Wenn uns ein Beamter der Carabiniere einen «Cliente storico» nennt, heisst das noch lange nicht, dass wir wegen verschiedener Vergehen stadtbekannt sind. Nein, der Grund ist ein ganz anderer.
Vor wenigen Tagen hat uns ein Carabiniere, welcher in der Rechtsabteilung tätig ist, erklärt, dass wir «clienti storici» seien. Wir haben uns ein wenig gebauchpinselt gefühlt, was vielleicht erstaunen mag.
Die Geschichte ist die: Seit wir hier im Piemont leben, bringt uns alle drei Monate ein Kurier das wunderbar und aufwändig gestaltete Heft der Carabinieri vorbei. Natürlich bezahlen wir dafür. Doch nicht nur für das Heft, der Betrag beinhaltet auch kostenlose Auskünfte allgemeiner Art, sondern auch kostenfreie anwaltliche Auskünfte und Hilfe bei Problemen.
Wir haben dies – vor allem während Covid - schon das eine oder andere Mal in Anspruch genommen, und immer waren wir sehr zufrieden. So auch vor wenigen Wochen.
Die Geschichte mit der Photovoltaikanlage
Und das war so: Wir haben eine Photovoltaikanlage. Diese speist den produzierten, überschüssigen Strom direkt ins Netz ein, wir erhalten zwei Mal pro Jahr eine Gutschrift für ebendiesen Strom. Normalerweise sind das im Frühjahr so gegen 2000 Euro, im Herbst gibt es dann noch ein paar Hundert Euro.
Nun, im Juni bekamen wir gerade 54 Euro. Da konnte definitiv was nicht stimmen. Wir fragten zurück, wurden an den Kundendienst – sprich das Callcenter – verwiesen. Uns wurden lediglich unleserliche Tabellen gemailt und erklärt, dass die Lesung Fehler aufweise. Punkt und Schluss.
Die Carabinieri helfen weiter
Nach einigem Hin und Her riefen wir unsere Ansprechperson bei den Carabinieri an und erzählten ihm von unserem Problem. «Certo», meinte er. Dieses Problem mit ebendieser Firma kenne er.
Er bat uns um die Unterlagen, und er nahm direkt mit der Firma Kontakt auf. Wir dankten herzlich, und er meinte, dass wir schliesslich «Clienti storici», also langjährige gute Kunden seien - so etwas wie Stammkunden. Und da sei es selbstverständlich, dass wir Hilfe bekämen.
Natürlich, so die verantwortliche Firma, sei ihnen auch aufgefallen, dass etwas nicht stimmen könne. Flugs kam auch eine Mail des Betriebes, welcher die Daten erfasste.
«Entschuldigt, wir senden die genauen Daten noch heute an die Firma, welche die Gutschriften ausstellt», war die umgehende Antwort. In wenigen Tagen soll nun der richtige Betrag überwiesen werden.
In einer Endlosschlaufe geparkt
Wir persönlich wären gar nie so weit gekommen, immer landeten wir beim Callcenter. Und die wussten schlichtweg nicht, was Sache war, und wiegelten uns ab.
Und meist läuft es so, wenn man als kleiner Bezüger oder Lieferant Probleme hat, wird man ignoriert, in irgendeiner Endlosschlaufe geparkt, oder im Callcenter an Leute verwiesen, welche nur von etwas eine Ahnung haben: nämlich vom Abwiegeln. Ausser, man hat ein Heft der Carabinieri abonniert. Wir würde es der schweizweit bekannte Detektiv Maloney ausdrücken? «So geht das.»
Vor 20 Jahren hat Beatrice Strässle als Quereinsteigerin die Welt des Journalismus kennengelernt. Nach den ersten Gehversuchen als «Schreiberling» folgten Weiterbildungen im MAZ (Medienausbildungszentrum Luzern) Sie arbeitete zuerst als Freelancerin, und in den letzten10 Jahren als Redaktionsleiterin einer Wochenzeitung im Aargau. Im Januar 2017 zog sie zusammen mit ihrem Partner ins Südpiemont, und führt inmitten des UNESCO Welterbes ein B&B.
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