Der St. Galler Uni-Rektor soll laut der «Basler Zeitung» in einen Finanzskandal verwickelt sein. Es geht um seine Aufgabe als Verwaltungsratspräsident der Jungfraubahnen. Diese hat laut der Finanzmarktaufsicht mit Aktienverkäufen den Markt manipuliert.
Seit 2006 präsidiert der St.Galler Uni-Rektor Thomas Bieger den Verwaltungsrat der Jungfraubahnen. Letzten Donnerstag machte die Finanzmarktaufsicht (Finma) bekannt, dass die Jungfraubahnen zwischen 2014 und 2016 verbotenerweise ihren Aktienkurs manipuliert habe. Das Vorgehen: Jeweils am letzten Handelstag des Jahres hätte das Bahnunternehmen gezielt Aktien aus dem Eigenbeszand verkauft und so dafür gesorgt, dass der Kurs um bis zu vier Prozent zurückgegangen sei.
Ein solches Vorgehen kann laut Ausführungen der «Basler Zeitung» Sinn machen. Die Aktionäre sparen so Vermögenssteuern, denn der der Wert der Aktie, den sie versteuern müssen, fällt am Stichtag tiefer aus. Und die tiefere Kurssteigerung sorgt für eine Reserve im neuen Jahr, die je nach Geschäftsverlauf gut gebraucht werden kann.
Thomas Bieger hielt laut der «Basler Zeitung» 2016, also im letzten Jahr der Kursmanipulation, Aktien der Jungfraubahnen im Wert von knapp einer Million Franken. Die Zeitung bezieht sich bei diesen Informationen auf den offiziellen Geschäftsbericht.
Die Jungfraubahnen können die Verfügung der Finma noch anfechten. Bereits angekündigt hat das Unternehmen Massnahmen zur Verbesserung der Abläufe und der internen Kontrollen.
Der Uni-Rektor hat auf Anfragen aus Basel auf die Mitteilung der Jungfraubahnen verwiesen und auf eine eigene Stellungnahme verzichtet. Regierungsrat Stefan Kölliker, als Präsident des Universitätsrates der Vorgesetzte von Bieger, will zu dem Fall ebenfalls nichts Näheres sagen.
Die Ereignisse rund um das Verwaltungsratspräsidium kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Universität kämpft selbst mit den Nachwehen eines Spesenskandals.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.