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Pressekonferenz von Jerome Powell

Wie wird der Zinsentscheid ausfallen? Geduld ist gefragt

Am Mittwoch wird die Fed ihren nächsten Zinsentscheid fällen. Ein Anpassung nach unten wäre eine Überraschung. Eine Zinserhöhung ein Schockmoment für die Finanzmärkte. Die Annahme, dass die Fed nicht an der Zinsschraube drehen wird, ist daher nicht allzu gewagt.

Thomas Stucki am 30. Januar 2024

Die EZB hat den Zinsentscheid schon hinter sich. Christine Lagarde versuchte den Märkten einzureden, dass die Inflation weiter sinken muss, bevor im Sommer die Zinsen gesenkt werden können. Überzeugend wirkte sie dabei nicht. Es dürfte für sie schwierig sein, das heterogene EZB-Entscheidungsgremium zu kontrollieren.

Der Chef der Banque de France möchte offensichtlich die Zinsen so schnell wie möglich senken während andere davor warnen, die Inflation zu unterschätzen.

Riesige Inflationsunterschiede in der Eurozone

Während in Italien mit 0.5% praktisch Preisstabilität herrscht, leiden Länder wie Österreich oder Tschechien immer noch unter Inflationsraten von deutlich über 5%. Auf der anderen Seite befindet sich die Wirtschaftslokomotive Deutschland in der Rezession. Ob tiefere Zinsen der deutschen Wirtschaft im Moment viel helfen, ist angesichts der strukturellen und politischen Probleme in unserem Nachbarland eine andere Frage. Für die EZB kommt erschwerend hinzu, dass sie ihre Sitzung im März vor der Fed abhält und sich nicht einfach an die Amerikaner anhängen kann.

Für die Fed ist die Ausgangslage auch nicht einfach. Der Inflationsdruck nimmt ab. Das von der Fed favorisierte Inflationsmass, die PCE-Kerninflation, ist auf 2.9% gesunken. Die Konjunktur hält sich aber solide und hat in den letzten Wochen sogar an Fahrt zugelegt. Die Leute haben das Gefühl, der Wirtschaft gehe es schlecht, geben ihr Geld aber grosszügig aus. Die Detailhandelsumsätze sind im Dezember über den Erwartungen stark gestiegen. Die Wirtschaft ist im vierten Quartal mit einer Jahresrate von über 3% gewachsen. Der Arbeitsmarkt zeigt sich insgesamt auch von seiner starken Seite und die Löhne steigen gemäss der Fed in Atlanta mit 5.6% überdurchschnittlich stark. Das ist nicht das Umfeld, welches Zinssenkungen erfordert.

Die Kunst, den richtigen Zeitpunkt erwischen

Der Leitzins der Fed ist mit 5.375% jedoch auf einem hohen und konjunkturbremsenden Niveau, das auf Dauer die Wirtschaft zu stark belastet. Den richtigen Zeitpunkt für ein Absenken der Zinsen in den konjunkturneutralen Bereich von rund 4% zu finden, ist angesichts der zeitlichen Verzögerung, bis Zinsveränderungen auf die Konjunktur einwirken, ein Balanceakt, der viel Fingerspitzengefühl erfordert.

Sowohl für die Fed als auch für die EZB gilt, dass sie hoffentlich die nötige Geduld aufbringen und mit Zinssenkungen noch etwas zuwarten. Nach der ersten Zinssenkung wird es schwierig sein, den eingeschlagenen Weg nach unten in den folgenden Sitzungen zu stoppen, sollte sich die Inflationsdynamik nicht wie gewünscht entwickeln. Die Reaktion der Finanzmärkte wäre harsch. Die Konsumenten und Unternehmen würden verunsichert, was negativ auf die Konjunktur einwirken würde. Es macht daher Sinn, die Zinsen im Frühjahr noch nicht zu senken und die Datenlage bis im Sommer zu beobachten. Die Fed um Jerome Powell wird sich nicht durch die Markterwartungen drängen lassen. Ob die Mitglieder des EZB-Rates die nötige Geduld auch aufbringen, ist dagegen fraglich.

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Autor/in
Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Er hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Stucki führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 35 Mitarbeitenden und ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von 7,5 Milliarden Franken. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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