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Filmdreharbeiten

Wil wird zum Wagner-Schauplatz

Bald beginnen in der Wiler Altstadt, in der Tonhalle und an weiteren Orten die Dreharbeiten zu einem Film über eine Liebesaffäre von Richard Wagner.

Adrian Zeller am 05. Juni 2018

Alles begann mit einem Anruf aus Zürich. Florence Leonetti: «Ich wurde angefragt, ob Ende Mai oder anfangs Juni an mehreren Tagen ein klassisches Konzert in unserem Haus aufgeführt werden könne. Die Veranstalter wollten am gleichen Tag vorbeikommen und das Gebäude besichtigen.»

Geheimnisvolles Verhalten

Dass die Leute einzelne Stühle und weiteres Interieur fotografierten und Fragen dazu stellten, wunderten sie etwas. «Schliesslich liessen sie die Katze aus dem Sack und erzählten, dass sie hier Szenen eines Films drehen wollen.»

Das innere Erscheinungsbild der Tonhalle stimmt mit der Zeit, als Richard Wagner für einige Jahre in Zürich lebte, überein, es ist der Stil der Neorenaissance.

Gute Kooperation

«Mir wurde ein Mandat übertragen, alles Notwendige vor Ort zu organisieren. Dies beinhaltet unter anderem die Information der Anwohner in der Altstadt, diverse Bewilligungen sowie einen Chor und ein Orchester zu organisieren», so die Leiterin der Tonhalle.

Wie die 50-jährige ausgebildete Kulturmanagerin betont, habe die Stadt Wil sofort bereitwillig alle erforderlichen Genehmigungen erteilt. Und auch das Entgegenkommen der Ortsbürger lobt sie: «Sie stellen das Baronenhaus kostenlos zur Verfügung.»

Nur Männer

Etwas umständlicher war die Suche nach Orchestermusikern, die abkömmlich sind, da die Dreharbeiten werktags stattfinden. Zudem müssen es Männer sein. «Zu Wagners Lebzeiten spielten ausschliesslich Männer in den Orchestern.»

Florence Leonetti

Florence Leonetti ist Leiterin der Tonhalle Wil.

Zeitgemässes Filmset

Eine Herausforderung ist es zudem, einzelne Bereiche der Altstadt ins 19. Jahrhundert zurückzuversetzen. Dafür ist die Setdesignerin der Filmcrew zuständig. An manchen Stellen werden grosse Pflanzen in Kübeln positioniert, um ein moderneres Bauelement oder ähnliches zu kaschieren. Auch ein beladener Heuwagen wird in Stellung gebracht, der ein grosses Fenster verdeckt, das nicht in die entsprechende Zeit passt.

Gedreht wird bei jedem Wetter

Die eigentlichen Dreharbeiten in Wil finden vom 6. bis zum 14. Juni statt. Sie werden für die Tonhallenleiterin zum Sprung ins kalte Wasser: «Mit Theater und Musikaufführungen habe ich viel Erfahrung, Dreharbeiten für einen Film sind Neuland für mich.»

Apropos Wasser: Was passiert, wenn die Darsteller und die rund 30-köpfige Filmcrew buchstäblich im Regen stehen? Florence Leonetti antwortet nüchtern und ohne Zögern: «Dann regnet es halt.» Gedreht wird bei jedem Wetter.

Tonhalle Wil

Das Innere der Tonhalle Wil stimmt überein mit der Zeit, in welcher der Film spielt.

Darum geht es im Film The Zurich Liaison

Der Komponist Richard Wagner und Mathilde Wesendonck beginnen in der Mitte des vorletzten Jahrhunderts in Zürich eine Affäre. Sie ist mit dem reichen Geschäftsmann Otto Wesendonck verheiratet, Wagner mit seiner Frau Minna. In der Villa Wesendonck trifft sich die gehobene Zürcher Gesellschaft. Heute ist in dieser prachtvollen Liegenschaft das Museum Rietberg untergebracht, das Kunstwerke aus überseeischen Ländern zeigt.

Komplizierte Beziehungsverhältnisse

Neben Politikern und Professoren, gehören unter anderem Gottfried Keller sowie Vertreter der Familie Wille, aus der später der Schweizer General des 1. Weltkriegs hervorging, diesem Wesendonck-Kreis an. Auch Franz Liszt kommt besuchshalber vorbei.

Die Liaison wirkt sowohl für Richard Wagner wie für Mathilde Wesendonck inspirierend, für ihn als Komponisten und für sie als Dichterin. Sowohl Minna Wagner wie auch Otto Wesendock kommen jedoch hinter die aussereheliche Beziehung. Und auch in der Zürcher Gesellschaft machen Gerüchte die Runde.

Das verworrene Beziehungsgeflecht regte Wagner unter anderem zur Oper «Tristan und Isolde», die er zwischen 1857-1859 komponierte, an. Sie wurde am 10.Juni 1865 in München uraufgeführt.

Junger Staat

Der Film macht die Rahmenbedingungen zur Entstehung der Oper «Tristan und Isolde» zum Thema. Da ist einerseits die heimliche Liebesgeschichte, wie auch die Aufbruchstimmung im damals jungen Bundesstaat der Schweizerische Eidgenossenschaft, der Künstlern und Wissenschaftlern ein günstiges kulturelles Klima bot, das den Nährboden für den Aufbruch die Moderne bereitete.

Hochkarätige Hauptrollen

Der Film wird ausser in Wil, auch im Tessin, in Basel und in Bauma gedreht und zusätzlich mit Aufnahmen von Naturpanoramen im Berner Oberland und des Vierwaldstättersees angereichert. Die drei Hauptrollen sind mit internationalen Grössen besetzt. Auch junge Schweizer Schauspieler stehen vor der Kamera. Im Weiteren wirken Statisten aus Wil mit. Der Film von Jens Neubert soll gemäss Florence Leonetti im kommenden Jahr in die Kinos kommen.

Derselbe Regisseur hat bereits die Oper Der Freischütz von Carl Maria von Weber auf die Leinwand gebracht. Hier geht es zum Trailer.

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Adrian Zeller

Adrian Zeller (*1958) hat die St.Galler Schule für Journalismus absolviert. Er ist seit 1975 nebenberuflich, seit 1995 hauptberuflich journalistisch tätig. Zeller arbeitet für diverse Zeitschriften, Tageszeitungen und Internetportale. Er lebt in Wil.

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