Das Stickmuster in der 15 Meter langen Stickmaschine. (Bilder: GALLUS BEAR)
Paddy Gloor ist Projektleiter der Kommunikationsfirma Festland. Seit einem Museumsbesuch während der Corona-Pandemie hat er sich in ein Ausstellungsstück verguckt. Wie er zu den Herrenaccessoires gekommen ist, und was ihn inspiriert hat.
Paddy Gloor ist 45 Jahre alt und wohnt in Niederteufen. Als Gloor fünf oder sechs Jahre alt war, begleitete er seinen Vater öfters zur Arbeit als Textilfachmann der Firma Bischoff Textil. Der kleine Gloor spielte damals in der Ecke des Büros mit seinen Playmobilfiguren. Auch seine Mutter war mit den Stoffen sehr vertraut. Sie arbeitete als Damenschneiderin, zuletzt bei Akris St.Gallen. Gloors Bezug zu Stoffen war ihm also bereits «in die Wiege gelegt».
Die Entdeckung im Museum
Vor eineinhalb Jahren wollten Gloor und seine Frau gemeinsam in den Urlaub nach Norwegen. Die Corona-Pandemie machte ihnen aber einen Strich durch die Rechnung. Deshalb entschieden sie sich, ein wenig in der Schweiz umherzureisen. Ihre Reise führte sie unter anderem ins Textilmuseum in St. Gallen. Dort entdeckte Gloor eine Krawatte aus dem Jahr 1860, die aussah, als hätte man sie aus dem Stoff eines Vorhangs ausgeschnitten. Er selbst fand die Krawatte nicht wirklich schön, jedoch blieb ihm das Bild noch lange im Gedächtnis haften. Er sagt: «Ich hatte deshalb sogar schlaflose Nächte!» Die ausgestellte Krawatte war der erste Anstoss, Herrenaccessoires mit St. Galler Spitze zu kombinieren.
Die ersten Schritte
Paddy Gloor visualisierte seine ersten Accessoires. Diese Prototypen zeigte er Freunden, die von der Idee auch sehr überzeugt waren. Dann ging es einen Schritt weiter. Er suchte verschiedene Stoff- und Stickmuster aus und realisierte mit Hilfe eines Textildesigners die ersten Muster. Seine ersten Prototypen wurden aus anthrazitfarbiger Seide hergestellt. Bei der Serienproduktion verwendete Gloor dann hochwertige schwarze Seide. Jede Serie enthält die gleichen Stickelemente. «Wobei beim Einstecktuch natürlich andere Ornamente zum Zug kommen als auf der kleineren Fliege», erklärt er.
Die Marke «GALLUS BEAR»
Der Name der Marke setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: GALLUS BEAR. «Es ist der Name des Gründers des St.Galler Klosters und seiner Begegnung mit einem Bären. Deshalb haben wir uns beim Logo auf den Bärenkopf konzentriert.» Das Logo soll stark und männlich wirken, es ist geometrisch gestaltet, hat aber auch durch den Stickfaden wieder etwas mit der eher weiblicheren Stickerei zu tun. Die verschiedenen Serien die Paddy Gloor produziert, tragen die Namen unterschiedlicher St.Galler Berühmtheiten. «Sie sollen dadurch nochmals geehrt werden», erzählt erstolz. «Meine erste Serie ist nach Vadian benannt. Die Zweite, dievoraussichtlich im Januar lanciert wird, wird dann den Namen Otmar tragen.» Dann gibt es auch noch die Namen Peter und Paul, die für Gloor eine wichtige Bedeutung haben. «Es sind die Namen meines Vaters und Grossvaters und werden natürlich auch durch die ersten Prototypen nochmals geehrt.»
Das Stickmuster in der 15 Meter langen Stickmaschine. (Bilder: GALLUS BEAR)
Vorsichtiges Herantasten
Die Webseite von GALLUS BEAR ist erst seit Oktober 2021 online. «Ich wollte zuerst einmal schauen, wie das Produkt ankommt, und es dann erst in den Medien bekannt machen. Die Rückmeldungen sind aber durchwegs positiv.» Momentan wird alles noch in kleinen Stückzahlen hergestellt. Gloor lacht. «Aber man weiss ja nie…». Eine, die sicher froh über eine kleinere Stückzahl ist, ist die über 80-jährige Appenzeller Hausfrau, die die Säume des Einstecktuchs rolliert. «Beim Saum ist noch alles Handarbeit», betont Gloor. Die Stickerei wird von der Bischoff Textil AG gefertigt. Dabei bewegt sich den Stoff in einer 15 Meter langen Maschine hin und her, bis das gewünschte Muster gestickt ist. In Gloors Produktion befinden sich gleichzeitig etwa drei verschiedene Fadenfarben im Einsatz. Die fertigen Krawatten, Fliegen und Einstecktücher werden dann hochwertig verpackt und in verschiedenen Geschäften und dem Onlineshop verkauft.
Werbung fürs Produkt
«Die Models und auch der Fotograf sind alles meine Freunde, die mich bei meinem Vorhaben unterstützt haben. Ich war nicht der Einzige, der eine neue Leidenschaft in diesem Projekt entdeckt hat. Einer meiner Freunde hat sogar das Modeln für sich entdeckt», erzählt Gloor. «Wir durften für die Fotos ins Restaurant netts. Ein Kollege hat uns seinen Ferrari für das Fotoshooting zur Verfügung gestellt. Es war ein sehr gelungener Tag.» Mit den Fotos hat Gloor dann Instagram und auch die Webseite bestückt. Seine bestickten Herrenaccessoires findet man momentan auch im «St.Galler Haus». «Die Manufaktur» stellt sie dort aus. «Natürlich wäre es auch sehr cool, wenn ein berühmter St.Galler meine Accessoires tragen würde. Oder Roger Federer. Das wäre super tolle Werbung. Über die vielen positiven Feedbacks, die ich jetzt bereits schon bekomme, freue ich mich natürlich riesig.»
Der Gründer der Marke «GALLUS BEAR», Paddy Gloor.
Manuela Müller (*1994) aus Marbach war bis Ende März 2022 als Redaktorin für «Die Ostschweiz» tätig.
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