Andreas Nöckl
Die Produkte der Firma azado werden für gewöhnlich nicht online gekauft. Kein Wunder, haben sie doch mitunter den Wert eines Neuwagens. Gerade in den vergangenen Monaten fanden aber unzählige der hochwertigen Grills des St.Galler Unternehmens einen neuen Besitzer.
Inhaber Andreas Nöckl erklärt, wieso seine Kunden bereit sind, mehrere tausend Franken zu investieren.
Andreas Nöckl, nun wollte ich mir in Ihrem Shop den «azado Dubai Grill» bestellen. Er ist jedoch ausverkauft. War die Nachfrage nach diesem Produkt so hoch?
(lacht) Nein. Der Grund dafür ist, dass der Dubai Grill ein absolutes Unikat ist und deshalb nur einmal gebaut wurde.
Der Grill ist für 250'000 Franken aufgelistet. Was kann der alles?
Der kann alles was ein azado-Grill auch kann. Dazu übertrumpft er mit seinen extrem edlen Materialien und der Optik jeden bestehenden Grill weltweit. So wurden für die Herstellung Titan aus der Raumfahrt, 24 Karat Gold und einzeln angefertigtes französisches Kristallglas aus dem Luxus-Hause «Lalique» verwendet.
Sie haben ja durchaus auch Produkte im Sortiment, die günstiger sind. Der günstigste Grill ist für 3'700 Franken zu erstehen. Damit bewegen wir uns aber immer noch im Luxussegment. Welche Art von Kundschaft greift so tief für einen Grill in die Tasche?
Unsere Kundschaft ist sehr qualitäts- und stilbewusst. Zudem ist ihr wichtig, dass neben Funktionalität und Design auch die Herkunft und Langlebigkeit des Produkts stimmt. Dazu können gut betuchte Kunden gehören, aber durchaus auch Grillfans, die einfach sparen und sich beim ersten Kennenlernen des azado-Grills sagen: «Den muss ich haben.»
Was führt letztlich in erster Linie zu diesem Wert? Ist es die Schweizer Produktion oder sind es die Materialien?
Es ist die Zusammensetzung aus Schweizer Produktion, hochwertigen Materialien, Innovationen und nicht zu vergessen dem einmaligen und hochklassigen Service, den wir anbieten. Dadurch hebt sich unser Produkt von schnelllebigen, im Ausland produzierten Grills ab, was sich im Wert widerspiegelt.
War es Ihre persönliche Unzufriedenheit mit gängigen Produkten, die zur Gründung von «azado» führte?
Es hatte tatsächlich damit zu tun, dass wir keinen authentischen argentinischen Grill auf dem EU-Markt gefunden haben. Einen solchen hätten wir jedoch für die Geschäftsidee eines argentinischen Caterings benötigt. Nachdem wir 2010 dann kurzerhand selbst den ersten Grill gebaut hatten, hingen wir die Catering-Idee rasch an den Nagel – einerseits aufgrund von Ratschlägen aus der Familie und andererseits, weil uns Gäste und Freunde vermehrt nach der Herkunft unseres Grills fragten und sie Einzelstücke kaufen wollten. So entstand azado 2016 und wir gründeten eine GmbH.
Andreas Nöckl
Auch diesen Sommer dürften viele Schweizerinnen und Schweizer erneut auf Ferien im Ausland verzichten. Damit rückt der heimische Garten in den Fokus. Rechnen Sie mit einer deutlich höheren Nachfrage?
Ja, tatsächlich hat schon das spezielle Jahr 2020 gezeigt, dass sich diese Annahme bestätigt und wir auf Kundschaft zählen dürfen, die gerne in Haus und Garten investieren. Der Ausfall von Messen und die Umstellung auf einen mehrheitlich digitalen Verkaufskanal ist jedoch in der Luxusbranche gleichzeitig auch eine grosse Herausforderung.
Was muss ich bei der Wahl eines azado-Grills beachten? Welche Aspekte können meine Entscheidung beeinflussen?
Grundsätzlich gibt es einen Grundentscheid: Wollen Sie einen Einbaugrill/eine Outdoorküche oder einen freistehenden, mobilen Grill? Wenn Sie das wissen, können Sie als nächstes die Grösse des Grillmodells auswählen. Diese richtet sich nach dem Geschmack des Kunden oder natürlich nach der Grösse der Familie und wieviel Besuch Sie erwarten. Auch für die Auswahl der Zusammensetzung, ob Sie zum Beispiel eine Grillplatte oder einen Drehspiess möchten, sind die individuellen Bedürfnisse ausschlaggebend. Zum Schluss runden diverse Zubehörteile ihre Entscheidung ab, wie Sie den Grill abdecken möchten oder welches Grillwerkzeug sie bevorzugen.
Worauf legen Sie aktuell den Fokus? Geht es aktuell um die Verankerung der Marke «azado» oder wird das Schwergewicht auf die Entwicklung neuer Produkte gelegt?
Unser Fokus liegt momentan in der Anpassung an den Markt und dessen Gegebenheiten sowie die Internationalisierung. Wir sind gerade dabei, uns neu zu erfinden, denn unsere gewohnten Absatzmärkte wie Messen und Ausstellungen gibt es nicht mehr. Das Online-Business haben wir komplett neu aufgebaut, ganz zu unserer Zufriedenheit. Trotzdem ist das für uns nur ein Standbein. Der azado-Grill ist ein kostspieliges Produkt, das der Kunde aus Erfahrung zuerst anfassen und einmal live sehen möchte, bevor er so viel Geld dafür ausgibt. Was auch sehr verständlich ist. Wir sind also mit der Aufgabe, einen Ersatz für solche Events zu finden, sehr gefordert. Vor allem gilt das auch für die DACH-Region, die wir gerade am aufbauen sind. Das bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich, wir sind jedoch auf sehr gutem Wege. Die Verankerung der Marke durch Marketingkampagnen und das Entwickeln neuer Produkte laufen eher nebenbei.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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