«Was macht eigentlich?» In dieser Rubrik erzählen prominente Ostschweizerinnen und Ostschweizer regelmässig über ihr aktuelles Leben. Heute die legendäre Skirennfahrerin Maria Walliser.
Sie ist eine der erfolgreichsten Schweizer Skisportlerinnen aller Zeiten: Maria Walliser. Seit ihrem Rücktritt aus dem Skizirkus sind über 30 Jahre vergangen. So lebt die heute 58-Jährige Toggenburgerin heute.
Maria Walliser, 1990 also vor 31 Jahren gaben Sie den Rücktritt aus dem Spitzensport. Woran denken Sie bis heute am meisten zurück?
Zu jeder Jahreszeit gibt es Erinnerungen: im Sommer an harte Konditionstrainings, im Herbst die Tage auf Gletscherschnee, im Winter natürlich an gelungene Auftritte an Grossanlässen, im Frühling erinnere ich mich meist an Verpflichtungen gegenüber Verband oder Ausrüster und auch welche Erholung ich mir gegönnt habe, sprich Ferien! Jedoch finde ich es ganz natürlich, dass eine lange Skikarriere und all die Erlebnisse die dazu gehören, sich nie aus den Erinnerungen löschen lassen.
Sie gehören zu den 20 erfolgreichsten Skirennfahrerinnen aller Zeiten. Wie stolz macht Sie dies?
Da ich sehr gerne im Hier und Jetzt lebe, bin ich gedanklich nicht verhaftet mit Statistiken aus früheren Zeiten. Ich denke mal, dass heute noch viele aktive Athletinnen in diese 20 Besten Einzug halten werden.
Wie kamen Sie überhaupt zum Skisport?
Wie ein Schweizer Mädchen wohl in den 70er Jahren zum Skifahren kam: mit Skilift im Dorf, mit einem engagierten Skiclub mit Nachwuchsförderung, über einen Regionalverband und später Swiss Ski. Doch ohne die eigene Lust am Wettkampf wäre dieser Weg wohl undenkbar gewesen.
Wie sportlich sind Sie heute noch unterwegs? Und welche Bedeutung hat Skifahren noch in Ihrem jetzigen Leben?
Mit Schnee unter meinen Füssen fühle ich mich auch heute noch sehr sehr wohl und glücklich. Deshalb bin ich auch gerne auf und neben der Piste unterwegs. Skitouren in unberührter Natur, oder auch Hochtouren mit Steigeisen und Pickel geben mir so viel Zufriedenheit und Glück.
Was machten Sie beruflich nach Ihrem Rücktritt aus dem Spitzensport?
Verschiedene PR- und Werbemöglichkeiten konnte ich bereits während meiner letzten Saison als Athletin an Land ziehen. Doch dann bin ich Mama geworden und bin als Familienmensch in eine wunderbare Rolle geschlüpft.
Welches sind die Highlights Ihrer Karriere? An welche Momente denken Sie besonders gerne zurück?
Die Reisen nach USA, Kanada oder Japan haben mich immer inspiriert. Weit weg von zuhause konnte ich mich total aufs Skifahren konzentrieren und gleichzeitig noch andere Länder und Menschen anderer Kulturen kennenlernen. Deshalb erinnere ich mich auch gerne an die Weltcupstarts in Übersee zurück. Und natürlich ist auch mein erster Sieg in der Combi-Abfahrt an den Weltmeisterschaften 1982 in Schladming/Haus ein Hightlight geblieben, obwohl danach noch dreimal WM Gold und drei wunderbare Olympiamedaillen dazugekommen sind.
Wie sieht Ihr Kontakt zu Ihren Fans aus? Und werden Sie noch oft auf Ihre Zeit als Spitzensportlerin angesprochen?
Gehe ich in die Berge oder bewege ich mich sportlich in meiner Heimat werde ich schon sehr oft erkannt und schätze diese Begegnungen auch sehr. Bin ich jedoch für ein Meeting oder Referat in einer Stadt und schlendere danach noch durch die Strassen, erkennt mich gar niemand. Angesprochen werde ich vor allem von Fans, die als Kinder und Jugendliche vor dem Fernseher über Mittag Skirennen schauen durften. Da höre ich dann: wegen euch Skirennfahrer*innen durften wir Zmittag vor dem TV essen, manchmal sogar die Schule schwänzen!
Ihre Tochter Noemi ist in Ihre Fussstapfen getreten. Macht Sie das als Mutter besonders stolz?
Dieser Weg war steinig und eine gravierende Verletzung hat Noemi dann gezeigt, dass nicht jedes Talent es bis an die Spitze schafft. Mit Mutterstolz hat das gar nichts zu tun. Wir haben unsere Tochter unterstützt, damit sie ihre Freude am Skifahren in den Wettkampf umsetzten kann. Und nebenbei auch noch die Matur am Sportgymnasium machen konnte. Heute hat sie als Expertin bei Swiss Snow Sports ihre Berufung auf Schnee gefunden.
Sie sind seit 22 Jahren Präsidentin der Stiftung Folsäure Schweiz. Worum geht es in dieser Stiftung?
Die Stiftung Folsäure Schweiz ist eine Aufklärungskampage für das Lebensvitamin Folsäure. Folsäure ist ein Vitamin aus der B-Gruppe (B9) und ist zuständig für die Zellteilung im menschlichen Körper. Folsäure ist lebenswichtig bei Kinderwunsch, vor und während der Schwangerschaft, um Geburtsfehlern wie Spina bifida oder Kiefer Gaumen Spalten vorzubeugen. Aber auch im Alter ist Folsäure wichtig: Demenz, Hautalterung, Hirnleistung, Schlaganfall, Depressionen - Folsäure senkt das Risiko! Vorallem Paare mit Kinderwunsch sollten ihren Folsäurespiegel hochhalten. Alle folsäurehaltigen Produkte findet man auf unserer Webseite und unserem online Magazin .
Wie sieht Ihr Alltag heute aus?
Vielbeschäftigt (lacht) verschiedene Botschafterfunktionen für Stiftungen, Projekte der Stiftung Folsäure für Kinder mit Spina Bifida, Haus und Garten, Haushalt und Kochen, Ehemann und Töchter, Freizeit und Sport, Aus- und Weiterbildungen, Charityevents und Referate, Freundschaften pflegen, Familie sein….und eine volle Stunde Interviewfragen beantworten (lacht)
Was würden Sie rückwirkend anders machen im Leben?
Noch nichts.
Worauf sind Sie im Leben am meisten stolz?
Vielleicht auf meine guten Gene und meine Grosszügigkeit.
Sie leben heute in Malans im Kanton Graubünden. Wie fest vermissen Sie die Ostschweiz?
Das Toggenburg wird immer mein Lieblingsort bleiben. Meine Kindheit auf dem Bauernhof hat mich reich beschenkt. Die Wurzeln vergisst man nie. Wenn ich zu meinen Eltern nach Mosnang fahre oder nach Wildhaus zum Skifahren und Wandern heimelet mich alles an. Ob Bündner Berge oder Churfirsten - in der Schweiz zu leben ist einfach ein Privileg, das ich sehr schätze und dankbar dafür bin.
Das Jahr 2022 ist nur ein paar Wochen alt, was haben Sie sich vorgenommen? Und haben Sie sich bis jetzt an diese Vorsätze gehalten?
«collect moments not things!»
Worauf freuen Sie sich im 2022 und was sind Ihre nächsten Ziele?
Noch viel Zeit mit meinen Eltern verbringen zu dürfen, auf einige hohe Berggipfel zu klettern, wieder eine Ausbildung zu machen, lebendig zu bleiben, viele Glücksmomente zu erleben, dankbar zu sein.
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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