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Gewusst, was darunter steckt

«Wir Raumpioniere wollen zusätzliche Wohnfläche für 22’000 Menschen realisieren»

Bauland wird in der Schweiz immer knapper – und darauf reagieren die Raumpioniere. Das Startup bringt als erstes Produkt ein Potenzialrechner für die Immobilienbranche heraus. Tamas Kiss verrät, was dahinter steckt.

Manuela Bruhin am 02. Januar 2023

Bauen ohne Land – das tönt für viele vielleicht erst einmal gewöhnungsbedürftig. Wie funktioniert euer Konzept?

Das ist ganz einfach: Wir sind angetreten, um private Hauseigentümerinnen und -eigentümer zu unterstützen. Für sie ist das Ausbaupotenzial ihrer Liegenschaft sehr wichtig – womöglich sitzen sie ja auf einem versteckten Mehrfamilienhaus. Genau das meinen wir übrigens mit «Bauen ohne (zusätzliches) Land». Um dieses Ausbaupotenzial nun schnell und zuverlässig zu ermitteln, haben wir Raumpioniere einen speziellen Potenzialrechner entwickelt: Einfach die Adresse eingeben und unser Rechner ermittelt auf Knopfdruck, ob auf der abgefragten Liegenschaft noch Potenzial besteht. Teil dieser «Erstindikation zum Grundstückspotenzial» ist es ausserdem, auch gleich eine Vielzahl grundlegender Informationen zur Liegenschaft zusammenzutragen. Dazu gehören die Bauzone, aber auch Verweise zum geltenden Baurecht, Checklisten zum weiteren Vorgehen sowie natürlich das Angebot eines unverbindlichen Erstgesprächs. Das alles haben wir aber nicht entwickelt, um Fachleuten wie Architektinnen und Architekten die Arbeit wegzunehmen. Vielmehr geht es uns darum, wichtiges Grundlagenwissen zum eigenen Grundstück an einer Stelle zu bündeln und auch für Menschen, die nicht vom Fach sind, schnell und einfach zugänglich zu machen.

Ihr habt euer Unternehmen im Dezember 2020 gegründet. Und dann kam Corona. Wie (sehr) hat euch die Pandemie «erwischt»?

Zum Glück hat uns die Pandemie nicht gross beeinträchtigt. Weil wir uns in der schlimmsten Zeit des Lockdowns ja noch in der Startphase befanden, konnten wir in aller Ruhe unser Geschäftsmodell verfeinern und vor allem auch unser Tool entwickeln. Zum Teil haben wir das wegen Corona aber tatsächlich unter freiem Himmel irgendwo im schönen Alpstein getan.

Seit Herbst ist euer Angebot auf dem Markt. Wie gross ist die Nachfrage?

Mit unserem Potenzialrechner und unseren ganzen Dienstleistungen richten wir uns an private Eigentümerinnen und Eigentümer. Für sie ist es sehr wichtig, bestmöglich über den Zustand der eigenen Liegenschaft Bescheid zu wissen. Und zu dieser nötigen Übersicht gehört unbedingt auch dessen Potenzial. Beides muss klar sein – und zwar unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld und auch unabhängig davon, ob in nächster Zeit ein Verkauf oder ein Generationswechsel angedacht ist. Weil es in der Schweiz rund eine Million an Einfamilienhäusern gibt und auch viele von ihnen ein Potenzial in sich bergen, ist das Interesse für unsere Angebote entsprechend gross.

Für eure Idee musstet ihr alle Baureglemente der vielen Gemeinden in der Schweiz digitalisieren. Das tönt nach haufenweiser Arbeit. War dies gleichzeitig die grösste Herausforderung?

Die ganzen Baureglemente zu digitalisieren, war tatsächlich eine ziemlich aufwändige Geschichte. Zusammen mit einer Gruppe von befreundeten Architektinnen und Architekten haben wir sie aber ganz gut bewältigen können. Als junges Unternehmen begegnet man allerdings einer Vielzahl von Herausforderungen – die Suche nach Finanzierungspartnern, die auch wirklich zu uns passten, war zum Beispiel nicht ganz trivial.

Gibt es Gebiete, in welchen euer Angebot besonders gefragt ist, weil die verdichtete Bauweise einfach «sein muss», also das Platzangebot sehr beschränkt ist?

Ja, wir sehen natürlich, dass das Interesse gerade in städtischen Gebieten wie auch in EFH-Siedlungen besonders ausgeprägt ist. Gerade Eigentümerinnen und Eigentümer, die in einem der vielen EFH-Quartiere aus den 70er- oder 80er-Jahren zuhause sind, fragen sich heute mehr denn je: Wie weiter mit meinem Einfamilienhaus? Unter ihnen ist der Bedarf an Information gross und entsprechend auch das Interesse an unseren Dienstleistungen.

Wie sieht es auf der Finanzierungsseite aus? Ihr habt die Seed-Runde abgeschlossen und einen hohen sechsstelligen Betrag gesammelt. Wie zufrieden seid ihr?

Zum Glück ist es uns gelungen, eine Gruppe von privaten und institutionellen Investoren für uns zu gewinnen, mit denen wir rundum glücklich sind – sie interessieren sich sehr für das, was wir tun, und unterstützen uns gleichzeitig nicht nur mit Geld, sondern auch mit viel Rat und Tat.

Wie geht es nun weiter?

Kurz und knackig formuliert: Bis ins Jahr 2030 wollen wir Raumpioniere zusätzliche Wohnfläche für 22’000 Menschen realisieren. Für uns ist also klar: Wir wollen das «Bauen ohne Land» vorantreiben und damit das Angenehme – nämlich die Vorteile für die Eigentümerinnen und Eigentümer – mit dem Nützlichen – dem Landschafts- und Naturschutz – verbinden. Dass eine schöne, unverbaute Landschaft einen wertvollen Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Wohlbefinden und der Klimaregulation leistet, ist vielen Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern ja bewusst. Welches grosse transformatorische Potenzial ihnen aber buchstäblich zu Füssen liegt, ist ihnen heute noch sehr viel weniger klar. Und genau dort wollen wir Raumpioniere ansetzen – und zwar gleichsam als «Katalysatoren»; indem wir einerseits Wissen und Bewusstsein schaffen, und andererseits potenzielle Mehrfamilienhausbesitzerinnen und -besitzer auf ihrem Weg zur nachhaltigen Realisierung ihres Liegenschaftspotenzials als starker Partner begleiten.

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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