Unter dem Titel «Welpenschutz» hat ein Kolumnist hier das Kabotageverbot kritisiert. Wollen wir wirklich eine Lastwagenflut aus Osteuropa?
Das Schweizer Transportgewerbe ist für Wirtschaft und Bevölkerung unentbehrlich. Auf der Strasse und auf der Schiene. Im Güterverkehr wie im Personenverkehr. Tagtäglich wird die Versorgung mit lebenswichtigen Gütern, aber auch die Entsorgung (Kehrricht, Baustellen) zuverlässig, flexibel und in bester Qualität gewährleistet. Reisebusse leisten einen wichtigen Beitrag für eine komfortable, sichere Freizeit- und Ferienmobilität von Tür zu Tür. Zugleich haben die Schweizer Transportunternehmen ihre Fuhrparks in den letzten Jahren laufend modernisiert. Über 90 Prozent der Tonnenkilometer werden mittlerweile mit Fahrzeugen der neuesten EURO-Normen 5 und 6 zurückgelegt. Dadurch liegen die Schadstoffemissionen gemäss offiziellen Zahlen des Bundes (nicht: der Hersteller!) bei nahezu Null. Es darf ohne Übertreibung festgestellt werden, dass das CH-Transportgewerbe mit der bestmöglichen Ökobilanz unterwegs ist; die umweltpolitischen Hausaufgaben wurden gemacht, notabene mit Investitionen in Milliardenhöhe, ohne jegliche staatliche Unterstützung.
In seinem Beitrag «Welpenschutz» vom 24. Mai 2018 behauptet Stefan Kuhn, dass das Kabotageverbot völlig überflüssig ist. Ausländische Lastwagen sollen seiner Meinung nach auch zwischen zwei Punkten innerhalb der Schweiz transportieren dürfen. Doch: Wollen wir wirklich eine Lastwagen-Flut aus Osteuropa, die unser Land überschwemmt? Wollen wir Transporte zu Billigstlöhnen, die gemäss ASTAG-Studie bis zu 90 Prozent (!) tiefer liegen als die Löhne für unsere bewährten Schweizer Berufsfahrerinnen und -fahrer? Wir reden von 400 bis 500 Euro pro Monat… Wollen wir manipulierte Fahrzeuge (AdBlue-Bschiss) mit massiven Mängeln, die die Umwelt verschmutzen und die Verkehrssicherheit gefährden? Wollen wir zig Verstösse gegen die Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen, wie sie vom Zoll im internationalen Transitverkehr immer wieder aufgedeckt werden?
Ich glaube, die Antwort versteht sich von selbst. Wichtig ist: Qualität hat ihren Preis. Das ist in allen Branchen so. Auch in der Pharmabranche, wo Stefan Kuhn tätig ist. Das Schweizer Transportgewerbe stellt sich sehr gerne in den Dienst von Wirtschaft und Bevölkerung – in bester Qualität. Dazu braucht es Ostschweizer, die die Region und die kürzesten Wege kennen, keine Osteuropäer mit Tiefstlöhnen und Leerfahrten. Deshalb: Das Kabotageverbot darf nicht gelockert werden.
Martin Lörtscher ist CEO der Hugelshofer Logistik AG mit Sitz in Frauenfeld. Er ist Mitglied vom TGV-Vorstand und war mehrere Jahre Präsident des Schweizerischen Nutzfahrzeugverbandes ASTAG Sektion Ostschweiz + FL.
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