Seit den 90er-Jahren und dem Wechsel vom Apartheidsstaat zur Regenbogennation hat sich Südafrika auch in Europa zu einer der beliebtesten Reisenationen gemausert. Wie sieht das jetzt aus, zu Zeiten von Corona? – Ziemlich düster, aber ohne eigenes Verschulden.
Touristen vor allem aus Europa strömen zu Millionen in dieses tolle Land. Aber dann kam Corona und damit die Restriktionen. Das Land hat aber seit Beginn vor genau einem Jahr zu fast totaler Normalität zurückgefunden – doch Regierungen in «Übersee», so auch in der Schweiz, wollen solches nicht wahrhaben.
Am 19. Februar meldete die Mediclinic in Kapstadt: «Zero Covid Patients today».. Seit drei Monaten sind die Zahlen stark rückgängig! Am vergangenen Freitag wurden von offizieller Seite 1325 Neuansteckungen, 885 Wiedergenesene und 48 Todesfälle gemeldet, bei einer Bevölkerung von rund 60 Millionen Menschen. Zum Vergleich: Die Schweiz vermeldet gleichentags einen Durchschnitt von 2153 Neuinfektionen pro Tag, notabene bei einer Bevölkerung von 8 Millionen Menschen, Deutschland kämpft mit weit über 20'000 Neuinfektionen pro Tag bei 83 Millionen Einwohnern.
Trotzdem gilt Südafrika aus Sicht unserer Regierenden in der Schweiz und Deutschland als Hochrisikoland und unterliegt damit strengen Einreisebeschränkungen. Ist diese Haltung einfach nur Ignoranz oder Arroganz? «Es kann nicht sein, was nicht sein darf!» Oder ist es gar Rassismus?
Solches bremst den so wichtigen Tourismus am Kap komplett aus. Allein im Westerncape haben in der Gastronomie 800‘000 Menschen die Arbeit verloren, und hier haben wir keinen Ueli, der schnell mal einige Millionen zur Soforthilfe locker macht. Ja Südafrika ist kein sogenanntes 1. Welt Land, und es gibt kein so tolles soziales Netz wie in der Schweiz. Aber Südafrika ist uns doch in einigen Dingen voraus, dazu zwei Beispiele:
1. Beim Start der Pandemie am allerersten Tag (!) des Lockdowns wurden durch die Armee im ganzen Land zig Millionen Gesichtsmasken an die Bevölkerung verteilt. Der Präsident Cyril Ramaphosa, der im Zusammenhang mit dieser Pandemie einen hervorragenden Job macht, ruft via Livestreaming alle zwei bis drei Wochen in eindringlichen, aber nicht belehrenden Worten alle Südafrikaner zur Solidarität im Kampf gegen Corona auf.
2. In Südafrika war und ist man sich schon lange vor Corona gewohnt, dass in Läden und Supermärkten Desinfektionsmittel bereit liegen und beispielsweise alle Einkaufskörbe vor Gebrauch desinfiziert werden.
Vergangenen Herbst haben südafrikanische Wissenschaftler eine Mutation des Covidvirus entdeckt, und dies wurde insofern fatal, da vor allem in unseren Medien immer wieder die «Südafrika-Variante“ bzw. «Südafrika Mutation» genannt wurde und leider noch immer wird, dies obwohl die WHO eindringlich davor warnt, Viren nicht nach geospezifischen Orten zu benennen, seit der «Spanischen Grippe», die nichts mit Spanien «am Hut» hatte, wissen wir solches. Viren mutieren nun mal, dies bestätigt jeder Virologe, aber durch die Benennung als «Südafrika-Variante» wird das Land jetzt stigmatisiert, und die Folgen sind verheerend.
Obwohl Südafrika fast wieder Normalität erreicht hat, leidet das Land unter diesem Imageschaden. Und es erzeugt Unmut in der Bevölkerung, denn diese leidet massiv unter dem Wegbleiben der Touristen.
Der Autor hat sich die Mühe gemacht und unsere wissenschaftliche Task Force in der Schweiz und das Bundesministerium für Gesundheit in Deutschland mit verifizierten Zahlen und Fakten bedient und nachgefragt, mit welchen Begründungen Südafrika auf den sogenannten Risikolisten verbleibe. Aus Deutschland gab es gar keine Reaktion, aus dem BAG einen netten Zweizeiler, es täte ihnen leid… Keine Begründung, keine Fakten, rein gar nichts!
Aber sind wir uns solches von unseren Regierenden in dieser Pandemie nicht gewohnt?
Jörg Caluori (*1953) ist freischaffend und wohnt in Niederbüren und Kapstadt.
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