Suisseculture ist bestürzt über den Entscheid des Bundesrates, das Kulturbudget 2025 bis 2028 um 14 Millionen zu kürzen. Nicht nachvollziehbar sei das Ganze, schreibt der Dachverband der Kulturschaffenden. Was er nicht erwähnt: Der Bundesrat hat knapp eine Milliarde Franken gesprochen.
987.9 Millionen Franken sind es. So viel Geld will der Bundesrat in den nächsten vier Jahren in die Kultur fliessen lassen. Also fast eine Milliarde Franken. Gemäss einem Beitrag von SRF wurde damit für die Kultur so viel Geld gesprochen wie noch nie.
Und doch ist es offenbar nicht genug.
Suisseculture jedenfalls findet, der Bundesrat knausere. Dabei sei die Ausarbeitung der Kulturbotschaft doch so vorbildlich verlaufen. Das Bundesamt für Kultur habe zum ersten Mal Vertreterinnen und Vertreter aus dem Kulturbereich angehört und Vorschläge aufgenommen.
Nun war der Bundesrat offenbar so dreist, nicht bei allen Punkten einen Haken zu setzen.
Es wird «nur» eine knappe Milliarde, statt einer vollen Milliarde. Diese Zahl kommt in der Medienmitteilung von Suisseculture allerdings nicht vor.
Selbstverständlich stehen Kulturschaffende vor grossen Herausforderungen. Und ja, dass vor Jahren eine Erhebung von Suisseculture zeigte, dass das Durchschnittseinkommen der Hälfte der freien Kulturschaffenden in der Schweiz unter 40'000 Franken im Jahr betrug, ist drastisch.
Jetzt aber über einen doch ordentlichen Topf bestürzt zu sein, dem 14 Millionen entzogen wurden und der dennoch besser gefüllt ist als je zuvor, ist unverschämt.
Die Stiftung Pro Helvetia, welche das Schweizer Kulturschaffen fördert, hat bisher noch keine Medienmitteilung zur Kürzung verschickt. Direktor Philippe Bischof erklärt gegenüber SRF jedoch, dass er eine starke Zunahme von Fördergesuchen feststelle. Schon 2023 seien tausend Gesuche mehr als im Vorjahr eingegangen. Auch dieses Jahr dürfte die Summe in eine ähnliche Richtung verlaufen.
Was er damit ausdrückt, ist nichts anderes, als dass die Nachfrage die finanziellen Möglichkeiten übersteigt. Wäre es umgekehrt, würde definitiv aber so einiges schieflaufen …
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.