Ende Monat stellen die Uhren wieder auf Normalzeit um. Endlich. Die Umstellerei gehört abgeschafft und Europa muss sich wohl damit abfinden, dass die absurd grosse Mitteleuropäische Zeitzone (MEZ) der Vergangenheit angehört und unterteilt wird.
Alle Sommerzeitbefürwortenden sollen jetzt um 7 Uhr mal aus dem Fenster schauen: Dunkle Nacht. Ist ja auch kein Wunder, denn nach Mitte Oktober wäre es um 6 Uhr morgens halt noch dunkel. Ist aber schon sieben Uhr. Total zu Unrecht, finde ich.
Zweimal im Jahr ärgere ich mich nämlich über die Zeit: Im Frühling und im Herbst, dann, wenn unnötigerweise an der Uhr gedreht wird. Frecherweise wird diese Schrauberei auch noch «Zeitumstellung» genannt, obwohl die Zeit immer die gleiche bleibt, nur die Uhr wird umgestellt.
Es ist doch so: Wir können schräubeln so viel wir wollen, es ist deswegen keine Sekunde länger hell, keine Sekunde weniger lang dunkel. Die Sonne lässt sich nicht foppen, die Sommerzeit ist Lug und Betrug.
Die Sommerzeit wurde in der Schweiz diktatorisch eingeführt. Das Stimmvolk lehnte sie ab, die Regierung führte sie trotzdem ein. Sie hatte Angst, eine Zeitzoneninsel zu werden, ohne zu sagen, was denn daran genau schlimm sein sollte. Gut, in den 1980er Jahren war alles mangels Digitalisierung etwas komplizierter. Das ist aber kein Grund, präventiv eine Inselphobie zu entwickeln. Es gibt auf der Welt unzählige Zeitzonen, deren Grenzen auf dem Land verlaufen: Die USA haben derer mehrere und auch zwischen Spanien und Portugal gibt es einen Stundensprung. Mir ist nicht bekannt, dass es mit Grenzgängern oder Touristen zu erheblichen Problemen kommt.
Mit der Abschaffung der mühsamen Zeitumstellung wartet die Schweiz (einmal mehr) auf die EU. Das EU-Parlament stimmte 2019 dem Vorschlag der EU-Kommission zu, die Umstellung 2021 abzuschaffen. Doch seitdem ist nichts passiert. Voraussichtlich wird auch bis mindestens Ende 2026 nichts passieren. Toll.
Das Problem liegt wahrscheinlich bei der Unentschlossenheit, ob Normalzeit oder ewige Sommerzeit gelten soll. Gegen die ewige Sommerzeit spricht der Winter: Dann wäre es nämlich in westlichen Regionen bis um 10 Uhr morgens zapfendüster.
Die Lösung: Die absurd grosse Mitteleuropäische Zeitzone (MEZ) – sie reicht von der Ostslowakei bis nach Westspanien – muss in verschiedene Zeitzonen unterteilt werden.
Geografisch (und logisch!) gesehen, hätten Frankreich und Spanien dann die UK-Zeit. Wer von Annemasse nach Genf zur Arbeit pendelt, wohnt und arbeitet dann in zwei verschiedenen Zeitzonen. Die Welt geht deswegen nicht unter. Das garantiere ich!
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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