Viele fürchten die Dunkelheit und die Nacht – nicht so der Wiler Künstler Arthur Wyss. In seiner neuen Ausstellung geht er auf das Thema Licht und Nacht ein. Und erzählt im Gespräch, weshalb er gegen den Trend malt.
Die neue Ausstellung in der Lokremise heisst Licht und Nacht. Was haben Sie denn grundsätzlich lieber – Tag oder Nacht?
Tag und Nacht – beide sind da, wir leben mit ihnen und dazwischen. Es gibt keine Vorlieben, sondern den Ausgleich im sinnvollen Rhythmus zu finden.
Wie sieht es im Hinblick auf die Kunst aus – malen Sie lieber am Tag oder in der Nacht?
Ich arbeite, wenn es die Umstände und die Zeit erlauben. Doch ist Nachfragen, Suchen, Beobachten, Sinnieren nicht vom Umsetzen ins Bild zu trennen und somit bin ich stets «im Bild». Das äussere Tun und die innere Suche lassen sich nicht trennen. Nur schon die Frage, was ein Bild sei, bedeute, woher es komme, ist endlos.
Sie greifen mit Ihren Bildern die Schönheiten der Natur auf. Sie sagten einmal, dass schöne Sachen derzeit nicht gefragt seien. Weshalb bleiben Sie dennoch Ihrem Motto treu?
Mit jeder Tat und jedem Werk setzen wir etwas in die Welt. Dafür haben wir eine Verantwortung. Grausamens, Hässliches und Abwertendes zeigt das Weltgetriebe heute genug, da will ich nicht mittun. Die Kraft des Schönen – des wirklich Schönen, nicht der geschminkten Oberfläche – ist unterschätzt, da sie freilassend ist. Da möchte ich stehen.
Sie malen bereits seit vielen Jahren. Wie hat sich Ihr Stil unterdessen entwickelt? Was hat ihn geprägt?
Die Suche nach dem Wesen der Farben, ihrem Ursprung und ihrer Wirkung war stets mitbestimmend. Das führt über die optische Mischung, dem Überwinden der bloss materialistischen Betrachtungsweise hinaus zu gewagten Anwendungen. Die schmalen parallelen Linien oder die sich mischenden kleinen Farbpunkte bieten solche Möglichkeiten.
Sie waren auch ein Mitgründer der Rudolf-Steiner-Schule. Bereitet Ihnen das Lehren und Weitergeben auch heute noch Freude?
Wenn Menschen zum präzisen Beobachten, den Formen und Farben nachgehen zu begeistern sind, freue und lerne ich mit. Geschieht das der Sache willen, bin ich immer noch gerne dabei. Was ist denn aufbauender, als in die tiefen Farb- und Gestaltungsgeheimnisse der Schöpfung zu sehen?
Mitte August präsentieren Sie Ihre Werke in Wil. Worauf dürfen sich die Besucher freuen?
Die Ausstellung stellt das Werk der Farben, entstehend aus Licht und Dunkelheit, ins Zentrum. Diesen Prozessen nachzugehen, durch das Naturgeschehen beispielweise im Sonnenauf- und untergang, in Abstraktionen, in menschlichen Emotionen und umgewandelt romanischen Darstellungen kann für jeden Betrachtenden bleibende Erfahrungen auslösen. Das sind die Kapitel der Ausstellung. Dazu finden vielfältige und passende Veranstaltungen mit Musik, Vorträgen, Kabarett und Gesprächen statt, von hochkarätigen Persönlichkeiten durchgeführt und sollte stark betont werden.
Worauf haben Sie bei Ihren Werken für die jetzige Ausstellung den grössten Wert gelegt?
Den Farbwesenheiten die bestmögliche Gelegenheit zu bieten, sich manifestieren zu können, bleibt die Hauptsache. Doch wer versteht das? Das liegt im einzelnen Werk, in der Gesamtheit der Bilder und ihrer Anordnung – wie auch der dahinterstehenden Haltung des Malers.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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