Der Frühling kennt zur Zeit nur eine Prognose: Regen. Kaum ein Tag vergeht, an welchem es einmal trocken bleibt – dies spürt auch die Landwirtschaft. Wie man den nächsten Tagen entgegenblickt, sagt Sepp Sennhauser aus Rossrüti vom St.Galler Bauernverband.
Es regnet derzeit fast täglich. Wie präsentiert sich die Lage in der Region Wil?
Durch den täglichen Regen sind die Böden durchnässt, das Weiden ist praktisch nicht mehr möglich. So müssen die Tiere im Stall bleiben. Im befestigten Auslauf können sie dennoch die frische Luft geniessen. Die meisten Betriebe holen frisches Gras, um die Tiere direkt zu füttern. Dies ist jedoch auch schwierig, da von den Maschinen Fahrschäden entstehen können.
Eigentlich würde jetzt das Mähen auf dem Plan stehen, bei vielen Bauern ist das aufgrund des nassen Wetters aber nicht möglich. Konnten in der Region die Bauern ihre Wiesen bereits einmal mähen?
Vor allem Silobetriebe konnten letzte Woche die drei Tage, an welchen es nicht regnete, für einen ersten Schnitt nutzen, aber auch dies nur begrenzt. Heubetriebe konnten die meisten noch nichts mähen, da es schlicht zu feucht war, um es trocken einzubringen.
Wie schätzen Sie die Situation ein?
Mit jedem Tag nimmt die Qualität des Grases ab. Die Milchleistung sinkt sehr stark im nächsten Winter, wenn wir es füttern. Dazu fressen die Tiere älteres Futter nicht gerne, dadurch sinkt die Milchleistung. Dies wiederum bedeutet weniger Milchgeld und Einkommen.
Wie ist die Stimmung bei den Landwirten?
Bis jetzt hatte man Hoffnung auf besseres Wetter als es der Wetterbericht angesagt war, aber nun sinkt die Stimmung durchgehend. Das Beste ist, wenn man sich bei anderen Arbeiten beschäftigt und so abgelenkt wird.
Gibt es auch Vorteile durch das nasse Wetter?
Die Quellen, das Grundwasser und die Seen füllen sich, so haben wir genügend Wasser für die trockeneren Jahreszeiten. Auch für den Wald und viele Amphibien ist der viele Regen sehr gut.
Wie müssten die Voraussetzungen sein, damit gemäht werden kann?
Einige Tage trockenes Wetter und dazu Biswind wäre ideal, um bald zu heuen.
Die Prognosen sagen in den nächsten Tagen keine Wetterbesserung voraus. Welche Folgen hätte das?
Die Wiesenbestände sind vom Starkregen flach gewalzt und der Futterwert sinkt drastisch. Das ergibt noch weniger Milchleistung aus dem Heu und eventuell, dass den Milchkühen im nächsten Winter Kraftfutter zugefüttert werden muss. Dazu können sich die Mäuse im hohen Gras ungestört vermehren, was das Futter beim Mähen verschmutzt. Aber jammern nützt nichts, irgendwann kommt das schöne Wetter. Nehmen wir es mit dem Humor der folgenden Bauernregel: «Es sind noch nie zwei Heuet zusammengekommen!»
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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