logo

Gastbeitrag

Wie eine Feriendestination durch Vorurteile kaputt gemacht wird

Seit den 90er-Jahren und dem Wechsel vom Apartheidsstaat zur Regenbogennation hat sich Südafrika auch in Europa zu einer der beliebtesten Reisenationen gemausert. Wie sieht das jetzt aus, zu Zeiten von Corona? – Ziemlich düster, aber ohne eigenes Verschulden.

Jörg Caluori am 19. April 2021

Touristen vor allem aus Europa strömen zu Millionen in dieses tolle Land. Aber dann kam Corona und damit die Restriktionen. Das Land hat aber seit Beginn vor genau einem Jahr zu fast totaler Normalität zurückgefunden – doch Regierungen in «Übersee», so auch in der Schweiz, wollen solches nicht wahrhaben.

Am 19. Februar meldete die Mediclinic in Kapstadt: «Zero Covid Patients today».. Seit drei Monaten sind die Zahlen stark rückgängig! Am vergangenen Freitag wurden von offizieller Seite 1325 Neuansteckungen, 885 Wiedergenesene und 48 Todesfälle gemeldet, bei einer Bevölkerung von rund 60 Millionen Menschen. Zum Vergleich: Die Schweiz vermeldet gleichentags einen Durchschnitt von 2153 Neuinfektionen pro Tag, notabene bei einer Bevölkerung von 8 Millionen Menschen, Deutschland kämpft mit weit über 20'000 Neuinfektionen pro Tag bei 83 Millionen Einwohnern.

Trotzdem gilt Südafrika aus Sicht unserer Regierenden in der Schweiz und Deutschland als Hochrisikoland und unterliegt damit strengen Einreisebeschränkungen. Ist diese Haltung einfach nur Ignoranz oder Arroganz? «Es kann nicht sein, was nicht sein darf!» Oder ist es gar Rassismus?

Solches bremst den so wichtigen Tourismus am Kap komplett aus. Allein im Westerncape haben in der Gastronomie 800‘000 Menschen die Arbeit verloren, und hier haben wir keinen Ueli, der schnell mal einige Millionen zur Soforthilfe locker macht. Ja Südafrika ist kein sogenanntes 1. Welt Land, und es gibt kein so tolles soziales Netz wie in der Schweiz. Aber Südafrika ist uns doch in einigen Dingen voraus, dazu zwei Beispiele:

1. Beim Start der Pandemie am allerersten Tag (!) des Lockdowns wurden durch die Armee im ganzen Land zig Millionen Gesichtsmasken an die Bevölkerung verteilt. Der Präsident Cyril Ramaphosa, der im Zusammenhang mit dieser Pandemie einen hervorragenden Job macht, ruft via Livestreaming alle zwei bis drei Wochen in eindringlichen, aber nicht belehrenden Worten alle Südafrikaner zur Solidarität im Kampf gegen Corona auf.

2. In Südafrika war und ist man sich schon lange vor Corona gewohnt, dass in Läden und Supermärkten Desinfektionsmittel bereit liegen und beispielsweise alle Einkaufskörbe vor Gebrauch desinfiziert werden.

Vergangenen Herbst haben südafrikanische Wissenschaftler eine Mutation des Covidvirus entdeckt, und dies wurde insofern fatal, da vor allem in unseren Medien immer wieder die «Südafrika-Variante“ bzw. «Südafrika Mutation» genannt wurde und leider noch immer wird, dies obwohl die WHO eindringlich davor warnt, Viren nicht nach geospezifischen Orten zu benennen, seit der «Spanischen Grippe», die nichts mit Spanien «am Hut» hatte, wissen wir solches. Viren mutieren nun mal, dies bestätigt jeder Virologe, aber durch die Benennung als «Südafrika-Variante» wird das Land jetzt stigmatisiert, und die Folgen sind verheerend.

Obwohl Südafrika fast wieder Normalität erreicht hat, leidet das Land unter diesem Imageschaden. Und es erzeugt Unmut in der Bevölkerung, denn diese leidet massiv unter dem Wegbleiben der Touristen.

Der Autor hat sich die Mühe gemacht und unsere wissenschaftliche Task Force in der Schweiz und das Bundesministerium für Gesundheit in Deutschland mit verifizierten Zahlen und Fakten bedient und nachgefragt, mit welchen Begründungen Südafrika auf den sogenannten Risikolisten verbleibe. Aus Deutschland gab es gar keine Reaktion, aus dem BAG einen netten Zweizeiler, es täte ihnen leid… Keine Begründung, keine Fakten, rein gar nichts!

Aber sind wir uns solches von unseren Regierenden in dieser Pandemie nicht gewohnt?

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Jörg Caluori

Jörg Caluori (*1953) ist freischaffend und wohnt in Niederbüren und Kapstadt.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.