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Nach tödlichem Biss

«Wozu braucht man einen solchen Hund, wenn man keine Zeit hat?»

Ein Listenhund verbiss sich in Oberuzwil in den Zwergpudel «Laura» - die Hundedame musste eingeschläfert werden. Der betroffene Hundehalter hat sich mittlerweile zwar entschuldigt – doch der Hund kann unter Auflagen weiterleben.

Manuela Bruhin am 06. März 2023

Die Bilder werden Catharina Fend und ihr Mann wohl ihr Leben lang nicht vergessen. Ihre Pudeldame «Laura» wurde durch einen Listenhund so schwer verletzt, dass sie vom Tierarzt erlöst werden musste. «Der Schock sitzt immer noch tief», sagt die Ostschweizerin. «Ich bin mit grossen Hunden aufgewachsen und habe eigentlich keine Angst vor ihnen. Nach dem Vorfall jedoch habe ich Panik, wenn Listenhunde frei herumlaufen – und es macht mich wütend.»

Handgemenge, Schreie

Ihr Mann geniesst vor rund zwei Wochen das frühlingshafte Wetter bei einem Spaziergang mit Pudel-Dame «Laura» und seinem Sohn. Eine kurze Begegnung mit einem Listenhund verläuft zunächst unauffällig – zwar bellen sich beide Hunde kurz an, sind jedoch angeleint. «Laura» ist mit einem «Gstältli» und einer Leine gesichert. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse. Der Listenhund kann sich aus dem Halsband befreien und läuft davon. Kurz darauf verbeisst er sich in «Laura». Es folgt ein Handgemenge, Schreie, wenig Blut. «Als mich mein Mann anrief und sagte, dass ich schnell mit dem Auto kommen müsste, weil ‘Laura’ gebissen wurde, ahnte ich bereits nichts Gutes», erinnert sich Catharina Fend zurück. Als sie ihren Hund schliesslich mit eigenen Augen sah, wusste sie: Das konnte nicht gut ausgehen. Zwar blutete das Tier nicht stark, doch die Verletzungen waren schlimm. So schlimm, wie sich beim Tierarzt später herausstellte, dass sie das Familienmitglied vom Leiden erlösen mussten.

Zu lasche Auflagen?

Mittlerweile habe sich der Besitzer des Listenhundes zwar mit einem Brief entschuldigt. «Wir sind ihm auch nicht böse. Denn auch Wut bringt uns unseren Hund nicht zurück», sagt Catharina Fend. Dennoch könne es nicht sein, dass das Tier, wenn auch unter einigen Auflagen wie in etwa einer Leinenpflicht und Besuche der Hundeschule, weiterleben könne. «Dieses Mal wurde ein Hund getötet. Was aber, wenn er auf ein Kind losgeht?» In Oberuzwil ginge die Angst bei vielen Hundebesitzern rum, so die Ostschweizerin. Denn es würden mittlerweile viele Listenhunde in der Gemeinde ausgeführt – sie wüsste auch von solchen Personen, die vorher im Kanton Thurgau gewohnt hätten, und mittlerweile umgezogen seien. Eben deshalb, weil im Kanton St.Gallen Listenhunde erlaubt sind, im Thurgau jedoch bewilligungspflichtig. Gerade das Gebiet rund um das Oberstufenzentrum sei bei Hundehaltern mit Listenhunden beliebt, weiss auch eine andere Zeugin zu berichten. Und die Angst ginge um, weil bereits viele von Vorfällen zu berichten wissen – und sich längst nicht alle an die offiziellen Regeln, wie beispielsweise der Leinenpflicht, halten würden.

Angst geht um

Die Familie hat mittlerweile Anzeige erstattet. Wie es weitergeht, entscheide schlussendlich die Staatsanwaltschaft, erklärt die Kantonspolizei St.Gallen auf Anfrage. Dort bestätigt man indes den Vorfall. Vom Veterinäramt Zürich erhielt die Familie ein Schreiben, in welchem mitgeteilt wurde, dass der Halter des Hundes nicht ausfindig gemacht werden konnte. Eine Meldung, die bei Catharina Fend Fragen aufwirft. Denn: «Weshalb kommunizieren die Ämter nicht miteinander? Der Halter ist ja bekannt.» Zudem war auch die Polizei vor Ort und könnte sicherlich mit den Angaben weiterhelfen. «Da fragen wir uns, was hier alles schief läuft.» Catharina Fend betont, dass es ihr nicht explizit um den besagten Hundehalter gehe. Denn bereits vor einigen Jahren sei «Laura» von einem Listenhund angegriffen worden, jedoch mit einigen kleineren Verletzungen davon gekommen. «Wir möchten mit unserer Geschichte die Öffentlichkeit sensibilisieren. Es laufen einfach zu viele Listenhunde herum, die gefährlich sind – für andere Hunde, aber auch Menschen.» Nicht alle Listenhunde dürften in einen Topf geworfen werden. Eine Nachbarin der Familie beispielsweise führe ihren Hund nur mit Maulkorb und Leine aus. Genau deshalb, weil es keine Garantie gäbe, und die Stärke eines Listenhunds nicht unterschätzt werden dürfe. Wie gefährlich das werden kann, beweist der jüngste Vorfall in Oberuzwil. Die Familie wünscht sich strengere Auflagen, wie in etwa einer Maulkorb- und Leinenpflicht für die Listenhunde. «Viele Hundehalter haben gar keine Zeit, und führen ihre Tiere nur abends oder am Wochenende aus. Weshalb wollen sie also unbedingt eine solche Rasse?»

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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