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Im Gespräch mit Beat Tinner

«Wenn mit 'alter Garde' die Erfahrung gemeint ist, ehrt mich der Ausdruck»

Beat Tinner ist der Kandidat der St.Galler FDP für die Nachfolge ihres Regierungsrats Martin Klöti. Die Nomination erfolgte deutlich, aber es gab auch kritische Stimmen gegenüber dem Kantonsrat und Wartauer Gemeindepräsidenten. Im Interview sagt er, was er von der Kritik hält.

Marcel Baumgartner am 25. Oktober 2019

124 FDP-Delegierte haben sich für Sie ausgesprochen, 77 für Christine Bolt. Wie werten Sie dieses Resultat?

Beat Tinner: Das klare Resultat im ersten Wahlgang freut mich sehr. Mit dieser Deutlichkeit habe ich nicht gerechnet. Ich deute es als Vertrauensbeweis der Delegierten in meine Person und in meine politische Arbeit. Dafür bin ich dankbar. Das Resultat motiviert mich für den bevorstehenden Wahlkampf.

Während der Versammlung wurde als Kritikpunkt die «Wählbarkeit» angesprochen. Man sah Bolt als Vertreterin der frischen und modernen FDP, sie eher als Vertreter der alten Garde, der die Wählerinnen und Wähler schlechter überzeugen könne. Können Sie diesen Kritikpunkt nachvollziehen?

Beat Tinner: Tatsache ist, dass ich im Nationalratswahlkampf ein gutes Resultat erzielen konnte. Sprich, ich konnte Wählerinnen und Wähler von meiner Person und meiner Arbeit überzeugen. Dies, obwohl der Nationalratswahlkampf für mich nur ein Warmlaufen für die Regierungswahlen war. Mit 48 Jahren würde ich mich jetzt noch nicht als alt bezeichnen. Wenn mit alter Garde die politische Erfahrung gemeint ist, ehrt mich dieser Ausdruck.

Wie wollen Sie bis zu den Wahlen im 8. März die Wählerschaft überzeugen?

Beat Tinner: Durch Leistung, durch Taten und nicht nur mit Worten. Mein Slogan lautet: Beat Tinner packt an und setzt um. Dies werde ich im Wahlkampf machen und auch nachher in der Regierung, sofern mich die St.Gallerinnen und St.Galler wählen. Mit der Nomination von gestern Abend habe ich ein erstes Etappenziel erreicht, das zweite wird die Wahl in die Regierung sein, und danach beginnt erst die eigentliche Arbeit. Wir haben bereits eine klare Vorstellung, wie wir auf die Wählerinnen und Wähler zugehen möchten und von meinen Vorzügen überzeugen wollen. Unsere Vorstellungen stimmen wir jetzt mit der Kantonalpartei und Regierungsrat Marc Mächler ab. Die Nähe zu den St.Gallerinnen und St.Gallern wird dabei sicher im Zentrum stehen. Zudem muss ich nicht bei Null anfangen. Ich kenne die Regionen und die Gemeinden unseres Kantons sehr gut. Um detailliert Auskunft zu geben, ist es sicher noch zu früh und hier auch der falsche Ort, die Wahlstrategie zu verkünden. Hinzu kommt, dass eine gewisse Portion an Überraschung den Wahlkampf üblicherweise belebt.

Es war am Anlass spürbar, dass Teile der FDP eine neue Stossrichtung wünschen. Sie möchte die Partei urbaner, weiblicher und frischer positionieren. Muss sie das Ihrer Ansicht nach?

Beat Tinner: Die Mehrheit der Delegierten hat sich für meine Person entschieden. Bei der FDP entscheidet immer noch die Basis. Somit gibt diese auch die Stossrichtung vor. Aus meiner Sicht darf die Kernfrage nicht Frau oder Mann sein, sondern die Kompetenz muss im Vordergrund stehen. Schliesslich wird - wie an der Delegiertenversammlung in einem Votum erwähnt wurde - nicht der Hauptdarsteller für «Baywatch» oder eine Schönheitskönigin oder ein Schönheitskönig gesucht, sondern ein Mitglied für die Regierung. Zudem ist es ja nicht so, dass in der FDP des Kantons St.Gallen die Männer dominieren. Wir haben mit Karin Keller-Sutter eine Bundesrätin, mit Susanne Vincenz-Stauffaer eine Nationalrätin und zahlreiche Kantonsrätinnen, Gemeindepräsidentinnen und Amtsträgerinnen. Wir sind gut aufgestellt. Mit guten Leuten. Frauen und Männern.

Dennoch: Das Frauenthema dürfte auch bei den Regierungswahlen auf den Tisch kommen. Ist die FDP im Nachteil, sollten CVP, SVP und SP und allenfalls eine Partei aus dem grünen Spektrum mit einer weiblichen Kandidatur folgen?

Beat Tinner: Die anderen Kandidaturen sind noch nicht bekannt. Zudem steht es mir nicht an, den anderen Parteien Ratschläge zu erteilen. Ein Apekt wird die regionale Verteilung sein. Die vier bisherigen Regierungsräte stammen alle aus der Region St.Gallen-Wil. Der südliche Kantonsteil ist nicht mehr vertreten. Daher bin ich in Anbetracht dieses Aspektes gut wählbar. Zusammen mit Regierungsrat Marc Mächler werde ich alles versuchen, um die beiden FDP-Sitze zu verteidigen und danach in der Regierung eine bürgerliche, volksnahe und zielführende Politik zu betreiben. Am Schluss wird man an den Leistungen gemessen. Sowohl in der Partei als auch im Volk.

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Autor/in
Marcel Baumgartner

Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

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