Nach zwei Jahren, die in die Betriebsumstellung auf den Standard Bio Knospe investiert wurden, ist nun Schluss. Das Zertifikat wurde dem Arenenberg aberkannt. Man habe Fehler gemacht, sagt Geschäftsleiter Jack Rietiker dazu.
Im Arenenberg wurde zwei Jahre lang erfolgreich auf den Standard Bio Knospe umgestellt. Weshalb hat sich herausgestellt, dass gewisse Richtlinien nicht mehr eingehalten wurden?
In jedem nach Bio-Standard produzierenden, landwirtschaftlichen Betrieb werden regelmässig Kontrollen durchgeführt. In der Herstellung der landwirtschaftlichen Produkte inklusive des Weinguts wurden keine Mängel festgestellt. Es wurde stets nach Bio-Richtlinien gearbeitet. Hingegen wurden bei nicht-landwirtschaftlichen Bildungsangeboten nicht biokonforme Mittel in der Gärtnerei und der Parkanlage eingesetzt.
Wie sind Sie mit der Nachricht umgegangen?
Wir reichten auf den Kontrollbericht eine umfassende Stellungnahme ein, welche jedoch nicht zum gewünschten Erfolg führte. Zudem veranlassten wir Sofortmassnahmen in den betroffenen Bereichen. Am Dienstag, 7. Februar 2023, haben wir dann den definitiven Bescheid zur Aberkennung des Bio-Labels erhalten. Wir deklarierten dann sofort die Produkte um, welche wir bis anhin nach Bio-Knospe vertrieben. Wichtig zu erwähnen ist, dass wir auch in Zukunft in Bio-Qualität produzieren werden.
Gab es allenfalls schon Rückmeldungen dazu?
Wir haben durchwegs positive Rückmeldungen erhalten – vor allem wegen der offenen und proaktiven Kommunikation.
Sie sagen, dass die Komplexität und die Trennschärfe unterschätzt wurden. Weshalb? Wurde das nicht vorgängig in den Richtlinien festgehalten?
Die Komplexität und die Trennschärfe am Arenenberg wurde unterschätzt. Wir haben die von Bio Suisse geforderte Gesamtbetrieblichkeit nicht erfüllt. Wir haben interne Fehler gemacht, die nicht hätten passieren dürfen. Dazu stehen wir. Wir setzen nun alles daran, die Fehler zu beheben und das Label wieder zu verdienen.
Sie haben den Imageschaden beschrieben. Wo macht er sich besonders deutlich sichtbar?
Da wir auch ein Bildungszentrum für die Landwirtschaft sind, wird hier der Imageschaden deutlich sein.
Sie wollen den Bio-Standard sofort wiedererlangen. Wie sieht die Umsetzung aus?
Wir werden sofort eine Neuanmeldung bei Bio Suisse machen. Die Umstellung dauert zwei Jahre. In diesen zwei Jahren produzieren wir auf dem Landwirtschaftsbetrieb und dem Weingut wie bis anhin entsprechend in Bio-Qualität, da es da keine Mängel gab. In den anderen Bereichen werden wir die Fehler suchen, analysieren und danach die notwendigen Massnahmen ergreifen.
Wie sieht es auf der Kosten-Seite aus? Wie hoch sind die Einbussen für den Betrieb?
Kosten entstehen für den wiederholten Zertifizierungsprozess für den Bio Suisse Standard, welcher zwei Jahre dauert. Diese sind in einem mittleren vierstelligen Betrag. Einbussen gibt es wegen der tieferen Vermarktungspreisen für die landwirtschaftlichen Produkte wie Milch und Eier, welche zwar weiterhin nach Bio Standards produziert werden, jedoch nicht mehr als Bio Knospe Produkte verkauft werden dürfen. Diese Mindereinnahmen liegen in der Höhe eines mittleren fünfstelligen Betrags pro Jahr.
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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