Im Buch zeichnet David Signer in 18 Porträts abenteuerliche Lebenswege von Menschen aus Afrika nach. (Bilder:Katja Müller)
Es gibt keinen Kontinent, auf dem die Lebensbedingungen für die Mehrheit so hart sind wie in Afrika. Aber zugleich existiert wohl keine andere Weltregion, in der die Leute so einfallsreich, kreativ und wagemutig sind, wenn es darum geht, Hindernisse zu überwinden.
Der Ethnologe David Signer lebte bis 2020 als Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung in Senegal. In seinem Buch Afrikanische Aufbrüche. Wie mutige Menschen auf einem schwierigen Kontinent ihre Träume verwirklichen (ET 01.09.2021) zeigt Signer anhand von 18 Porträts die steinigen, abenteuerlichen und verrückten Lebenswege von afrikanischen Männern und Frauen, denen es trotz aller Widerstände gelang, ihre Wünsche zu verwirklichen. Afrikanische Aufbrüche spornt dazu an, auch die waghalsigsten Träume zu verfolgen; es macht Hoffnung, ohne die Realität auf dem schwierigen Kontinent zu beschönigen.
Erfolgsgeschichten trotz widriger Umstände in Afrika
David Signer porträtiert in seinem Buch Afrikaner und Afrikanerinnen, die durch ihren Mut und ihre Kreativität beeindrucken: Der junge Malawier beispielsweise, der schon als Dorfkind davon träumte, einmal fliegen zu können; die anderen lachten ihn aus. Heute hat er eine Pilotenlizenz. Die junge Frau, die in Kinshasa im Keller des Stadions, wo einst Muhammed Ali auftrat, trainiert, um sich als Profiboxerin durchzuschlagen. Das Strassenkind aus Gambia, das es nach Dakar verschlug. Ein paar Jahre, Zufälle und hartes Training später gründete er den ersten und bis heute einzigen Zirkus in Senegal. Die Frau, die in Ghana, dem möglicherweise frommsten Land der Welt, einer Atheistenvereinigung vorsteht. Der LGBT-Aktivist in Senegal, einem Land, wo auf Homosexualität immer noch die Gefängnisstrafe steht. Der Gambier, der nach einem Studium in St. Gallen auf eine Karriere in der Schweiz verzichtet und in seine Heimat zurückkehrt, wo er eine Backsteinbrennerei gründet und sich mit einer absurden Diktatur herumschlagen muss.
Keine Beschönigung
Dem Autor geht es nicht darum, mit diesen (Über-)Lebenskünstlern ein idealisiertes, rosiges Bild von Afrika zu zeichnen. «Gerade wer weiss, wie widrig die Umstände auf dem Kontinent sind, wird solche Unerschrockenen umso mehr bewundern», schreibt er in der Einleitung. «Sie ähneln Seiltänzern, die jederzeit abstürzen könnten, aber weitermachen; angesichts von Hindernissen werden sie nicht entmutigt, sondern mobilisieren noch mehr Einfallsreichtum und Energie.» In der Einleitung leuchtet Signer die wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Welt, in der sich diese Helden des Alltags bewegen, aus. Dadurch werden die Schwierigkeiten, denen sie bei der Verfolgung ihrer Träume und ihrer Selbstverwirklichung begegnen, umso deutlicher. Viele Afrikaner leben heute in einem Widerspruch zwischen traditionellen Werten und Moderne. Den Porträtierten im Buch ist es gelungen, das Dilemma in einen kühnen Spagat, den Bruch in einen kreativen Aufbruch zu verwandeln.
David Signer reist zur Lancierung des Buchs in die Schweiz. Am Mittwoch, 3. November 2021 um 19:30 Uhr stellt er in der Buchhandlung Comedia in St. Gallen sein Buch vor.
Im Buch zeichnet David Signer in 18 Porträts abenteuerliche Lebenswege von Menschen aus Afrika nach. (Bilder:Katja Müller)
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