Angst ist ein mächtiges Gefühl. Das Wort leitet sich aus dem griechischen «agchein» und dem lateinischen «angere» ab («würgen»/«die Kehle zuschnüren»). Diese Emotion wird relevant, wenn wir uns «ausgeliefert» fühlen. Die Pandemie zeigt das eindrücklich.
Selbst eine mögliche Rückkehr zur Normalität fühlt sich schwierig an. Eineinhalb Jahre Isolation, Lockdowns und Zwiespalt haben unsere Gesellschaft gezeichnet. Experten sprechen vom sogenannten Höhlensyndrom. Einfach wieder rausgehen oder Kontakt mit fremden Menschen haben? Für viele von uns ist das schwierig vorstellbar und mit Angstgefühlen verbunden.
Wenn man in dieser unübersichtlichen Zeit einen roten Faden der Politik zu erkennen versucht, dann ist es Angst der Menschen zu schüren. Dieses grauenvolle Gefühl macht einige von uns empfänglich für Desinformation und fördert kritikloses Akzeptieren von Presse-Informationen. Angst ist ein Grundgefühl von uns Menschen, welches sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis äussert.
Vor gefährlichen Dingen oder Situationen Angst zu haben, ist prinzipiell überlebenswichtig. Steinzeitmenschen, die vor Raubtieren keine Angst hatten, starben aus und konnten ihre Gene somit auch nicht an uns weitergeben. Bei akuten Gefahrensituationen hilft uns Angst, unsere Stresshormone wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin zu mobilisieren. Dadurch wird Zucker freigesetzt und Energie erzeugt, die wir für Kampf oder Flucht benötigen. Angst ist somit also gut! Zumindest in dieser Hinsicht...
Problematisch wird es allerdings dann, wenn wir mit einer dauerhaften Gefahrensituation konfrontiert sind. Eine dadurch dauerhafte erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen kann schädlich wirken und bis hin zu Stoffwechselstörungen wie Diabetes führen oder zu Gefässerkrankungen wie Herzinfarkt beitragen. Vor allem aber schwächt die Angst auch unser Immunsystem. Aus diesem Grund kann chronische Angst vor einer Infektion die Gefahren dieser Infektion ungemein verstärken. Angst vor einer drohenden oder beginnenden Infektionswelle zu schüren oder zu verstärken, ist aus immunologischen Gründen daher nicht unbedingt das Geschickteste. Das bedeutet nicht, dass jegliche Sorgen geleugnet werden müssen und wir den Kopf wie der Vogel Strauss in den Sand stecken sollten.
Kurzfristig ist Angst überlebensnotwendig, denn sie signalisiert uns, dass Gefahr im Verzug ist und stattet uns mit der nötigen Energie für eine Anpassungsreaktion aus. Auch lässt sie uns Schutzmassnahmen ergreifen, beispielsweise auf Distanz zu anderen Menschen zu gehen. Das Immunsystem steigert seine antivirale Aktivität angesichts der empfundenen Gefahr, sich zu infizieren. Bei länger andauernder Angst wird hingegen die Aktivität genau des Teilbereiches des Immunsystems heruntergefahren, der uns vor einer Ansteckung schützt. Die Forschungen im Bereich der Psychoneuroimmunologie haben dies in unzähligen Studien zeigen können.
Nur eine gute Einschätzung der tatsächlichen Gefahren ermöglicht uns einen rationaleren Umgang mit der Krise und dies ist genau das Problem der aktuellen Corona Pandemie. Wenn wir aufgrund unklarer Informationen diese Einschätzung nicht haben, weil uns die richtigen Daten fehlen, dann ist natürlich jeglicher Spekulation (Panikmache auf der einen Seite oder Verschwö- rungstheorien auf der anderen Seite) Tür und Tor geöffnet. Wir werden wohl irgendwann rückwirkend analysieren müssen, dass unsere Gesellschaft mit dieser Situation suboptimal umgegangen ist. Für jeden Einzelnen gab es zwischen völliger Sorglosigkeit und massiven Todesängsten eine weite Spannbreite an Reaktionsmöglichkeiten.
Wenn man erkennt, dass Ängste der tatsächlichen Gefahr nicht angemessen sind oder wenn auch tatsächlich so grosse Gefahren bestehen, dass man in seinem Handeln gelähmt wird, dann sollte etwas gegen Ängste unternommen werden. Dies mit dem Ziel sich in einen Zustand zu bringen, in dem man mit den Gefahren auch umgehen und passende Strategien entwickeln kann.
Dies kann nur gelingen, wenn eine möglichst neutrale und offene Informationspolitik herrscht und nicht eine gesteuerte oder gar zensierte Datenfreigabe erfolgt. Um besser mit der Situation umgehen zu können sind gute, stützende und aufbauende Gespräche mit Freunden, Angehörigen oder auch Therapeuten ein guter Weg. Bei konkreten Ängsten wie Spinnen- oder Höhenangst kann auch die kognitive Verhaltenstherapie sehr effektiv sein. Der Umgang mit Ängsten kann zusätzlich durch Entspannungstechni- ken, Meditationen oder auch Gebete unterstützt werden.
In Ausnahmesituationen können auch medikamentöse Massnahmen wie Tranquilizer oder Antidepressiva kurzfristig sinnvoll sein. Eine Lösung des Angst-Problems ist dadurch nicht möglich. Ziel ist keinesfalls tatsächliche Gefahren zu negieren und zu verdrängen, damit wir uns nicht mehr damit beschäftigen müssen, sondern uns in einen Zustand zu bringen Strategien entwickeln können, ohne von den Ängsten überwältigt zu werden.
In der Strategie der Führung in der Corona Krise wurde praktisch ausschliesslich der biologischen Seite des Menschen im Blick gehalten, seine psychische und soziale Seite hingegen fast völlig vernachlässigt. Doch ein Mensch ist keine seelenlose Maschine, die man nach Belieben an- und abstellen kann. Welche Folgen Lockdowns und Soziale Distanzierung für die Gesundheit des Menschen langfristig haben werden, ist derzeit noch nicht absehbar.
Der Mensch ist ein soziales Wesen, das soziale Miteinander ist sein Lebenselixier. Die Forschung der Psychoneuroimmunologie zeigt klar, dass mangelnde soziale Unterstützung, Einsamkeit und geringe soziale Integration fundamentalen Einfluss auf unser Immunsystem und auf die Anfälligkeit bei Atemwegsinfektionen haben. Familien, insbesondere mit Kindern, können auf engem Raum enorm unter Druck geraten. Dies besonders dann, wenn zusätzlich noch existentielle Bedrohungen aufgrund von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder Konkurs aufkommen.
Dieses gefährliche Gemisch aus Angst, Depression, Ohnmacht und Aggression schwächt genau jene Mechanismen des Immunsystems, die uns Infektionen mit dem Corona Virus schützen würden! Darüber hinaus haben psychisch Traumatisierte ein hohes Risiko, Jahre später Entzündungserkrankungen zum Beispiel des Herz-Kreislauf-Systems zu entwickeln und daran zu versterben. Obwohl die Auswirkungen der Corona Virus-Pandemie auf die psychische Gesundheit nicht systematisch untersucht worden sind, ist zu erwarten, dass COVID-19 nicht zuletzt aufgrund der starken Medienpräsenz über Monate hinweg Folgen haben wird.
Generalisiert wird Angst auf gesellschaftlicher Ebene geschürt, auf individueller Ebene können neben der Angst zusätzlich Stress, Depressionen oder unspezifischen psychischen Problemen gefunden werden. Häufig beobachtet werden Stimmungsprobleme, Schlafstörungen und Phobie oder panikähnliche Symptome, die zu einer Zunahme von Hautekzemen und Allergien führen.
Psychischer Stress ist nachgewiesenermassen ein wichtiger Faktor für die Entwicklung eines Reizdarmsyndroms (IBS). Hinweise aus klinischen und experimentellen Studien zeigen, dass Stress deutliche Auswirkungen auf die Motilität, Sekretion und Permeabilität des Darms hat. Stressinduzierte Einflüsse wirken auf die Darm-Hirn-Achse und verursachen oft eine Zunahme der Beschwerden. Der Einfluss von Stress in Krisen und die sich daraus ergebenen Belastungen haben nicht nur einen Einfluss bei Patien- ten mit IBS, sie wirken sich auch auf den Verlauf von chronischer Komplexerkrankungen aus, wie z.B. Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.
Emotionale Belastung und Stress drücken nicht nur auf das Gemüt, sondern auch auf das Hormonsystem. Es kommt zu einer anhaltend vermehrten Freisetzung von Corti- sol und Katecholaminen aus der Nebenniere mit Folgen für den Organismus. Neben klassischen diag- nostischen Ansätzen zum Nachweis von akuten oder chronischen Stressbelastungen auf der Basis von Cortisol-Bestimmungen im Speichel oder Neurotransmitternachweisen im Urin, gibt es neue Analyseverfahren, sogenannte Metabolom-Analysen, die auf einer hoch modernen Technologie beruhen und völlig neue Einblicke in die komplexe Welt der stress- oder angstbedingten Erkrankungenermöglichen.
Die Corona-Pandemie deckt scho- nungslos Missstände auf wie vor allem die Missstände in unserem Gesundheitssystem, das offensichtlich schon vor der Pandemie kaputtgespart war. Und während der letzten zwanzig Monate zwar viel Beifall und Solidarität erfuhr, aber es wurde nicht etwa verbessert, sondern im Gegenteil sind heute ca. 800 Intensivbetten weniger als vor einem Jahr betriebsbereit.
Unsere gewählten Volksvertreter nehmen diese offensichtlich dringende und eigentlich naheliegende Aufgabe nicht annähernd so ernst wie ihre publikumswirksame Rolle als Warner und Mahner im Panikorchester. Führungspersonen verhalten sich wie unbeugsame Feldherren und beschliessen wild entschlossen harte Einschränkungen, auch wenn sich die dann als fraglich wirksam und möglicherweise unrechtmässig und vielleicht sogar verfassungswidrig herausstellen.
Aufgedeckt hat diese Krise ein kollektives Führungsversagen. Das einzige Instrument, das seit Beginn der Pandemie durchweg zum Einsatz kommt, ist das Schüren von Angst und das Verbreiten von Panik. Dies wurde im April 2020 als Fahrplan des deutschen Innenministeriums beschlossen, wie aus einem entsprechenden internen Strategiepapier zu lesen ist welches mittlerweile frei im Internet verfügbar ist. Dort ist bewusst von einer gewollten und geplanten Schockwirkung die Rede, die in der Behauptung gipfelt, dass Kinder ihre Eltern anstecken und diese dann qualvoll zu Hause sterben—alles nur, weil das Kind vergessen hat, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen.
Bis zum heutigen Tag scheint man bewusst mit den Urängsten (Ersticken, Schuld) der Menschen zu arbeiten, um der Bevölkerung den Ernst der Lage zu verdeutlichen und sie auf eine Linie der Vorsicht und des unbedingten Gehorsams einzuschwören. Angst und Schrecken war schon das Führungsprinzip von Kaiser Caligula im römischen Reich. Mit seinem Wahlspruch «Oderint, dummetuant», zu Deutsch: «Sollen sie mich hassen, solange sie mich fürchten», beschrieb er seine wenig liebevolle Beziehung zu seinem Volk. Eine Haltung die noch viele Autokraten nach ihm in ähnlicher Weise kultivierten. Druck erzeugt Gegendruck und Gewalt führt zu Gegengewalt und so wurde Caligula nach nur vier Jahren als Kaiser im Alter von 29 Jahren von einer Prä- torianergarde ermordet und anschliessend das Andenken an ihn in grossen Teilen vernichtet.
Zusammenfassend leben wir seit nun fast 2 Jahren in einem Klima geprägt aus Angst, welches durch einseitige journalistische Berichterstattung der Massenmedien täglich weiter gefördert wird. Die eigentlich 4. Macht im Staat ist zu einer Hofberichterstattung verkommen anstelle im Sinne eines investigativen Journalismus unbequeme Fragen zu stellen und einen wissenschaftlichen Diskurs zu fördern.
Und sogar die Satiriker und Komiker im Lande, eigentlich der Tradition des «Hofnarren» verpflichtet sind verstummt. Die Gesellschaft wird geführt und zum kritiklosen Folgen gebracht durch immer neue Horror-Meldungen. Und wo ist der zwingende und früher regelmässig vorhandene wissenschaftliche Diskurs, geprägt durch offene Diskussionen? Inexistent, im Gegenteil wird jede Art von kritischer Frage oder Infragestellung von Massnahmen entweder zensiert oder beleidigend abgebrochen (Schwurbler, Aluminiumhut-Träger etc).
Es wäre dringend an der Zeit das wieder eine wissenschaftlich ge- prägte offene Diskussion über Fak- ten und Forschungen in Gang kommt und die Menschen nicht durch Angst sondern durch positi- ve Motivation geführt werden. Kann es wirklich sein, dass eines der Besten und teuersten Gesundheitssysteme durch knapp 300 intensivpflichtige Patienten an seine Grenzen geführt wird? Dann sollten wir alles unternehmen um die Menschen zu schützen und gesund zu erhalten.
Man könnte doch einmal mit positiven Aussagen arbeiten wie beispielsweise: Stärken Sie ihr Immunsystem, es kann Sie vor Viren schützen; zusammen schaffen wir das... Mit ausreichend hoch dosiertem Vitamin D, Omega 3 Fettsäuren und weiteren Mikronährstoffen haben sich Studien eindrückliche Ergebnisse in der Prävention und der Behandlung von Corona Virus Infektionen zeigen lassen. In diesem Sinne hoffe ich, dass wir auf den Weg der Positivität der Gedanken und der Liebe zueinander zurückkehren und den Weg der Distanz, Dissonanz, Misstrauen und Denunziation schnellstmöglich verlassen, sonst könnte es zu einer neuen Eiszeit kommen....
HEILKUNDE ist das vierteljährlich erscheinende naturheilkundliche Magazin, welches vom Verlag für Wissenschaft & Medizin GmbH, St. Gallen herausgegeben wird.
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