Nicht jedes Kind braucht schulisch die gleiche Förderung und Betreuung wie das andere. Die KiTs Tagesschule im st.gallischen Bronschhofen nimmt sich begabten und hochbegabten Kindern mit individueller Förderung und Betreuung an.
Als «ganz normale Schule mit Zusatzleistungen» so beschreibt Gabriela Fieseler die zweisprachige Tagesschule «KiTs» in Bronschhofen beim Wil. Sie ist die Gründerin und Schulleiterin der kantonal anerkannten Privatschule, die sich begabten und hochbegabten Kindern annimmt.
Gabriela Fieseler, wie erklären Sie jemandem ihre Schule, der noch nie davon gehört hat?
Die zweisprachige Tagesschule KiTs ist eine vom Erziehungsdepartement des Kantons St. Gallen bewilligte Privatschule und bietet für aktuell 70 durchschnittlich bis überdurchschnittlich begabte Kinder, vom Kindergarten bis zur Oberstufe, eine individuell gecoachte Schulbildung und Förderung an. Durch ein vielfältiges Angebot der Kindertagesstätte und Tagesschule können die Kinder und Jugendlichen ihre spezifischen Begabungen entdecken und entfalten.
Was für Kinder besuchen Ihre Schule? Oder welche Kinder wollen Sie ansprechen?
Wir haben begabte Kinder mit allen möglichen Stärken und Schwächen, also Minderleister, Hochleister, Perfektionisten, Kinder mit Asperger-Syndrom oder ADHS, zufriedene Hochbegabte und weniger glückliche Hochbegabte, Kinder, die ihr Potential schon entdeckt haben oder es erst am Entdecken sind, die zum Beispiel in der Vorgängerschule zu wenig gefordert oder gemobbt wurden. Wir sind aktuell auch daran, unsere Begabtenförderkurse auch für externe Schülerinnen und Schüler zu öffnen.
Sie sprechen von durchschnittlich bis überdurchschnittlich begabte Kinder. Gibt es in Ihrer Schule einen Aufnahmetest?
Nein, wir verlangen auch keinen IQ-Wert, da wir bewusst eine Durchmischung wünschen, damit die Kinder miteinander lernen können, sich zu verstehen und zu respektieren. Wir verlangen jedoch ein ausführliches Kennenlerngespräch und den Besuch von Schnuppertagen.
Sie sind eine zweisprachige Tagesschule, welche Sprachen werden gesprochen und wie wird dies im Alltag umgesetzt?
Wir unterrichten in Deutsch und Englisch. Dank der täglichen deutsch- und englischsprachigen Lernumgebung eignen sich die Kinder eine Zweitsprache immersiv an. Unsere Lehrerinnen und Lehrer reden in der Regel immer in ihrer Muttersprache (Deutsch, Englisch oder Französisch).
Sie bieten eine individuelle Begabungsförderung an. Wie sieht diese aus?
Wöchentlich können die Schüler und Schülerinnen an zwei Nachmittagen aus zirka 18 Angeboten zwei aussuchen und dann ein Semester lang besuchen. Von qualifizierten Lehrkräften oder von Berufsleuten werden jedes Semester neue Kurse angeboten. Aktuell haben wir zum Beispiel einen Grafiker, der den Schülerinnen und Schülern Fotografie und die kreative Gestaltung am Computer näherbringt. Aktuelle Kurse sind Epoxid-Harz Schmuck, Garten – Kochen – Backen, Yoga, Astronomie, 3D-Modellieren und Drucken, Lego Mindstorms, Arts, Stop-Motion, Matata-Lab, Musikband, Werken und Basteln oder Survival für Kinder, die lieber draussen sind. Ausserdem gibt es auch die Möglichkeit einer Vertiefungszeit zum Beispiel für die Kanti-Vorbereitung oder für die Prüfung zum Englisch-First-Cambridge-Zertifikat. Wir können die Kinder in wesentlich kleineren Gruppen unterrichten und haben so die Möglichkeit, individueller auf die jeweiligen Bedürfnisse und Begabungen einzugehen.
«Lebensnah und ganzheitlich» wird die Tagesstruktur in Ihrer Schule gestaltet. Wie sieht dies im Detail aus?
Am liebsten laden wir Interessierte zu uns in die Schule ein (lacht), denn ich finde, man muss unsere Schule live erleben. Neben Schulzimmern mit modernster Ausrüstung haben wir ein Atelier, einen Spielplatz, einen eigenen Spiele-Shop im Hause und online - www.kits-onlineshop.com -, einen Hort, einen Garten, eine Küche mit Mensa, einen Musikraum mit Instrumenten, und und und. Sie sehen, ich könnte Ihnen noch stundenlang erzählen. Kurz gesagt: Das Wohl der Kinder und Jugendlichen, die Begeisterung für deren Förderung und die Neugier und die Freude am Lernen stehen neben einem tollen und kollegialen Arbeitsumfeld für unser ganzes Team zuvorderst. Streng sind wir, wenn es um den gemeinsamen Umgang geht, gegenseitiger Respekt und Unterstützung ist uns wichtig.
Sie sind eine Privatschule. Gilt bei Ihnen auch der Lehrplan 21 der öffentlichen Schule?
Ja. Unser Unterricht umfasst den kantonalen Lehrplan, dadurch ist der Wechsel in die öffentliche Schule oder in weiterführende Schulen sichergestellt. Durch die kleinen Gruppen haben wir natürlich wesentlich mehr Spielraum in der Umsetzung des Lehrplanes als bei 24er-Klassen.
Eine Privatschule muss von den Eltern selber finanziert werden. Gibt es auch andere Möglichkeiten bei Familien mit geringem Einkommen?
Hochbegabte Kinder aus dem Kanton St. Gallen werden teilweise finanziert. Der Thurgau ist da eher defensiv. Ich kann sagen, wir unterstützen die Familien auf jeden Fall bei Suchen nach Lösungen, denn letztendlich geht es um das Wohl und die Förderung der Kinder. Wir suchen auch laufend Sponsoren, welche bereit sind, weniger finanzkräftige Familien mit hochbegabten Kindern zu unterstützen.
Bieten Sie intern auch Therapien für Auffälligkeiten bei Kindern an?
Nein, bei uns an der Schule werden keine Kinder «therapiert», wir haben aber ein Beraterteam für erste Abklärungen, ich selber bin Spezialistin für Begabten- und Begabungsförderung (ECHA) und wir verfügen über ein hervorragendes Netzwerk zu Fachleuten und sind auch jeder Zeit offen für Abklärungsgespräche.
Neben der Schule bieten Sie auch eine Kindertagesstätte an. Kinder welchen Alters betreuen Sie und welches Betreuungskonzept verfolgen Sie?
Wir fördern die Entwicklung jedes einzelnen der uns anvertrauten Kinder ab drei Monaten und unterstützen ihre Entfaltung in sozialer, emotionaler und intellektueller Hinsicht. Die Kitas werden von einer diplomierten Kita-Leiterin geführt und ist vom Verband Kibeesuisse anerkannt. Wir arbeiten mit dem Betreuungskonzept «elmar». Das steht für elementar und bezeichnet ein Bildungskonzept, das für den Elementarbereich konzipiert wurde und elementare Bildungsbereiche anregt und unterstützt. Wir haben an den Kitas an den drei Standorten Bronschhofen, Schwarzenbach und Rickenbach noch freie Plätze, ebenfalls in der «English Playgroup» und in der Basisstufe an der Schule in Bronschhofen.
Abschliessend, was für klare Vorteile bietet Ihre Schule gegenüber einer Öffentlichen?
Wir sprechen einfach eine andere Zielgruppe an, wir sind eine ganz normale Schule mit Zusatzleistungen, wie die Entlastung berufstätiger Eltern und die Möglichkeit, dass die Kinder und Jugendlichen über Mittag in unserer internen Mensa essen und auch an den Randzeiten betreut werden, falls erwünscht. Ausserdem haben wir im Gegensatz zu öffentlichen Schulen kleinere Klassen, können deshalb individueller mit den Schülern und Schülerinnen arbeiten und der kontinuierliche Austausch zwischen Lehrkräften und Eltern ist uns ein grosses Anliegen. Wir haben wesentlich mehr Lehrpersonen pro Kind und zum Teil auch spezialisierte Experten für die Begabtenförderkurse. Ich würde sagen, wir sind Profis mit viel Erfahrung in der Begleitung von hochbegabten Kindern. Wir sehen uns als Türöffner zur modernen Schule. Apropos: Der nächste Tag der offenen Tür ist am 12. März 2022.
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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