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Wahlsonntag

Wahlen in der Ostschweiz: Alles auf einen Blick

So viele Namen, so viele Parteien, Resultate und Reaktionen bis zum späten Abend: Bei den nationalen Wahlen muss man die Spreu vom Weizen trennen, um die Übersicht zu behalten. Wir sagen Ihnen, was in den vier Ostschweizer Kantonen heute die meiste Beachtung verdient.

Stefan Millius am 20. Oktober 2019

1. Die Gesamtübersicht

So gut wie alle Prognostiker sehen einen klaren Trend: Der Sonntag wird Grün. Profitieren werden vor allem Grüne und Grünliberale, weniger die SP, auch wenn sich diese in der Klimafrage kaum von den Grünen unterscheidet. Auf wessen Kosten die grüne Welle geht, hängt von der individuellen Situation in den Kantonen ab. Die Mitte wird Federn lassen, vor allem die CVP, aber auch die FDP kann sich nach zwischenzeitlichem Umfragehoch mittlerweile nicht mehr sicher fühlen. Der SVP werden Verluste vorhergesagt, allerdings von hohem Niveau aus. Grundsätzlich wird sich die Ostschweiz nicht massiv vom Rest der Schweiz abheben, allerdings wird hier in zwei unserer vier Kantone im Majorzsystem gewählt, das Thema «Welche Partei ist im Aufwind» ist dort weniger erheblich.

2. St.Gallen

Zum Nationalrat: Quantitativ am meisten zu verlieren hat der Platzhirsch SVP mit seinen 5 von insgesamt 12 Sitzen. Dass einer davon auf der Strecke bleibt, ist gut möglich, aber nicht zwingend. Die FDP mit ihren zwei Sitzen muss wohl genau so bangen wie die CVP mit ihren 3. Eher auf der sicheren Seite ist die SP mit heute 2 Sitzen. Ein oft gehörtes Szenario ist ein grüner Doppelschlag: Grüne und GLP holen je neu einen Sitz (es wäre eine Rückeroberung), aber auf wessen Kosten ist offen. Aber dass das auf Kosten der bürgerlichen Seite geschehen würde, ist ziemlich sicher. Nur ein Bisheriger tritt nicht mehr an, Walter Müller von der FDP. Gut möglich also, dass auch jemand, der bleiben wollte, gehen muss. Thomas Ammann (CVP), Mike Egger und Barbara Keller-Inhelder (SVP) gelten am ehesten als gefährdet.

Zum Ständerat: Wenn überhaupt, dann kommt in der ersten Runde der amtierende Ständerat Beni Würth (CVP) durch, der Rest wird in eine zweite Runde gezwungen. Entscheidend ist für diese Leute, möglichst gut abzuschneiden und sich damit für den 2. Wahlgang aufzudrängen. Roland Rino Büchel (SVP) und Marcel Dobler (FDP) hoffen beide, beim Kampf um den zweiten Sitz heute hinter Würth vorne zu liegen. Denn die Rede ist für die zweite Runde von einem möglichen bürgerlichen Ticket, sprich: SVP und FDP einigen sich auf eine gemeinsame Kandidatur und besiegen mit dieser - allenfalls mit Hilfe der CVP - Paul Rechsteiner (SP). Der Rest der heutigen Ständeratskandidaten ist eher Dekorationsmaterial.

3. Thurgau

Nationalrat: Hier sind sechs Sitze zu vergeben. Und auch hier ist die Frage: Auf wessen Kosten geht ein Neugewinn aus dem grünen Lager - und sind es dort die Grünen oder die GLP, die einen Sitz gewinnen? Oder - eher unwahrscheinlich - beide? Die SVP hat derzeit drei Sitze und verzeichnet mit Markus Hausammann den einzigen Bisherigen, der nicht mehr antritt. Das ist ein gewisses Gefahrenpotenzial. Dass FDP, CVP oder SP ihren einzigen Sitz nicht halten können, ist eher unwahrscheinlich.

Ständerat: Die amtierende Brigitte Häberli (CVP) dürfte ungefährdet sein, Regierungsrat Jakob Stark (SVP) könnte den zweiten Sitz, der auch bisher bei seiner Partei lag, schon heute verteidigen. Das restliche Kandidatenfeld aus SP, Grünen und GLP nimmt sich eher gegenseitig Stimmen weg, als ihm gefährlich zu werden.

4. Appenzell Ausserrhoden

Nationalrat: Ein Sitz, zwei Kandidaturen: SVP-Nationalrat David Zuberbühler wird von Jennifer Abderhalden (FDP) herausgefordert, die sich die Unterstützung anderer Parteien wie SP, CVP und EVP gesichert hat. Rein rechnerisch müsste das komfortabel reichen für die FDP. Allerdings sind Parteiparolen nicht mit der Stimmung im Volk zu verwechseln. Die Quereinsteigerin Abderhalden gilt vielen aus dem bürgerlichen Lager nicht als Wunschlösung für den Nationalrat, sondern eher als Vehikel, um die SVP loszuwerden. Es dürfte ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden, gut möglich, dass zuletzt sehr wenige Stimmen den Ausschlag geben.

Ständerat: Eher überraschend muss sich Ständerat Andrea Caroni (FDP) nun doch einer echten Wahl stellen. Sein Gegenüber Reto Sonderegger ist Mitglied der SVP, kandidiert aber auf eigene Faust und ohne Unterstützung seiner Partei. Gefährlich werden kann er Caroni kaum, es ist aber denkbar, dass Sonderegger einiges an Proteststimmen sammelt, denn auch Caroni ist nicht einfach bei allen gleichermassen beliebt. Er dürfte sich heute dennoch wieder als Ständerat feiern lassen können.

5. Appenzell Innerrhoden

Nationalrat: So spannend war es schon lange nicht mehr im kleinsten Ostschweizer Kanton. Nachdem Daniel Fässler (CVP) in den Ständerat gewechselt hat, wollen gleich vier Anwärter seine Nachfolge antreten. Die CVP kommt mit einer amtierenden Regierungsrätin (Antonia Fässler), doch ihr Parteikollege Thomas Rechsteiner hat entschieden, auch ohne Empfehlung seiner Partei anzutreten und weiss die FDP hinter sich. Auch Ruedi Eberle (SVP) ist Mitglied der Standeskommission, Martin Pfister (SP) schliesslich ist der Dauerkandidat der Sozialdemokraten. Er wird eine untergeordnete Rolle spielen, bei den anderen drei ist buchstäblich alles möglich.

Ständerat: Daniel Fässler wurde an der Landsgemeinde gewählt und kann heute entspannt zusehen.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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