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Caluori vs. Findungskommission

Wahlkampf in Niederbüren artet zur Lokalposse aus

Drei Kandidaten wollen in Niederbüren Gemeindepräsident werden. Einer von ihnen hat keine Gnade vor der Findungskommission gefunden. Er werde bei den Wahlpodien geschnitten, sagt der parteilose Jörg Caluori. Falsch, sagt die Kommission. Wer sagt die Wahrheit?

Stefan Millius am 24. April 2019

Dies vorweg: Es steht Wort gegen Wort in dieser Sache. Allerdings gibt es eine öffentlich bekannte Vorgeschichte und einsehbare  Dialoge, die eine bestimmte Sicht der Dinge stützen.

Bei den Wahlen vom 19. Mai bewerben sich eine Frau und zwei Männer um das Gemeindepräsidium in Niederbüren. Die Oberuzwiler Gemeinderätin Caroline Bartholet und Christoph Koenig, ehemaliger Gemeindeschreiber aus dem Aargau, treten mit dem Support einer Findungskommission an, die Kandidaten gesucht hatte. Der parteilose Kandidat Jörg Caluori wird von dieser hingegen als unwählbar taxiert; wir haben darüber berichtet.

Bei der Bevölkerung scheint der hemdsärmelige, unkonventionelle ehemalige Geschäftsführer der St.Galler Buchhandlung Rösslitor gut anzukommen. 16 Mal präsentierte er sich dem Volk an einem Stammtisch und hatte laut eigenem Bekunden viele gute Begegnungen. Zudem werde er im Dorf oft positiv angesprochen. Das harsche Urteil der Findungskommission scheint zumindest bei einem Teil der Leute in Niederbüren einen Gegenreflex ausgelöst zu haben.

Was Caluori fehlte, war aber eine «offizielle» Plattform. Beim Gewerbeverein erhielt er anders als die anderen Kandidaten keine Möglichkeit, sich zu präsentieren. Dies, obschon er seine Kandidatur ordentlich angemeldet hat. Offenbar ist das Urteil der Findungskommission für einige Repräsentanten des Dorflebens gewissermassen bindend.

Nun schien es aber plötzlich doch zu klappen. Die Findungskommission lud Caluori zur zweiten Wählerveranstaltung vom 30. April ein, sich dort vorzustellen. Er wird aber nicht dort sein, sondern zusammen mit seiner Frau deren Geburtstag feiern. Die Onlinezeitung hallowil.ch titelt einen Bericht dazu mit «Caluori lässt Podium aus», was suggeriert, dass er bewusst auf die Gelegenheit verzichtet.

Jörg Caluori stellt das Ganze anders dar. Er sei vom Organisator der Wahlveranstaltung bereits vor längerer Zeit persönlich darüber informiert worden, dass er zu den offiziellen Podien nicht eingeladen sei. Entsprechend habe er sich keine Termine freigehalten. Nun, am 24. April, sei plötzlich doch eine Einladung gekommen. Er habe jetzt aber den entsprechenden Abend bereits anders verplant. «Meine Frau hat bei mir immer noch erste Priorität», schreibt Caluori augenzwinkernd in seiner Antwort an die Findungskommission.

Laut hallowil.ch will man bei der Kommission nichts davon wissen, dass Caluori frühzeitig ausgeladen worden sei. Dafür sprechen aber einige Dinge. Zum einen hat die Findungskommission klargestellt, dass sie Caluori für keinen tauglichen Kandidaten hält. Zum zweiten mutet die Einladung sehr kurzfristig an - eine Vorlaufzeit von sechs Tagen dürfte die meisten aktiven Leute aus dem Tritt bringen. Und drittens hat der kampfeslustige Kandidat keinen nachvollziehbaren Grund, ein Podium bewusst auszulassen. Bereits die Ausladung beim Gewerbeverein habe ihn sehr gestört, so Caluori.

Was auch aufmerken lässt, ist die zeitliche Abfolge. Am Mittwoch, 24. April um 15.32 erhielt Caluori die Einladung zur Teilnahme. Etwa eine Stunde später schrieb er seine Absage. Aber laut Caluori war er noch in die Lektüre der Einladung vertieft,als er einen Anruf eines Journalisten mit der Frage erhielt, ob er denn nicht teilnehme: Man habe die bewusste Einladung zum Anlass erhalten und sei von der Findungskommission informiert worden, dass nur zwei Kandidaten dabei sein werden.

Die Reihenfolge suggeriert, dass eine Einladung an Caluori  ging und praktisch zeitgleich die Medien darüber informiert wurden, dass er nicht teilnehmen werde.

Der Verdacht liegt nahe, dass die Einladung rein pro forma erfolgte, um sagen zu können, man habe allen drei Kandidaten die Gelegenheit zur Teilnahme gegeben. Das ist eine Mutmassung, allerdings eine, die von der unschönen Vorgeschichte untermauert wird.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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