Felix Müller, Präsident des Pioneers Club, erzählt vom Werdegang des kleinen FC-St.Gallen-Fans zum engagierten Unterstützer, der die grün-weissen Farben in jeder Lebenslage hochhält. Im Interview verrät er, wie der Club Nachwuchstalente fördert und warum der Zusammenhalt der Mitglieder wichtig ist.
Felix Müller, erinnern Sie sich noch an die erste Berührung mit dem FC St. Gallen?
Uff … Mit meinen 31 Jahren ist das schon eine Weile her … Lassen Sie mich überlegen: Als Kind spielte ich gerne Fussball. Meine Cousine hatte einen Partner, der beim FCSG spielte. Als kleiner Bub hat mir das mächtig imponiert. Ein Spieler im Bekanntenkreis zum Greifen nahe.
Und wann sind Sie definitiv zum Fan geworden?
Neben dem FCSG hatte ich auch Sympathien für den FC Basel – wegen anderer Cousins von mir, die in Basel wohnten – und auch für die ganz grossen Clubs wie Real Madrid, FC Chelsea oder Bayern München. Aber mein Herzensclub war schon immer der FCSG.
Jetzt sind Sie nicht nur Fan, sondern Präsident des Unterstützervereins Pioneers Club 1879. Wie kam es dazu?
Ich habe mich 2019 als Immobilienfachmann mit der Felix Müller Immobilien GmbH selbstständig gemacht und einen Ort gesucht, wo ich mich beruflich vernetzen konnte. Ein Freund, der beim FCSG arbeitete, hat mich dann auf den Pioneers Club aufmerksam gemacht. 2019 bin ich beigetreten und wurde gleich an meiner ersten Hauptversammlung zum Präsidenten gewählt.
Das ging aber schnell.
Ja, das Amt war verwaist und niemand wollte das Präsidium übernehmen. Da habe ich mich halt spontan gemeldet. Aber das Amt bedeutet in erster Linie Vereinsarbeit, die man in der Freizeit – aber gerne – macht. Besondere Privilegien bringt es nicht mit sich.
Als Clubmitglied feuern Sie den FCSG bei jedem Heimspiel an und bekunden damit Ihre – bedingungslose, wie es auf der Webseite heisst – Unterstützung für den Verein. Das Hauptaugenmerk liege aber auf der Nachwuchsförderung.
Ja, wir überweisen jährlich 55 000 Franken an «Future Champs Ostschweiz». FCO ist die Nachwuchsförderung des FCSG. Sie fördert und beschult junge Nachwuchstalente, bietet ihnen neben der Schule auch die idealen Trainingsbedingungen, sodass die jungen Menschen optimal aufs Leben vorbereitet werden. Sei es als Fussballer oder, sollte es damit nicht klappen, auf den weiteren Ausbildungs- und Lebensweg.
Wer kann man Mitglied im Pioneers Club werden?
Das ist ein ganz komplexer Bewerbungsprozess (lacht)! Nein, natürlich nicht: Man kommt auf mich oder ein anderes Mitglied zu und wir erklären, um was es uns geht. Wenn das Gegenüber will, dann besprechen wir das kurz im Vorstand und nehmen das Neumitglied auf. Bis jetzt sind immer tolle Menschen gekommen – abgelehnt haben wir auf jeden Fall noch nie jemanden.
Wie viele Mitglieder zählt denn der Club?
Aktuell sind wir 42 Mitglieder. Da bei uns auch immer der Netzwerkgedanke eine Rolle spielt, sind die Mitgliedschaften persönlich und keine Firmenmitgliedschaften. Der persönliche Draht ist uns wichtig.
Die Mitgliedergebühr beläuft sich auf 1879 Franken jährlich. Was passiert damit?
Damit bezahlen wir neben dem fixen Beitrag für die Nachwuchsförderung auch das Clublokal, das wir kürzlich etwas modernisiert haben, und die Getränke an den Heimspielen, sofern sich dafür kein Sponsor finden lässt. Längerfristig möchten wir den Beitrag an den FCSG erhöhen, dafür brauchen wir aber mehr Mitglieder.
Gibt es exklusive Vorteile als Pioneers-Club-Mitglied?
Da wäre der Zutritt zum Clublokal, der Mitgliedern und ihren Gästen vorbehalten ist. Zudem ist ein Parkplatz inbegriffen und – wie bereits erwähnt – die Getränke sind ebenfalls offeriert. 25 Minuten vor jedem Spiel kommt zudem ein Spieler ins Clublokal, stellt sich und das Spiel vor, das uns erwartet. Das ist vor allem für die Kinder ein besonderes Highlight.
Gibt es ein Clubleben ausserhalb des Kybunparks und abseits des Fussballfelds?
Ja, wir organisieren rund sechs Anlässe im Jahr. 2023 waren das zum Beispiel ein Meet-and-Greet mit Matthias Hüppi, Peter Zeidler und Spielerinnen der Frauenmannschaft, ein Olma-Besuch, eine Weindegustation oder ein Grillabend. Wichtig aber: Wir sind in erster Linie eine Gönnervereinigung und kein Serviceclub.
Ihr schönster Clubmoment?
Das war vor zwei Jahren, als der FCSG ein Heimspiel gegen die Young Boys gewonnen hatte. Der halbe Pioneers Club sass noch den ganzen Abend im Clublokal und wir feierten gemeinsam den Sieg. Das war cool.
Wie unterscheidet sich der Pioneers Club von anderen Supporter-Vereinen wie dem Dienstagclub oder den Ambassadoren?
Wir haben etwas weniger Mitglieder und alles ist darum persönlicher. Dieser persönliche Charakter ist uns wichtig. Zudem sind wir mit weniger Mitgliedern bei der Organisation von Anlässen flexibler. Und der Mitgliederbeitrag ist tiefer als bei den anderen Unterstützervereinen.
Zum Schluss: Was wünschen Sie dem FCSG?
Dass Cristiano Ronaldo einmal im grün-weissen Trikot im Kybunpark einläuft (lacht)! Nein, im Ernst: den Meistertitel natürlich. Das wäre der Hammer!
Karin Bernet, Stefan Jäger (Diskussionsleiter), Fabienne Örtle und Trainer Peter Zeidler (von links) an einer Podiumsdiskussion, die vom Pioneers Club 1879 im letzten Jahr organisiert wurde. (Bilder: pd)
Michel Bossart ist Redaktor bei «Die Ostschweiz». Nach dem Studium der Philosophie und Geschichte hat er für diverse Medien geschrieben. Er lebt in Benken (SG).
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