Die St.Galler FDP präsentierte am Donnerstag ihre 12 Kandidatinnen und Kandidaten für die Nationalratswahlen 2023. Nicht auf der Liste ist Karin Weigelt, obwohl sie 2019 am drittmeisten Stimmen holte und somit den ersten Ersatzplatz einnimmt. Wir haben nachgefragt.
Karin Weigelt, Ihr Name fehlt auf der Liste der Nationalrats-Kandidatinnen und -Kandidaten der St.Galler FDP. Weshalb?
Ich bestritt vor vier Jahren einen intensiven Wahlkampf, der mir sehr viel Spass bereitet hat. Meine Devise war damals klar: wenn ich kandidiere, dann mit Vollgas. In den letzten Jahren habe ich mich dann mit grossem Engagement auf den Aufbau meiner Firma konzentriert. Nach reiflichen Überlegungen entschloss ich mich, die Prioritäten weiterhin auf meine unternehmerische Tätigkeit zu legen und deshalb nicht zu kandidieren.
Sie haben 2019 das drittbeste Resultat der Partei erzielt. Müssten Sie als «Senkrechtstarterin» nicht unbedingt auf die Liste, um entsprechend Stimmen für die FDP zu holen?
Natürlich habe ich mir diese Überlegung auch gemacht. In der Abwägung zwischen meinen beruflichen Herausforderungen und einem intensiven kantonalen Wahlkampf kam ich jedoch zur Überzeugung, dass dies kaum zu vereinen ist. Denn wenn ich mich für eine Kandidatur entscheide, dann will ich mit vollem Engagement dahinter stehen können und entsprechend müssen auch die Rahmenbedingungen dafür stimmen. Halbe Sachen sind nicht mein Ding.
Sollte Susanne Vincenz diesen Frühling bei der Ersatzwahl in den Ständerat gewählt werden, würden Sie ihren Nationalratssitz beerben. Würden Sie dann auf den Einzug ins Parlament verzichten?
Im Sport habe ich gelernt, dass man Chancen nutzen muss, wenn sie sich bieten. Sollte Susanne Vincenz-Stauffacher in den Ständerat gewählt werden, würde ich die Chance gerne nutzen, um als Nationalrätin das St.Galler Stimmvolk in Bern zu vertreten.
Entsprechend würden Sie auch die Nachnomination annehmen und im Herbst bei den ordentlichen Wahlen als «Bisherige» antreten?
Ja, denn die Ausgangslage – oder wie eingangs erwähnt die Rahmenbedingungen – wäre dann natürlich eine ganz andere. Ich würde dann der Politik gegenüber meiner beruflichen Tätigkeit mehr Platz einräumen und könnte damit auch einen engagierten Wahlkampf bestreiten. Da ich dies schon vor vier Jahren erlebt habe, weiss ich, was es heisst, kantonsweit präsent zu sein. Als «Bisherige» wäre es natürlich das primäre Ziel, die beiden Sitze für die St.Galler FDP zu verteidigen.
Sollte Susanne Vincenz nicht gewählt werden: Wie sieht dann ihre weitere politische Karriere aus?
Ich bin mit der Parteileitung der FDP St. Gallen in regelmässigem Austausch und habe signalisiert, dass ich weiterhin interessiert bin, mich für eine liberale Politik einzusetzen. Der Zeithorizont ist jedoch deutlich weiter als bis zum Wahlherbst 2023. Was die Zukunft bringt, ist offen.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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