Roger Koch war Lehrer und Agenturbesitzer. Heute verkauft der Thurgauer hauptberuflich Zigaretten. Zuletzt solche, mit denen er nicht nur Schlagzeilen in der Schweiz machte, sondern in Deutschland, Russland, Indien, den USA und Brasilien: die Hanf-Zigaretten.
Roger Koch, Sie haben vor bald einem Jahr die CBD-Zigaretten lanciert, die zum Verkaufsschlager wurden. Wie hat sich die Nachfrage entwickelt?
Die Nachfrage ist schwankend. In den Wintermonaten war sie schwächer, im April hat sie wieder zugenommen. Wir produzieren derzeit rund 30 000 Päckli wöchentlich, also etwa 120 000 im Monat.
Und ohne Hanf?
Da sind es deutlich weniger, etwa 30 000 Päckchen im Monat. Wir verkaufen in den Städten am besten, vor allem in Zürich. Im Tessin und in der Romandie laufen die Tabak-Hanf-Zigaretten auch recht gut.
Das Medieninteresse an Ihren Hanf-Zigaretten war riesig.
Ja, es war eine «Einmal im Leben hast du solches Glück»-Erfahrung. Wir waren überwältigt, hatten riesige Freude und waren sehr stolz. Das Adrenalin hat uns geholfen, die sehr anstrengende Phase zu überstehen.
Ihre Tabak-Zigaretten bestehen ausschliesslich aus Schweizer Tabak. Die Hanf-Zigaretten aber nicht ausschliesslich aus Schweizer Hanf, weshalb?
In den Hanf-Zigaretten steckt ebenfalls Schweizer Tabak, aber nicht zu 100 Prozent Schweizer Hanf, ja. Wir konnten zu Beginn keinen Partner in der Schweiz finden, der bereit war, uns qualitativ guten Hanf zu jenem Preis zu verkaufen, der es uns erlaubt hätte, einen Verkaufspreis von 19.90 Franken pro Päckli durchzubringen. Hätten wir damals nur auf Schweizer Hanf gesetzt, hätte das Päckli über 40 Franken gekostet – ein Preis, der unmöglich am Markt durchzusetzen gewesen wäre. Da sich der CBD-Markt in der Zwischenzeit aber doch turbulent entwickelt hat, haben wir nun auch Angebote erhalten, die es uns noch 2018 erlauben werden, komplett auf Schweizer Hanf zu setzen.
Das heisst konkret?
Wir haben einige vielversprechende Partner gefunden, darunter auch einen in der Ostschweiz. Wir werden noch dieses Jahr umstellen können. Mehr können wir noch nicht sagen.
Weshalb bauen Sie nicht selbst an?
Weil das Knowhow unserer Partner bedeutend grösser ist als unseres.
Ihr Sortiment umfasst drei Zigaretten-Sorten und eine Drehtabak-Sorte. Planen Sie, das Sortiment bald zu erweitern?
Meine Passion ist das Pröbeln und Experimentieren. Wir werden bald mit neuen Sorten auf den Markt kommen. Unter anderem mit einer Tabak-Minz-Zigarette. Die Minze haben wir mit Bauern angebaut, die auch für Ricola produzieren.
Ist Export ein Thema?
Wir führen seit Monaten Gespräche mit Distributoren in Österreich, Deutschland, Italien, Südafrika, Russland, Kanada und weiteren Ländern. Den Durchbruch haben wir noch nicht geschafft, was vor allem juristische Gründe hat. Zudem würde ein Export in die EU sehr teuer kommen, weil die Schweiz auf Rauchprodukte Strafzölle von über 50 Prozent zahlt. Das ist für uns nicht ganz einfach.
Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?
Wir nehmen Tag für Tag. So ganz über den Berg sind wir ja noch nicht, wir müssen noch sehr viele Investitionen tätigen. Unser Ziel ist es, noch dieses Jahr schwarze Zahlen zu schreiben. Etliche Investoren, auch diverse ausländische, wollen bei uns einsteigen. Mal sehen, was daraus wird. Aber es ist und bleibt spannend.
Zum Schluss: Wie viele Zigaretten rauchen Sie als Zigarettenproduzent und Tüftler täglich?
Das ist unterschiedlich. Ich probiere ja immer wieder, rauche aber die wenigsten Zigaretten fertig. Von Montag bis Freitag sind es wohl schon so 100 Zigis. Am Wochenende rauche ich nicht. Ein bisschen Disziplin kann nicht schaden.
«Die Ostschweiz» ist die grösste unabhängige Meinungsplattform der Kantone SG, TG, AR und AI mit monatlich rund 300'000 Leserinnen und Lesern. Die Publikation ging im April 2018 online und ist im Besitz der Ostschweizer Medien AG, ein Tochterunternehmen der Galledia Regionalmedien.
Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.