Verena Hug
«Nichts ist gewiss, aber alles möglich», das ist die Devise im Swingerclub Orangerie in Wängi. Die 54-jährige Verena Hug betreibt den Club zusammen mit ihrem Mann seit 13 Jahren. Ein Gespräch über einen speziellen Beruf.
Verena Hug, Sie sind Inhaberin des Swingerclubs Orangerie. Wie sind Sie dazu gekommen?
Ich habe den richtigen Mann geheiratet, der mit mir und für mich diesen Swingerclub schaffen wollte. Er ist keiner aus der Gastronomie, sondern ein Kreativer, der das als ein gutes und sinnvolles Geschäft ansah und Spass daran hatte. Er selber war nie ein Swinger. Mein gelernter Beruf ist Köchin und danach habe ich die Wirteprüfung absolviert.
Wie sieht ein normaler Alltag in Ihrem Beruf aus?
Ich gehe spät schlafen, stehe auf und mache meist ein wenig Sport. Am Nachmittag fängt es an: Personalführung, Abläufe planen, Events organisieren. Dann kommt natürlich die Gastgeberrolle während des Betriebes hinzu.
Verena Hug
Wie hat Ihr Umfeld reagiert, als Sie einen Swingerclub gegründet haben?
Viele wissen nicht, was das im Detail ist. Die Klugen fragen mich und die anderen kultivieren ihre Vorurteile. Die Wissenden verurteilen das Swingerwesen eigentlich nie. Ich habe keine echte Ablehnung gespürt. Es ist nicht für jeden, aber für viele etwas Attraktives. Viele Frauen geben heute zu, dass sie Spass am Sex haben und sich den auch organisieren wollen – und das dürfen sie auch.
Wie sieht Ihr Swingerclub aus?
Er scheint flächenmässig der grösste in Europa zu sein, der kein Bordell ist. Ein Bordell war die Orangerie nie und wird es auch nie sein. Wir bieten keine käuflichen sexuellen Dienstleistungen an – auch keine Massagen oder ähnliches.
Für wen ist Ihr Club geeignet?
Grundsätzlich für alle Paare, die Kontakt zu anderen suchen – zum Lachen, Plaudern, Tanzen und Flirten, zum Anmachen und angemacht werden, zum Provozieren und sich wieder einmal zeigen. Er ist für Gruppen oder einzelne Frauen, die auch gerne etwas mehr machen, wenn es passt und die keine fremden Männer zu Hause haben möchten. Dann natürlich auch für Frauen, die nicht im einem Hotelzimmer sitzen wollen, oder in einem Seitensprungzimmer, wo alles schon quasi abgemacht ist, wenn sie auf dem Bett sitzen. Das ist in der Orangerie nie der Fall. Es kommt so, wie es jede Frau für sich haben will. Nicht mehr und auch nicht weniger. Sie hat die Sicherheit des grossen Betriebs, sie muss sich nie überwinden, weil sie das Gefühl hat, dem Mann etwas schuldig zu sein. Die Frau oder das Paar hat die absolute Sicherheit, zu nichts genötigt oder gezwungen zu werden.
Als Gast bin ich in ihrem Swingerclub also niemandem ausgeliefert?
Überhaupt nicht – sogar noch weniger als in einem Dancing oder an einer gewöhnlichen Bar. Es ist einfach, in der Orangerie Kontakt zu anderen zu schaffen. Aber diese Kontakte können auch sehr einfach wieder abgebrochen werden – und das in jedem Stadium des Zusammenseins.
Wer ist Ihr Zielpublikum?
Die Zielgruppen sind sehr verschieden, je nach Event. Wir haben spezielle Events für beispielsweise eher Junge, eher Ältere oder auch für Frauen mit Interesse an anderen Frauen. Für homosexuelle Männer sind wir weniger geeignet, die haben ihre eigenen Klubs. Wir haben als einziger Swingerclub ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männer. Wir haben Frauen und Männer, die finden immer, was sie suchen und auch Paare, die jedes Mal erfolgreich sind, wenn sie die Orangerie besuchen. Es ist immer eine Frage des Beuteschemas. Wer nur auf 21-Jährige mit roten Haaren und Untergewicht steht, wird seine Mühe haben.
Gibt es demnach seriöse und weniger seriöse Swingerclubs?
Extrem sogar. Die Unterschiede sind enorm. Es soll in der Umgebung von Zürich einen Club geben, wo Frauen echt um ihr Leben rennen, wenn sie nicht mitmachen wollen.
Gibt es in Ihrem Swingerclub ganz klare Regeln?
Grundsätzlich ist es eine tolerante Gemeinschaft, die sich hier trifft. Nicht unaufgefordert anfassen, immer lieb fragen, Interesse zeigen, aber nie aufdringlich werden, sind die Grundzüge des Verhaltens in der Orangerie.
Nadine Linder war Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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