Der Klimawandel setzt dem Wald zu. In einem Pilotprojekt in den Gemeinden Gaiserwald, Waldkirch und Andwil wird versucht den Wald auf einer Fläche von rund 240 Fussballfeldern umzuwandeln und zukunftstauglich zu gestalten.
Am 18. Oktober verleiht der Verband Wald St.Gallen und Liechtenstein anlässlich seines 100-jährigen Bestehens zusammen mit der Hilti Family Foundation zum ersten Mal einen Waldpreis. Fünf völlig unterschiedliche Projekte schafften es in die Endrunde. Im Final mit dabei ist das Projekt «Waldumwandlung Tannenberg - Wald der Zukunft». Das Pilotprojekt sieht im Gebiet Tannenberg die Umwandlung von nadelholzdominierten Wäldern in Laubmischwälder vor.
Durch die Pflanzung von Laubholzzellen wird die Umwandlung aktiv beschleunigt. Damit wird der Grundstein für einen klimafitten Wald der Zukunft gelegt. Der Projektperimeter umfasst 170 Hektaren Wald. Dies entspricht einer Fläche von rund 240 Fussballfeldern. Etwa ein Viertel davon gilt es aktiv umzuwandeln. Pro Jahr sollen 2,5 Hektaren Wald mit Laubhölzern bepflanzt werden. Im Projektgebiet befindet sich zudem eine 1,2 Hektaren grosse Testpflanzungsfläche der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Auf dieser werden Baumarten aus unterschiedlichen genetischen Herkünften auf ihre Zukunftstauglichkeit getestet.
Gemeinsam an Projektziel arbeiten
«Das Umwandlungsprojekt haben wir gemeinsam mit der Jagd entwickelt», erklärt Regionalförster Raphael Lüchinger. Den Jagdgesellschaften kommt für die Erreichung des Projektziels ein hoher Stellenwert zu. Sie sorgen für einen dem Lebensraum angepassten Wildbestand. Ein Teil der Umwandlungsflächen muss eingezäunt werden, damit die Jungpflanzen nicht dem Wildverbiss zum Opfer fallen. «Viele Baumarten, die Trockenperioden gut überstehen, wie Eichen, Linden und Kirschen, sind anfällig auf Wildverbiss», weiss Raphael Lüchinger. Sobald die jungen Bäume eine gewisse Grösse haben, werden die Zäune zurückgebaut und die Flächen dem Wild als Lebensraum zurückgegeben.
Eine weitere Herausforderung bei der Umsetzung des grossangelegten Projekts ist die Überzeugungsarbeit der Privatwaldbesitzenden. «Unsere beiden Revierförster Erwin Keller und Walter Bicker motivieren die Waldbesitzer beim Projekt mitzumachen und so zum Gesamterfolg beizutragen», erzählt Raphael Lüchinger, während er durch einen frisch aufgeforsteten Teil des Waldes geht. Das Projekt wird zwar von Bund und Kanton finanziell unterstützt, die Waldeigentümer müssen jedoch die Restkosten tragen.
Umwandlungsprojekt soll bekannter werden
Ein konzeptionell ähnlich aufgegleistes Waldumwandlungsprojekt gibt es gemäss dem Wissensstand von Raphael Lüchinger in der Ostschweiz nicht. Mit dem grossen Einsatz aller Beteiligter werden die fichtendominierten Waldungen langfristig in stufige, naturnahe Mischwälder mit einer funktionierenden Naturverjüngung umgewandelt. Die Umwandlung «nur» der Natur zu überlassen, würde nach heutigen Erkenntnissen nur schwerlich funktionieren.
Raphael Lüchinger erklärt: «Die Forschung zeigt, dass sich der Wald zu langsam an die sich verändernden Klimaverhältnisse anpassen kann. Deshalb ist es sinnvoll ihn dabei aktiv zu unterstützen und Mischwälder zu fördern.» Die Nomination für den Waldpreis sieht Raphael Lüchinger einerseits als Chance, um auf die Herausforderung «Klimawandel» aufmerksam und das laufende Projekt bekannter zu machen, andererseits auch als Anerkennung für das bereits Geleistete.
Die fünf Finalisten für die Verleihung des Waldpreises 2023 werden auf der Website ausführlich vorgestellt.
Bild: Regionalförster Raphael Lüchinger setzt sich dafür ein, dass die fichtendominierten Waldungen in stufige, naturnahe Mischwälder mit einer funktionierenden Naturverjüngung umgewandelt werden. Foto: Fabian Sude
Ralph Dietsche ist Geschäftsführer und Inhaber der Kommunikationsagentur radikom GmbH mit Sitz in Rüthi.
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