Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Dieser Verfassungsgrundsatz gilt auch in der Armee. Gleiche Leistung, gleiche Chancen, so das Motto. Noch ist der Anteil an Frauen in der Armee aber gering. Der Kanton St.Gallen will für dieses Thema sensibilisieren.
Oft werden Frauen, die Militärdienst leisten, zwar im Dienst, aber keineswegs von ihrem zivilen Umfeld und der Öffentlichkeit gleichbehandelt wie männliche Angehörige der Armee. Auf diesen Widerspruch macht am Montag, dem Internationalen Frauentag, das St.Galler Amt für Militär und Zivilschutz aufmerksam
Auf den ersten Blick scheine es überraschend, dass sich die Armee am Internationalen Frauentag (IWD) für Gleichberechtigung stark macht, so das Amt. Militärdienst zu leisten, ist ein Recht, das sich alle Schweizerinnen nehmen können, wenn sie das wollen. Für die Frauen, die sich für diesen Weg entscheiden, ist er selbstverständlich – so auch für die Armee und ihre Kader. Von ihrem Umfeld und der Öffentlichkeit hingegen werden Frauen in der Armee oft als Exotinnen behandelt. Diesem Bild will das Amt für Militär und Zivilschutz des Kantons St.Gallen entgegentreten, denn das Kampagnenthema des diesjährigen IWD ist «#ChooseToChallenge». Es gehe darum, auf Bereiche hinzuweisen, wo Frauen noch nicht gleichbehandelt werden.
Alle 158 Funktionen stehen Frauen offen
Das Amt für Militär und Zivilschutz weist am Montag mit einem «tonnenschweren Zeichen» auf diesen Umstand hin. Auf dem Kornhausplatz beim Bahnhof St.Gallen rücken militärische Fahrzeuge mit einem Banner die Frage «Frauen im Militär, normal – oder?» ins öffentliche Licht. Frau Major Tamara Rancetti-Hauri und Frau Hauptfeldweibel De- sirée Pelloni berichten dort von ihren Erfahrungen.
Ein Beispiel: «Wenn ich im Tarnanzug durch die Stadt gehe, werde ich gefragt, ob ich wirklich eine Angehörige der Armee bin – so als Frau. Und wenn die Medien über mich berichten, werden immer meine langen Haare, meine Schminke oder meine Fingerringe thematisiert. Mein Aussehen rückt in den Mittelpunkt, obwohl es nicht darum geht. Das wäre bei keinem männlichen Kollegen so», erklärt Frau Major Tamara Rancetti-Hauri. Ihr ??sei es wichtig, dass Frauen ihre Möglichkeiten kennen würden und frei entscheiden könnten, ihren Beitrag zur Sicherheit zu leisten, ohne dafür hinterfragt zu werden.
Ein erster Schritt dazu sei, die öffentliche Wahrnehmung einer Frau im Tarnanzug zu normalisieren und das Recht einer Frau, Militärdienst zu leisten, anzuerkennen – ohne sie auf ihr Geschlecht und ihr Äusseres zu reduzieren.
Gemischte Teams in der Armee zum Ziel
Noch ist der Anteil an Frauen in der Armee gering. Zum ersten Mal jedoch steht der Armee mit Bundesrätin Viola Amherd eine Frau vor. Der Kanton St.Gallen engagiert sich zudem für mehr Frauen im Militär – Oberstleutnant Elisabeth Stadelmann-Meier, Präsidentin der Offiziersgesellschaft des Kantons, war bei ihrer Wahl 2019 sogar die erste Frau in einem vergleichbaren Posten.
Für Männer ist die Rekrutierung Pflicht. Immer mehr Kantone schreiben aber auch Frauen an, um sie über ihre Möglichkeiten und Chancen in der Armee zu informieren. Aus Erfahrung zeigt sich Oberst Andreas Schwarz, Kreiskommandant des Kantons St.Gallen, überzeugt, dass gemischte Teams eine Bereicherung für die Armee sind. Es werde Zeit zu zeigen, dass die Armee keine Männerdomäne mehr sein wolle.
Mehr Informationen zur heutigen Aktion gibt es unter www.frauen-team-armee.ch.
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