze erstrecken sich oft über hunderte von Kilometern.

300‘000 Blitze pro Jahr

Einer groben Schätzung zufolge blitzt es in der Schweiz im Durchschnitt etwa 300‘000 Mal pro Jahr. Als Folge des Alpenmassivs belegt die Schweiz einen Spitzenplatz im Vergleich zum übrigen Europa.

Vom Hörnli über das Fürstenland Richtung St. Gallen und Vorarlberg

Bei labiler Atmosphärenschichtung – dies ist der Fall, wenn die Temperaturabnahme mit zunehmender Höhe mehr als ein Grad pro 100 Meter ausmacht – kommt die Thermik schnell in Gang. Diese Aufwinde können enorme Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreichen. Ist die Luft genug feucht, wachsen schon bald mächtige Quellwolken in den Himmel. Sobald sie oben ausfilzen, ist die Gewitterwolke entstanden. Bei Südwestwinden entwickeln sich die Sommergewitter zunächst über den Voralpen der Innerschweiz, wandern nordostwärts und werden je nach Angebot und Nachfrage von Feuchtigkeit und Wärme weiter aktiviert und dehnen sich im weiteren Verlauf auch ins Flachland aus. Eine der bevorzugten Laufbahnen führt von der Innerschweiz über das Zürcher Oberland ins Hörnligebiet, wo im feuchten Tannzapfenland weitere Energie aufgetankt und das Gewitter weiter aktiviert wird. Der Gewitterzug zieht danach weiter über das Fürstenland, Richtung St. Gallen, Rorschacherberg und weiter ins Vorarlbergische.

Eine andere bevorzugte Bahn finden wir in den Voralpen. Ebenfalls aus Südwesten kommend ziehen die Gewitter vom Gotthardmassiv über das Glarnerland zum Alpstein und weiter nach Österreich.

Aber auch das östliche Mittelland weist eine bevorzugte Gewitterzugbahn auf. So wird im Thurgau der Seerücken öfter von Gewittern heimgesucht als das übrige Flachland. Denn auch feuchte Wälder liefern Grundnahrung für die Gewitterentstehung. Jene Gewitter ziehen dann mit Vorliebe über Kreuzlingen nach Friedrichshafen und weiter ins Allgäu.

Ostgewitter sind besonders rabiat

Eine seltene, jedoch äusserst bedrohliche Ausnahme stellen die Ostgewitter dar. Eine Gewitterzelle über dem Allgäu oder Vorarlberg wird bei einer labilen Ostströmung Richtung Westen über das Bodenseegebiet getrieben. Dies ist für alle Wassersportler das Alarmsignal, unverzüglich Land aufzusuchen und von der Wasserfläche zu verschwinden. Erfahrungsgemäss gehören diese Gewitter ausnahmslos zu den heftigsten, die in der Bodenseeregion zuschlagen können. Etwa ein- bis zweimal pro Jahr müssen wir mit solchen Gewittern rechnen. Sie bringen Sturm und Hagel mit sich.

Der Hagelschlag

Der Hagel weist bevorzugten Regionen auf. Platz eins in der Schweiz ist das Napfgebiet und das Tessin. In der Ostschweiz belegen das Glarnerland und der Alpstein Platz zwei. Platz drei finden wir im Schaffhauser Hinterland, sowie im Alpenvorland zwischen Hörnli und St. Gallen.

Die grösste Hagelhäufigkeit weisen die Monate Mai bis Juli auf. Die Hagelprognose ist sehr schwierig und beschränkt sich immer auf örtliche Gewitterherde, die von Fall zu Fall beobachtet werden müssen. Hagelzüge ziehen sehr eng begrenzt über das Land. Hagelkörner von einigen Zentimetern Durchmesser sind dabei keine Seltenheit. Die Dauer des Hagelschlags beträgt meist nur einige Minuten.

Mit Hagelraketen wird Silberjodid in die Wolken geschossen, um die Hagelbildung entweder zu unterbinden oder zu stoppen. Ihre Wirkung ist umstritten und nicht nachweisbar. Die Rakete erreicht eine Höhe von etwa drei Kilometern. Dabei wird angenommen, dass die dabei freiwerdenden Salzkristalle mit dem Aufwind bis in Höhen von 15 Kilometern transportiert werden und damit die Hagelbildung unterbindet.

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Autor/in
Christoph Frauenfelder

Christoph Frauenfelder (*1950) ist Architekt in Pension und seit vielen Jahren als Wetterexperte tätig. Seine Spezialgebiete: Agrarmeteorologie, Klimatologie, Historisches Klima, Bodenseeklima. Er lebt in Niederuzwil

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