Vergorener Apfelwein hat eine lange Tradition – Cider-Getränke haben in den letzten Jahren eine Art Renaissance erlebt. Der Weg dorthin ist aber nicht ganz einfach, wie Jennifer Oppliger von der IG Rheintaler Cider erklärt.
Äpfel sind beliebt, die Sorten werden jedoch gefühlt immer weniger. Dagegen wollen Sie mit dem Cider entgegenwirken. Weshalb liegt es Ihnen am Herzen, die Vielfalt zu fördern?
Mit unserem Cider fördern wir die traditionellen Schweizer Apfelsorten. Sie sind Teil unseres kulturellen Erbes, machen aber nur einen verschwindend kleinen Anteil der Sorten aus, die heutzutage im Erwerbsobstbau vertreten sind. Mit der Sortenvielfalt schrumpfte auch das traditionelle Gewerbe, kleinere Mostereien mussten oft schon schliessen. Nicht zuletzt wegen des tiefen Verkaufspreises werden die Früchte der alten Bäume immer seltener genutzt. Dieser Dynamik möchten wir entgegenwirken. Wir sind der Meinung: Erhaltung funktioniert am besten durch Nutzung. Darum setzt sich DRINK4TREES für eine verbesserte Wertschöpfung ein, indem wir attraktive Preise zahlen, das traditionelle Gewerbe fördern, und mit einem Teil des Verkaufserlöses wiederum neue Bäume mit traditionellen Sorten pflanzen.
Welche Sorten sind für Ihren Cider nötig? Und weshalb gerade diese Sorten?
Wir verwenden traditionelle Apfelsorten, die im St.Galler Rheintal vorkommen, das heisst Sorten, die auf der Positivliste des Bundes als «erhaltungswürdig» eingestuft sind. Diese sind oft nur regional verbreitet und unterscheiden sich von Gebiet zu Gebiet. Beim Wein spricht man da von autochthonen Sorten. Wichtig für eine gute Balance und einen kräftigen Körper sind gerbstoffreiche Sorten wie Bohnapfel, Boskoop oder Eisenapfel. Für die fruchtig-floralen Noten verwenden wir eine Sortenmischung, die je nach Witterung und Jahrgang variieren kann. Zum Ansüssen verwendet die Mosterei Kobelt am liebsten die Apfelsorte Wildmuser, welche nur noch im St.Galler Rheintal heimisch ist, und hervorragende Verarbeitungseigenschaften mitbringt.
Cider hat im Rheintal Tradition, in der restlichen Schweiz ist das Getränk nicht übermässig bekannt. Wie möchten Sie das ändern?
Vergorener Apfelwein, wie «suure Moscht», Cider oder Cidre, hat eine lange Tradition im Kanton St.Gallen, ist aber teilweise auch in der restlichen Schweiz bekannt. In den letzten Jahren haben Cider-Getränke gewissermassen eine Renaissance erlebt. Beliebte Produkte stammen unter anderem auch aus den Kantonen Freiburg, Bern, Luzern, Thurgau. Junge Menschen kennen und trinken heute gerne Cider aus Irland, England oder Dänemark.
Mit DRINK4TREES möchten wir alle Generationen mit einem modernen und ehrlichen Produkt ansprechen, und auf diese Weise den Wert und die Traditionen rund um die einheimischen Apfelsorten stärken. Das Besondere am DRINK4TREES-Cider ist, dass für die Herstellung unseres Ciders nur ausgewählte Sorten verwendet werden, weil sie aufgrund ihres attraktiven Aromaspektrums bei der Vergärung einzigartige Geschmacksnoten entwickeln. Durch die Verwendung dieser «Sortenschätze» werden nicht nur die alten Bäume erhalten, und somit vielfältige Lebensräume für Menschen und Tier gefördert, sondern auch das traditionelle Gewerbe unterstützt.
Weshalb gehört für Sie Cider auf jede gute Getränkekarte?
Cider ist ein äusserst abwechslungsreiches Getränk – ob zum Apéro oder als Begleiter zu Vorspeise, Hauptgang oder Dessert. Je nach Sortenmischung, Vergärungsmethode und Ausbau sind die Möglichkeiten sehr vielfältig. Die alkoholfreie Variante von DRINK4TREES ist ausserdem eine hervorragende Alternative zu den allseits bekannten Süssgetränken. Unsere Cider bringen frischen Wind ins Getränkesortiment und somit das «gewisse Etwas» auf den Tisch, ohne ein Gefühl von Klebrigkeit zu hinterlassen.
Der DRINK4TREES-Cider ist im Gnuss-Päckli zu finden. Worauf dürfen sich die Fans freuen?
Über einen modernen Cider, hergestellt nach traditionellem Mosterei-Handwerk von der Mosterei Kobelt in Marbach SG. Die handverlesenen Äpfel wie auch die spezielle Sortenwahl verleihen dem Cider das schmeichelhafte Aroma. DRINK4TREES ist ein ehrliches Produkt ohne Zuckerzusatz und künstliche Aromastoffe. Darüber hinaus darf man sich freuen, dass mit diesem Cider vielfältige Lebensräume und das lokale Gewerbe erhalten werden. Aber Obacht: Er ist recht süffig und liegt mit 4.7 Vol. Prozent im Bereich eines Biers.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Landwirten, Gastronomen und Hofläden? Spüren Sie eine grosse Nachfrage?
Noch sind wir klein. Aber wir möchten wachsen, wie die Bäume, die wir pflanzen. Mit einem Teil des Verkaufserlöses konnten wir in Zusammenarbeit mit vier Landwirten bereits wieder neue Hochstammbäume mit traditionellen Cider-Sorten pflanzen. Diese Bäume stammen von der Bio-Baumschule Neckertal, die extra für uns die gewünschten Sorten vermehrt, liefert und pflanzt. Aus den Früchten dieser Bäume können wir dann in ein paar Jahren wiederum guten Cider machen. Unsere Vision ist es, dass auf diese Art eine richtige Bewegung entsteht. Diese Bewegung darf ruhig noch etwas mehr Fahrt aufnehmen. Wir freuen uns daher über jeden Kontakt von Menschen, die mitmachen möchten. Speziell freuen wir uns natürlich über Landwirtinnen und Baumbesitzerinnen, die uns ihre Äpfel zum Pressen verkaufen möchten. Der Süssmost für unseren Cider wird einmal im Jahr auf dem Betrieb von Obstbau Vetsch in Gams gepresst. Wer unseren Cider kaufen oder verkaufen möchte, darf sich gerne direkt oder via Website an uns wenden. Bis jetzt hat sich die Gastronomie als relativ harter Ackerboden gezeigt, dort wären wir gerne besser vertreten, der Preisdruck ist allerdings enorm.
Welches ist die grösste Herausforderung bei der Umsetzung des Getränks?
Für einen sehr guten Cider braucht es die geeignete Sortenmischung in der erforderlichen Qualität. Je nach Witterung stellt die Verfügbarkeit geeigneter Rohstoffe eine grosse Herausforderung dar. Bei DRINK4TREES zahlen wir einen sehr attraktiven Preis fürs gelieferte Mostobst. Wir wünschen uns, dass sich noch mehr Baumbesitzer*innen bewusst werden, dass das «Bergen ihrer Schätze», also das Sammeln von Mostobst, durchaus rentieren kann. Hier sind wir an langfristigen Partnerschaften interessiert.
Im Hinblick auf die nahe Grillsaison: Wo passt ein Cider besonders gut?
Unser Cider passt perfekt zum Apéro, harmoniert aber auch mit mehr oder weniger kräftig gewürzten Speisen. Für kreative Kombinationen in Cocktails und Mix-Getränken ist der Cider ebenfalls erprobt und bestens geeignet.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.