Unserem Kolumnisten fällt auf, dass seine Tageszeitung gewisse Fragen stellt - und andere nicht.
Ungeheure Aufregung herrschte kürzlich im Schweizerland: Eine Sensationsmeldung aus Südkorea, wonach Forscher einen echten Supraleiter gefunden hätten, erwies sich als Falschmeldung! Die Empörung ist gross, vor allem im «St.Galler Tagblatt»: «Die Sensationsgier muss enden.»
Wohlgemerkt: Gemeint ist die moderne Physik. Bei Wettermodellen, die viel zu hohe Temperaturen am Mittelmeer angeben, oder in der Pandemiebekämpfung hingegen gilt anscheinend nach wie vor: «Follow the Science», zu Deutsch: «Follow Prof. Stocker/Knutti! Follow Berset!» Zu weit will man die Zweifel an der Wissenschaft dann doch nicht treiben.
Da kommen sogar beim Wetterfrosch Zweifel auf
Ein paar Fragen an die Wissenschaft beziehungsweise deren Kommunikatoren hätten wir aber schon noch: Warum schlagen die Berechnungen der Algorithmen bei den internationalen Wettermodellen von Bucheli & Co. immer nach oben aus? Und zwar massiv?
Warum kein einziges Mal nach unten? Warum also prognostizieren sie kein einziges Mal tiefere Temperaturen?
Da kommen auch bei Wetterfrosch Jörg Kachelmann Zweifel auf. Geht es da, ganz unwissenschaftlich gefragt, wirklich mit rechten Dingen zu?
Die Wissenschaft befragen und bedrängen
Solche Fragen müssen einen Wissenschaftsredaktor, der auf den ehemaligen AZ-Medien die halbe Schweiz beglückt, nicht kümmern. Weshalb er sie, wie die anderen mir zugänglichen Schweizer Medien, auch gar nicht stellt.
Dass man den Wissenschaften seit Galileo Galilei nicht einfach glauben sollte, sondern sie – mit wissenschaftlicher Neugierde – stets neu befragen und bedrängen sollte, ist im Pflichtenheft heutiger Wissenschaftskommunikatoren nicht vorgesehen. Jedenfalls nicht bei so unwichtigen Dingen wie Klima oder Pandemiebekämpfung.
Hauptsache, beim südkoreanischen Halbleiter parat
Wichtig ist, dass man als Weltmedium aus dem Aargauischen (mit Ablegern in St.Gallen und Luzern, wie man weiss) beim Thema der südkoreanischen Halbleiter auf dem Posten ist und die richtigen Fragen stellt. Und dabei die Wissenschaft mit gerunzelter Stirn zur Ordnung ruft. Das nennt man die «Wächterfunktion der Medien».
Fazit: In Sachen Halbleiter Fragen gestellt, Wächterfunktion erfüllt. In Sachen Wetter, Meteo und Klima nicht. Bei Covid-19 auch nicht gerade geglänzt. Ist ja auch seit Galilei noch nicht so lange her.
Warum drängt sich mir die völlig unwissenschaftliche Frage auf, ob es da wirklich immer mit rechten Dingen zugeht? Oder vielleicht eher mit linken? Beziehungsweise grünen?
(Symbolbild: Archiv)Gottlieb F. Höpli (* 1943) wuchs auf einem Bauernhof in Wängi (TG) auf. A-Matur an der Kantonssschule Frauenfeld. Studien der Germanistik, Publizistik und Sozialwissenschaften in Zürich und Berlin, Liz.arbeit über den Theaterkritiker Alfred Kerr.
1968-78 journalistische Lehr- und Wanderjahre für Schweizer und deutsche Blätter (u.a. Thurgauer Zeitung, St.Galler Tagblatt) und das Schweizer Fernsehen. 1978-1994 Inlandredaktor NZZ; 1994-2009 Chefredaktor St.Galler Tagblatt. Bücher u.a.: Heute kein Fussball … und andere Tagblatt-Texte gegen den Strom; wohnt in Teufen AR.
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